Der Abrissantrag einer Schweinfurter Investorengruppe für die Gebäude mit der Hausnummer 13 und 15 am Georg-Wichtermann-Platz sorgte – wie auch im Bauausschuss im Juni– für kontroverse Diskussionen. Am Ende stand in namentlicher Abstimmung mit 11:4 Stimmen die erneute Ablehnung des Antrags. Das Landesamt für Denkmalpflege bejaht den Status beider aus dem 18. Jahrhundert stammenden Bürgerhäuser als Denkmäler und verweigert die Abrissgenehmigung.
Standpunkt: Gerade noch die Kurve gekratzt
Ist es möglich, die Bürgerhäuser wirtschaftlich zu sanieren? Ist es möglich, ein tragfähiges Konzept für die beiden Gebäude zu entwickeln? Aus Sicht der Denkmalschutzbehörde ja, vor allem dank möglicher Zuschüsse. Sie sieht gerade das Gebäude direkt an der Ecke zwischen Wichtermann-Platz und Roßmarkt, in dem im Moment ein Modegeschäft ist, als wichtiges Eckgelenk und historisch wie städtebaulich als wertvoll an.
Die Verwaltung hat nach der Sitzung im Juni noch einmal eine ausführliche Anfrage an das Landesamt gestellt und auch mit städtebaulichen Aspekten für den Abriss geworben. Die Stellungnahme des Landesamtes und die gesetzliche Lage sind eindeutig. Ein Abriss ist nicht möglich, das hat sich die Verwaltung von der Regierung von Unterfranken bestätigen lassen.
Es fehlen nach wie vor Unterlagen
Das liegt auch daran, dass die Investoren, darunter FDP-Stadtrat Georg Wiederer, die für eine mögliche andere Beurteilung des Sachverhaltes nötigen Unterlagen wie ein Aufmaß mit Bestandsdokumentation, ein Tragwerkgutachten, eine Befunduntersuchung und vor allem den Nachweis der Unwirtschaftlichkeit bei der Sanierung der Denkmäler bisher der Verwaltung nicht vorgelegt haben.
Was vorlag, waren drei Ansichten eines modernen, fünfstöckigen Funktionsbaus, der sich der umliegenden Bebauung wie dem gegenüber befindlichen Modehaus oder dem Buchhändler anpasst. Gestalterisch entspricht es dem üblichen modernen Standard heutzutage. Für das neu geplante Wohn- und Geschäftshaus – im Erdgeschoss gewerbliche Nutzung, in den Obergeschossen Wohnungen und eventuell Hotelzimmer, die von einem etablierten Schweinfurter Hotel mitvermarktet werden könnten – gibt es bisher nur eine Bauvoranfrage, keinen Bauantrag. Auf Nachfrage dieser Zeitung wollte sich Georg Wiederer, der im Moment in Urlaub ist, nicht zu der erneuten Abriss-Ablehnung äußern.
Eindringlicher Appell von Lackums
Der Verlauf der Diskussion im Gremium – unter anderem plädierten die CSU-Räte Rüdiger Köhler, Theresa Schefbeck und Werner Christoffel sowie Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) für den Abriss und einen Neubau – sorgte für hörbare Irritation bei Ordnungsreferent Jan von Lackum. Schefbeck warnte unter anderem vor „krampfhaftem Bewahren“ und wies darauf hin, dass es auch in früheren Jahrhunderten mittelmäßige Architektur gegeben habe. Köhler und Christoffel konnten die Haltung der Denkmalschützer „in keiner Weise“ nachvollziehen und stellten sich bewusst gegen den Verwaltungsvorschlag, den Abriss aus formal-rechtlichen Gründen ablehnen zu müssen.
Von Lackum erklärte sehr deutlich, was passiert, wenn das Gremium den Antrag befürworten würde: Der OB wäre gezwungen, den Beschluss zu rügen, bei der Regierung von Unterfranken prüfen zu lassen und man kenne das Ergebnis schon. „Ich tue mir schwer, dass Teile des Gremiums eine bewusst rechtswidrige Entscheidung treffen wollen“, so der Ordnungsreferent und Volljurist. Das wäre ein Novum in der Geschichte des Stadtrates, so von Lackum, der es für nötig hielt, die Räte an ihren Eid zu erinnern, der die Achtung der Gesetze verlangt. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) ist persönlich zwar einem Neubau gegenüber nicht abgeneigt, stärkte seinem Referenten in der rechtlichen Einschätzung und bezüglich seiner in dieser Schärfe selten zu hörenden Worte aber klar den Rücken.
Dass ein Gericht sich auf Seiten der Stadt schlagen würde, sieht von Lackum im übrigen als nahezu ausgeschlossen an, da das Landesamt für Denkmalpflege vor Gericht Gutachterstatus habe: „Keiner hier kann beurteilen, ob es ein Denkmal ist oder nicht, das kann nur das Landesamt“, so von Lackum.
Namentliche Abstimmung
Unterstützung fand die Verwaltung bei Ulrike Schneider (FW/SWL), einer strikten Abrissgegnerin, sowie SPD, Linken und Grünen, aber auch einigen CSU-Räten. Bei der namentlichen Abstimmung stimmten Rüdiger Köhler, Theresa Schefbeck, Werner Christoffel (alle CSU) sowie Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) für den Abriss. Dagegen stimmten OB Sebastian Remelé, Jürgen Rojek, Elisabeth Maskos, Sorya Lippert, Ljubow Hurlebaus (alle CSU), Thomas End, Marianne Prowald, Johannes Petersen (alle SPD), Frank Firsching (Linke), Ulrike Schneider (FW/SWL) und Thomas Schmitt (Bündnis 90/Die Grünen).