Es ist das Privileg eines Bauausschusses, intensiv über die bauliche Weiterentwicklung seiner Stadt nachzudenken. Gerade, wenn es um exponierte Stellen geht, muss man das Für und Wider eines Abrisses und späteren Neubaus abwägen. Das gilt besonders beim Thema Denkmalschutz. Und da hat der Bauausschuss bei zwei Häusern an der Schnittstelle Georg-Wichtermann-Platz/Roßmarkt eine harte Nuss zu knacken. Das Gremium würde mehrheitlich den Abriss genehmigen, die Denkmalschutzbehörde verweigert aber die Erlaubnis. Die Verwaltung sieht sich gezwungen, der behördlichen Empfehlung zu folgen.
Zu behandeln war ein Abrissantrag von drei Schweinfurter Investoren – darunter der FDP-Stadtrat Georg Wiederer, der im Bauausschuss kein Mitglied ist und nur als Gast auf den Besucherplätzen weilte – für die Gebäude Georg-Wichtermann-Platz 13 und 15, gegenüber dem Modehändler H&M. Dort soll nach dem Abriss ein fünfstöckiges Wohn- und Geschäftshaus entstehen, für das es bisher nur eine Bauvoranfrage, aber noch keinen Bauantrag gibt.
Landesamt bejaht Denkmaleigenschaft
Die Gebäude, im Obergeschoss leer stehend, im Erdgeschoss mit einem Modeladen, sind aus Sicht der Denkmalschutzbehörde ein wichtiges städtebauliches Gelenk zwischen Roßmarkt und Wichtermann-Platz. Es handelt sich um zwei Bürgerhäuser von Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts. Trotz zahlreicher in den vergangenen Jahrzehnten vorgenommener Veränderungen gestehen die Denkmalschützer dem Ensemble eine besondere städtebauliche Bedeutung zu und bejahen explizit die Denkmaleigenschaft.
Aus Sicht der Behörde sei eine denkmalgerechte Sanierung möglich und wünschenswert. Das Amt empfiehlt Voruntersuchungen wie Aufmaß, Tragwerksgutachten und Befunduntersuchungen, die finanziell gefördert würden. Danach könne man einen Entwurf und eine Kostenschätzung für eine Sanierung erarbeiten.
Intensive Diskussionen im Bauamt
Ordnungsreferent Jan von Lackum erklärte, die Stadt habe sich intensiv mit dem Landesamt auseinandergesetzt und alle Aspekte diskutiert, ob man nicht doch einen Abriss genehmigen könnte. Das sei aber klar abgelehnt worden, zumal aus Sicht der Verwaltung auch Unterlagen zur Argumentation pro Abriss fehlen wie zum Beispiel Nachweise der Unwirtschaftlichkeit einer denkmalgerechten Sanierung, der fehlenden Nutzbarkeit oder der fehlenden Veräußerbarkeit. Auch ist aus Verwaltungssicht kein Versuch unternommen worden, eine Planung zur Sanierung der Gebäude im Bestand zu machen.
Man habe rechtlich gar keine andere Möglichkeit als die Ablehnung des Abrissantrages, betonte von Lackum, der sehr klar machte, dass die Stadt gezwungen sei, gegen einen positiven Abriss-Beschluss des Bauausschusses bei der Rechtsaufsicht vorzugehen. An diesem Punkt der Diskussion einigte sich der Ausschuss auf den salomonischen Vorschlag von Oberbürgermeister Sebastian Remelé, sich zu vertagen und weitere ausführliche Unterlagen des Investors einzufordern.
Ausschuss mit Sympathie für Neubau
Die rechtliche Seite ist der eine Aspekt, die Sympathien der Ausschussmitglieder waren aber klar: pro Abriss und pro Neubau. Theresa Schefbeck (CSU) betonte, historische Bausubstanz dürfe natürlich nicht grundsätzlich wirtschaftlichen Aspekten zum Opfer fallen. Doch in diesem Fall seien die Häuser aus CSU-Sicht nicht stadtbildprägend. Eine wirtschaftlich sinnvolle Sanierung mit einer Nutzung, die für den Investor interessant ist, sei nicht darstellbar. „Wir möchten einen Neubau zum Nutzen der Innenstadt“, so Schefbeck.
Dem schlossen sich Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt), Herbert Wiener (SPD) und Reginhard von Hirschhausen (Bündnis 90/Die Grünen) im Grundsatz an. Von Hirschhausen und Wiener schlugen Kompromisse vor, zum Beispiel den Erhalt der bestehenden Fassaden. Aus Sicht von Michal-Zaiser wäre „durch hochwertige Architektur eine wirkliche Belebung mit einem Ankerprojekt als Aufwertung“ möglich.
Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte Georg Wiederer, man habe alle Unterlagen eingereicht und genau geprüft, ob eine Sanierung der Denkmäler möglich sei. Finanziell sei das aus seiner Sicht nicht wirtschaftlich darstellbar. Geplant ist in Absprache mit der Stadt im Vorfeld ein fünfstöckiges Haus, das im Erdgeschoss gewerbliche Nutzung beinhalten würde, in den Obergeschossen Wohnungen oder auch Hotelzimmer – nicht für ein neues Hotel, sondern mitgenutzt und vermarktet von einem in der Stadt schon ansässigen Hotelier. Die Finanzierung sei gesichert, „wir würden sofort den Bauantrag einreichen und anfangen“, so Wiederer.
Sie haben vollkommen Recht und Danke für Ihren fundierten Kommentar. Das sind so die Reste, die vom alten Schweinfurt übrig blieben. Ich bin dem Landesamt für Denkmalpflege sehr dankbar, dass es sich weigert, auch diese Gebäude abzureißen. Mich wundert immer wieder, was in Schweinfurt an alter Bausubstanz verschwindet.
Ich hoffe und wünsche mir, dass diese Anwesen fachgerecht saniert werden. Schauen Sie doch mal in die Krumme Gasse, wie schön die sanierten Häuser dort aussehen - eine Augenweide. Da macht es Spaß, darin zu wohnen.
Warum hilft ihnen niemand dabei? Gibt es in Schweinfurt eigentlich keinen Stadtheimatpfleger, der sich für die Belange des Denkmalschutzes einsetzt?