
Es sind zwei Fragen, die die Förster umtreiben, immer wieder, in Dauerschleife: Wie schaffe ich es, die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Brennholz zu erfüllen? Und – wohl noch wichtiger – wie baue ich den Wald so schnell um, dass er mit dem Klimawandel Schritt halten kann und der Baumbestand nicht kollabiert? Insoweit verwundert es nicht, dass Jochen Schenk während der jüngsten Versammlung des Waldpflege-Zweckverbands für den Gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen genau diese beiden Themen-Komplexe in den Fokus seiner Ausführungen rückte.
Zum Stand des Winter-Holzeinschlags im Wald berichtete der Gerolzhöfer Förster, dass die Holzernte so gut wie abgeschlossen sei. Die knapp 150 Brennholzkunden – ausschließlich private Haushalte, keine Händler – seien zu rund zwei Drittel bereits bedient worden und hätten Angaben erhalten, wo sie ihr Polterholz abholen können. Aufgrund der feuchten Witterung habe man das Rücken des Holzes im Januar allerdings unterbrechen müssen, sagte Schenk. Sobald es im Wald wieder trockener ist, würden auch die restlichen Brennholz-Polter hergerichtet.
Wenn's abgetrocknet hat, wird wieder Holz gerückt
Insgesamt belaufe sich die eingeschlagene Brennholzmenge auf rund 2400 Raummeter (rm). Ein Gros davon entfiel auf den Gemeinsamen Bürgerwald. Der Einschlag im Stadtwald, im Mahlholz, mache nur eine vergleichsweise kleine Menge aus. Die hohe Nachfrage nach Brennholz, die sich auch daran abzeichnet, dass wiederholt nachbestellt wurde, beschrieb der Förster als angespannt. Sollte die Nachfrage auf dem hohem Niveau des Vorjahres verharren – was Schenk aber nicht erwartet –, dann deute sich tatsächlich ein Versorgungsproblem an. "Das ist auf Dauer nicht zu leisten", sagte Schenk. Notfalls müsse man den Brennholzpreis nochmals verteuern oder die pro Haushalt orderbare Menge weiter einschränken. Derzeit gilt eine Grenze von 30 Raummetern.

Dass das zweite, die Frostwirtschaft zunehmend beherrschende Thema mit dem ersten einhergeht, lässt sich exemplarisch an den Buchen ablesen. Wie Schenk berichtet, habe er beobachtet, dass bei Buchen mit Trockenschäden, deren Äste und das Holz aus den Kronen "wie Glas zerspringen", wenn diese nach dem Fällen auf den Boden prallen. So etwas habe es früher nur ganz vereinzelt gegeben. Das Problem ist: Das zersplittere Holz lässt sich kaum noch als Brennholz verwerten.
Besondere Problemlage beim Brotbaum des Steigerwalds
Brennholz stammt jedoch zum größten Teil aus genau den oberen Teilen eines Baumes. Der untere Teil des Baumstammes wird, wenn er nicht anderweitig geschädigt ist, als Stamm-Wertholz verkauft. Wenn die Trockenschäden weiter zunehmen, führt dies bei den Buchen, dem Brotbaum des Steigerwalds, zu einer paradoxen Situation: Am Ende müssen immer mehr Bäume gefällt werden, um die gleiche Menge Brennholz zu erhalten. Zugleich würde die Menge des Stammholzes, das als Brennholz zu wertvoll ist, zunehmen. Dies würde wiederum dazu führen, dass die Holzpreise sich künstlich verbilligten. Noch seien die Brennholzbestände ausreichend, beruhigte Förster Schenk. Doch die Entwicklung, die sich abzeichnet, sei dennoch "besorgniserregend".
Sein kurzer Blick auf den Holzmarkt zeigte, dass die Nadelholz-Preise zuletzt stabil blieben und dem Forstbetrieb "interessante Geschäfte" ermöglichten, wie Schenk es nannte, ohne auf Details zu den Erlösen einzugehen. Beim Hartholz hätten die Preise bis zu einem Drittel über denen des Vorjahres gelegen. Das Holz aus dem Stadt- und Bürgerwald ging ausschließlich an Stammholzkunden aus Franken, diente also der Versorgung der heimischen Sägewerke.
Nachzucht aus eigenen Speierling-Samen lohnt sich
Damit kam der Gerolzhöfer Förster auf den Waldumbau zu sprechen. Und hier hatte er die angesichts der gewaltigen Anforderungen, die die heißer und trockener werdenden Sommermonate mit sich bringen, durchaus gute Nachricht zu vermelden: der vor Ort eingeschlagene Weg scheint sich zu lohnen. Bekanntermaßen setzt Schenk stark auf die Nachzucht des Speierlings, eines Baumes, der im Gerolzhöfer Wald nicht nur in einer außergewöhnlichen Dichte vorkommt. Der Speierling gilt zudem als eine Baumart, die mit Hitze und Trockenheit vergleichsweise gut zurecht kommt. Er gilt als ein Zukunftsbaum.
Deshalb lässt Schenk seit einigen Jahren bereits aus den Samen der Bäume Setzlinge nachziehen. Diese werden gezielt an verschiedenen Stellen des Stadt- und Bürgerwalds gepflanzt. Für das vergangene Jahr vermeldete Schenk nun eine Ausfallquote von fünf Prozent der jüngst gepflanzten Setzlinge. Dies stellt angesichts der Trockenheit im Vorjahr eine fast schon sensationell gute Verlustquote dar, zumal die Setzlinge nicht gegossen wurden. Die jungen Speierlinge seien zudem gut 20 Zentimeter gewachsen.
Lieber einheimische Zukunftsbäume als Exoten
Dies ist zumindest ein Lichtschimmer im Wettlauf mit der Zeit. Denn das Portfolio an einheimischen Zukunftsbäumen ist laut Schenk "ziemlich ausgeschöpft". So habe er zuletzt im Stadtwald neben Speierlingen vereinzelt auch Baumhasel und erstmals Wildapfel pflanzen lassen. Erlen und Ulmen wurden an feuchten Standorten ebenfalls gesetzt. Auf exotische Bäume, die völlig standortfremd sind und etwa aus den Subtropen stammen, möchte Schenk bewusst verzichten solange es Möglichkeiten mit einheimischen Bäumen gibt, die trotz Klimawandels gute Überlebenschancen haben.

Ein Problemfeld, das ebenfalls mit Hitze und Trockenheit zusammenhängt, ist das massenhafte Ausbreiten von Schädlingen. Auch aktuell gebe es bereits erste Fälle von Borkenkäferbefall im Bürgerwald, berichtete Schenk. Doch auch grundsätzlich gehe es den davon betroffenen Fichten "gar nicht gut". Hier müsse man schnell handeln und die befallenen Bäume aus dem Wald nehmen, auch wenn dies ein Kampf gegen Windmühlen sei. Allzu lange dürfte dieser Kampf gegen den Borkenkäfer jedoch nicht mehr dauern. In vier, fünf Jahren, mutmaßt der Förster, dürften die letzten Fichten gefällt sein. Und auch für Kiefern sehe die Lage nicht viel besser aus.