Der Tag der Entscheidung rückt immer näher. Am 5. Juni endet der Bürgerentscheid zum Thema Windkraft in der Gemeinde Üchtelhausen. Um ihre Bürger bestmöglich über die Auswirkungen und die Notwendigkeit von Windkraft zu informieren, veranstaltete die Gemeinde in Zusammenarbeit mit den Windkümmerern in der Hesselbacher Sporthalle eine aufwendige Informationsveranstaltung.
Schließlich polarisiert die Thematik in der Gemeinde. Vor sechs Jahren entschieden sich die Bürger in einem Bürgerentscheid noch gegen den Bau von Windrädern. Der Wind könnte sich nun aber gedreht haben. "Meine Einschätzung ist, dass wir Windräder auf den Vorrang- und Vorbehaltsgebieten wohl nicht mehr verhindern können", sagte Gemeinderat Johannes de Boer, der sich seit sieben Jahren in einer Bürgerinitiative gegen den Bau von Windrädern in seiner Gemeinde stark machte. Die jüngsten Entscheidungen und Signale der Politik lassen ihn zu diesem Schluss kommen. Er hofft jetzt zumindest, dass die geplanten Windräder im Wald nicht zustande kommen werden. Die Gemeinde erfülle durch (dann) drei bis fünf Windräder (im offenen Land) und dem Solarpark am Brönnhof schon "ihre Pflicht" in Sachen erneuerbarer Energien, findet der Gemeinderat.
Wegfall der 10 H-Regelung
Was wäre, wenn der Bürgerentscheid gegen die Errichtung eines Windparks durch die Gemeinde ausfällt? Es wäre der "Worste Case" (zu Deutsch: "Schlimmster Fall"), erklärte Gemeinderat Thomas Stumpf in seinem Vortrag "Szenerio Windkraft in Üchtelhausen". "Es gibt Projektentwickler, die schon seit 2016 in den Startlöchern stehen und warten, aktiv werden zu können." Nach dem erwartbaren Fall der 10 H-Regelung könnten diese ihr "geltendes Recht umsetzen", wodurch zehn bis elf Windräder ohne Steuerung der Gemeinde auf den ausgewiesenen Vorrrang- und Vorbehaltsgebieten mit einem Mindestabstand von dann nur 800 Metern zur örtlichen Bebauung entstehen könnten.
Um den "Worst Case" zu vermeiden, arbeitet die Gemeinde auch mit den Windkümmerern, einem begleitenden Projekt der Landesregierung für Kommunen, zusammen. Bis zu sechs Anlagen, bei "rücksichtsvoller Gestaltung" und "fairer Gewinnverteilung", sollen dem Beschluss des Gemeinderates im Gebiet zwischen den Ortsteilen Hoppachshof, Madenhausen, Ebertshausen und Hesselbach entstehen. Warum der Brönnhof weiter für Windkraft nicht in Frage kommt, erklärten Philipp Keller von der Unteren Naturschutzbehörde und Thomas Keller von der Regierung Unterfranken (Sachgebiet Naturschutz).
Die Folgen für den Wald
Über die Folgen für den Wald, wenn dort Windkrafträder gebaut werden sollten, klärte Stephan Tierfelder, Bereichsleiter der Forstwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt, auf. Wichtig sei es vor allem, Windräder möglichst dort hin zu bauen, wo nicht der "besonders wertvolle Wald ist". Thomas Kästner von den Stadtwerken Schweinfurt erklärte, warum erneuerbare Energie im Landkreis wichtig für den Standort Schweinfurt sind. Stefanie Mattern (Regionaler Plaungsverband Main-Rhön) skizzierte, wie Vorrangs- und Vorbehaltsflächen zustande kommen und was diese genau bedeuten.
Rolf Pfeifer von den Windkümmerern informierte die Zuhörenden über die Wertschöpfungen bei Windenergieanlagen. Selbst nach dem Bürgerentscheid, wenn er Pro-Windkraft ausfällt, "steht da ja noch lange kein Windrad", betonte Pfeifer. Erstmal würden weitere Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern folgen, dann erst würde das Genehmigungsverfahren, "der eigentlich größte Brocken in der gesamten Projektentwicklungsphase eines Windparks" laut Pfeifer, erfolgen.
Regionale Wertschöpfung
Laut Gemeinde-Geschäftsleiter Harald Mantel dürfte es dann gut vier Jahre dauern, bis ein Windrad steht. Zum vielfältigen Nutzen von Windkraft stellte Pfeifer die regionale Wertschöpfung heraus. "Wenn sie den Schaden haben, soll auch der maßgebliche Nutzen bei ihnen bleiben." 40 bis 50 Prozent des Windparks sollen in Kommunalhand bleiben, unter anderem um den Bürgern eine Beteiligung zu ermöglichen, sie mit günstigen grünen Strom versorgen zu können sowie Gewerbeansiedlung anzuziehen.
"Es geht auch um die Zukunft bei ihnen in der Gemeinde – für sie selbst und für ihre Nachkommen", sagte Richard Lindner vom Bund Naturschutz Kreisgruppe Schweinfurt in seinem Appell. Bürgermeister Johannes Grebner rief am Ende eines informativen Abends alle Bürger zur Beteiligung am Bürgerentscheid auf. "Ich wünsche mir ein Votum, wie auch immer dieses ausfällt, um die Gewissheit zu haben, zu planen oder eben nicht."