Demokratie ist harte Arbeit, auch in der Kommunalpolitik. Das galt für die Kandidaten ebenso wie für die Wahlhelfer und -helferinnen bei den Bürgermeisterwahlen in der Marienbachgemeinde. Ein Endergebnis lag erst in der Nacht vor, kurz vor halb Eins. Nachdem im Rathaus sämtliche Briefwahlbezirke ausgezählt waren stand CSU-Amtsinhaber Willi Warmuth als Sieger fest, mit 56,2 Prozent oder 2559 gültigen Stimmen.
SPD-Herausforderer Holger Schmitt brachte es auf 43,8 Prozent, oder 1993 Stimmen. Auch wenn der mehrstündige Auszählmarathon nie wirklich zur Zitterpartie wurde war zuletzt doch für Emotionen gesorgt. Warmuth, der den Stand der Dinge am Bildschirm verfolgte, durfte sich zwischendurch über Besuch von CSU-Prominenz freuen. Staatssekretär a.D. Gerhard Eck, Vizelandrätin Christine Bender, einige Bürgermeisterkollegen und MdB Anja Weisgerber waren noch zu später Stunde ins Büro geeilt, mit Blumenstrauß und kleiner Bayernfahne. Dort dauerte es dann, bis alle zwölf Wahlbezirke ihre Ergebnisse gemeldet hatten.
Der alte und neue Bürgermeister wunderte sich, wie ruhig er selbst war
"Wenn ich ein Wort sagen kann – Danke", hieß es von Seiten Willi Warmuths, der das dritte Mal auf den Chefsessel darf. Der alte und neue Bürgermeister wunderte sich, wie ruhig er selbst war. Es sei im Vergleich zu früher ein ganz anderer, meist redlicher Wahlkampf gewesen, hieß es lobend in Richtung Mitbewerber, Holger Schmitt, der als einer der ersten gratulierte. Es sei ihm sehr viel wert weitere sechs Jahre für die Gemeinde tätig sein zu dürfen, freute sich ein sehr gelöst wirkender Warmuth, nachdem er die Umarmungen oder Gratulationen von Familie, Mitarbeitern und Weggefährten entgegengenommen hatte.
Holger Schmitt, der geduldig im Ratssaal ausgeharrt hatte, war die Enttäuschung anzumerken – in den meisten Wahlbezirken blieb die Vormacht des Rathauschefs unangetastet, mit einer Ausnahme im westlichen Dittelbrunn. Schon bei den Auszählungsergebnissen in den kleinen Ortsteilen Holzhausen und Pfändhausen, die am frühen Abend vorlagen, zeigte sich keine echte Wechselstimmung.
Holger Schmitt spricht von respektablem Ergebnis
Warmuth war allerdings auch kein Kantersieg vergönnt. Schmitt sah ein "respektables Ergebnis", es sei einfach schwer, gegen einen zwölf Jahre amtierenden Bürgermeister "aus dem Stegreif" zu gewinnen. Bei tausenden Hausbesuchen habe er viel Zuspruch erfahren, über alle Altersgrenzen hinweg. Er habe mehr Offenheit, mehr Transparenz und bessere Informationspolitik gewünscht, so der Vorsitzende des SPD-Dachverbands, der trotz "einiger Hakler" ebenfalls von einem fairen Wahlkampf sprach.
Schmitt, der mit Lebensgefährtin Christiane Wehner in die Verwaltungszentrale gekommen war, hatte es geschafft, am späten Sonntagabend einige jüngere Fans ins Rathaus zu locken. Er ist gerade zum zweiten Mal Vater geworden. Der frisch verheiratete Bürgermeister Warmuth wiederum freute sich vor allem mit Ehefrau Martha.
Wenige Stunden zuvor hatte der Wahlabend mit dem Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Gerhard Staudt begonnen. Holger Schmitt war da noch als Blasmusiker der Hambacher Musikanten dabei gewesen, in Tracht, für ein Überraschungsständchen; Warmuth hielt in der Kirche eine offizielle Dankesrede. Trotz unterschiedlicher Temperamente ist die Verankerung im Gemeindeleben bei beiden Kandidaten nicht gespielt, das merkte man bei dieser Gelegenheit. "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben", hieß es in der Kirche, eine Weisheit, die sich bei der Auszähldauer dann bestätigt hat. Landtags- und Bezirkswahlen hatten lange Vorrang, am Schluss hing es an den 2438 gültigen Briefwahlstimmen, die das Ergebnis aber nicht mehr kippten.