Die Entscheidung über die Zukunft von Windkraft in der Gemeinde Üchtelhausen ist gefallen. Das Ergebnis des Bürgerentscheids fiel eindeutig aus. Um kurz vor 19 Uhr am Pfingstsonntag drängten immer mehr Bürger und Gemeinderäte in das Hesselbacher Rathaus. Um 19.49 Uhr konnte das erste vorläufige Ergebnis verkündet werden: 71,7 Prozent der Wählenden möchten den Ausbau von Windkraft in ihrer Gemeinde.
Vor sechs Jahren hatte die Gemeinde ihre Bürger bereits einmal zum Thema Windkraft an die Wahlurne gerufen. Die Wahlbeteiligung hat sich zu damals nur geringfügig verändert. 2038 Bürgerinnen und Bürger, das entspricht 63,8 Prozent der Wahlberechtigten, nahmen diesmal am Bürgerentscheid mit ihrer Stimme teil – 1,5 Prozent weniger als 2016.
Der signifikante Unterschied lag jedoch darin, an welcher Stelle die Menschen der Gemeinde diesmal ihr Kreuz hinterlassen haben. Die Stimmung hat sich gewaltig gewandelt. Entschied sich vor sechs Jahren noch eine Mehrheit von 57,5 Prozent gegen den Bau von Windrädern, haben sich die Befürworter nun deutlich mit 1461 Ja-Stimmen durchgesetzt. Nur 502 Bürgerinnen und Bürger, die am Entscheid teilnahmen, sind nach wie vor gegen die Errichtung von Windkraftanlagen auf dem vorgesehen Gebiet ihrer Gemeinde.
Es war ein durchaus heißes Eisen, an das sich Bürgermeister Johannes Grebner direkt zu Beginn seiner Amtszeit im Frühjahr 2020 herangewagt hatte. Das Thema Windkraft polarisierte die Gemeinde wie kein zweites. Auch aus dem Gemeinderat gab es Stimmen, das Thema erneut zu forcieren, könne die Gemeinde nachhaltig spalten. Das Ergebnis des Bürgerentscheid spricht eine andere Sprache.
Viel Vorarbeit zur Aufklärung der Bürger geleistet
Vorausgegangen waren stundenlange Sitzungen im Gemeinderat, in denen das Plenum zum Thema diskutierte und letztlich eine Mehrheit für den Ausbau von Windkraft fand, viel Aufklärung und Werbung für Windkraft bei den Einwohnern, Zweiflern und Gegnern, Bürgerversammlungen und Informationsveranstaltungen und – vielleicht war es der entscheidende Schachzug – den Einsatz der Windkümmerer, einem begleitenden Projekt der Landesregierung für Kommunen, die nach Lösung in der Zukunftsfrage um Windkraft suchen.
Grebner zeigte sich nach der Auszählung "erfreut, aber auch überrascht über das deutliche Ergebnis". Der Bürgermeister hätte ein knapperes Ergebnis erwartet. Eineinhalb Jahre Arbeit stecken hinter dem neuerlichen Anlauf. "Es ist ein hoher Vorschuss an Vertrauen, den uns die Bürger jetzt schenken", betont Grebner. "Den werden wir jetzt verantwortungsvoll umsetzen."
An das "Ja"-Kreuz sind nämlich einige Kriterien geknüpft, die der Gemeinderat zusammen beschloss und verabschiedete. Gebaut werden darf nur in dem im Regionalplan ausgewiesenen Vorrang- und Vorbehaltsgebiet zwischen den Gemeindeteilen Madenhausen, Hoppachshof, Hesselbach und Ebertshausen. Maximal sechs Windenergieanlagen sollen dort entstehen, bei einem Mindestabstand von 1250 Metern zu geschlossenen Wohngebieten. Um den Schaden im Wald, in dem auch Windkrafträder gebaut werden sollen, geringstmöglich zu halten, sollen dort alle technischen Maßnahmen ergriffen werden, um den Eingriff zu minimieren.
Beteiligung der Bürger an den Pachteinnahmen soll fair und gerecht erfolgen
Weiter versichert die Gemeinde, alle Grundstückseigentümer der betroffenen Flächen fair und gerecht an resultierenden Pachteinnahmen eines künftigen Windparks über ein Flächenpooling zu beteiligen. Zu einem "erheblichen Anteil" soll der Windpark außerdem in Kommunal- bzw. Bürgerbesitz betrieben werden. Die Bürger sollen außerdem mit vergünstigten Stromtarifen in Abhängigkeit ihrer Entfernung zum Windpark entschädigt werden.
"Es geht ja nicht darum, die Gemeinde in irgendeiner Weise unbewohnbar zu machen", erklärt Grebner. "Es soll alles auch im Sinne derjenigen, die jetzt noch gezweifelt haben, umgesetzt werden. Wir werden den Weg gemeinsam gehen." Der Bürgermeister betont, die vom Gemeinderat aufgestellten Kriterien bestmöglich und letztlich "die schonendste Variante umzusetzen".
Grebners besonderer Dank geht nach dem Bürgerentscheid an die Bürgerinitiative "10H für Üchtelhausen", bei der "auch ein Umdenken stattgefunden hat", bedingt auch durch die Lage in der Welt und die damit einhergehenden politischen Auswirkungen. Der realistischer Blick für die Lage der Bürgerinitiative führte letztlich auch zum deutlichen Ergebnis, ist Grebner überzeugt, der festhält: "Wir wollten eine breite Mehrheit, die uns den Auftrag gibt, Windkraft in der Gemeinde umzusetzen. Den haben wir jetzt eindrucksvoll erhalten."
Es zeigt sich aber auch die unverdrossene Verbissenheit der Unterfranken alleine das Klima retten zu wollen. Beschwatzt durch eine private Beraterfirma kommen einem die Üchtelhäuser vor wie die Oma, die beim ersten mal noch vor dem Enkeltrick bewahrt wurde, beim zweiten mal dran war. Bleibt nur zu hoffen, dass es ein Umdenken in der Standortfrage hin zum Brönnhof gibt.