
Peter Oberhofer ist etwas Besonderes. Er hat einen Beruf, der ausstirbt. Er ist Buchbinder. Gut fünf Buchbinder gibt es noch in Unterfranken, schätzt er in seiner Werkstatt in Hergolshausen. Peter Oberhofer hat das Handwerk von seinem Vater gelernt. Traumberuf war die Buchbinderei nicht unbedingt. "Das hat sich so ergeben", sagt er. 1983 hat er beim Vater gelernt, 1991 die Meisterprüfung in Stuttgart abgelegt. Jetzt scheint es ihm viel Freude zu machen, kreativ zu sein und einem Handwerk nachzugehen, das nicht mehr viele beherrschen.

Buchbinderei ist eine alte Kunst. Papier beschneiden, heften, leimen, das passende Material für die Deckel wählen, den Titel darauf prägen. Das unterscheidet sich wenig von der Arbeit früher. Nur die Maschinen sind moderner geworden, brauchen nicht mehr so viel Muskelkraft.
Historische Maschine aus der Werkstatt des Vaters
Die elektrische Schneidemaschine ist schon eine Erleichterung, sagt Oberhofer. Die alte Schneidemaschine, die aus der Werkstatt des Vaters stammt, ist aus dem 19. Jahrhundert. Sie steht als Schmuckstück in Oberhofers Laden in Hergolshausen.
Die Oberhofers hatten lang in Schweinfurt in der Nähe der Johanniskirche eine Buchbinderei und eine Rahmenhandlung. Laufkundschaft gibt es eher weniger, sagt Oberhofer. Deswegen hat er den Laden und die Werkstatt vor zwei Jahren nach Hergolshausen in sein Elternhaus umgezogen.
Denn ein Buchbinder wird noch gebraucht, trotz Internetshops, mit deren Hilfe man Erinnerungen mal eben am PC in Buchform bringen kann. Zu einem Buchbinder gehen zum Beispiel Leute, die an einem alten Buch hängen, das im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Leim gegangen ist. Peter Oberhofer richtet das wieder her. Ein Kochbuch hat er gerade in Arbeit. Man sieht ihm den jahrelangen Gebrauch an. Jetzt wird es wieder wie neu ausschauen.
Vereine lassen ihre Zeitschriften als Buch binden, andere ihre akademischen Arbeiten, Schulen ihre Klassenbücher. Und wichtige Auftraggeber sind auch Gemeinden, die die Sitzungsprotokolle und die Gemeindeblätter als Buch binden lassen. Oder sich bei Oberhofer ein Goldenes Buch bestellen.

Wie zum Beispiel Grafenrheinfeld. "Ein Buchbinder ist wichtig für uns", sagt Bürgermeister Christian Keller. Das aktuelle Goldene Buch der Gemeinde ist so gut wie voll. Das erste Exemplar wurde zum Besuch des Bundespräsidenten Karl Carstens am 3. Februar 1981 in Betrieb genommen. Karl Carstens hatte sich über das Kernkraftwerk informiert.

Bürgermeister Christian Keller vermutet, dass der damalige Bürgermeister Robert Gießübel speziell zu diesem Anlass ein Goldenes Buch in Auftrag gegeben hat. "Erinnerung wird bei uns gepflegt."
Goldenes Buch ist mit Oasenziegenleder bezogen
Damit die Tradition weiter geht, hat sich Peter Oberhofer an die Arbeit gemacht. Das Goldene Buch ist mit Oasenziegenleder bezogen. Die Farbe kann man sich aus Mustern aussuchen. Keller hat sich für ein edles Braun entschieden. Das passt gut zum Goldschnitt der Seiten. Die Seiten sind aus Büttenpapier. "Da lässt sich gut drauf unterschreiben", sagt der Experte. Das Gold trägt Oberhofer nicht selbst auf, das macht eine Spezialfirma. Die Prägung des Gemeindewappens für die Vorderseite hat er gemacht. "Da steckt viel Handarbeit drin".

Goldene Bücher macht Oberhofer gerne. "Das finde ich einfach schön." Für Christian Keller ist so ein Goldenes Buch ein Zeitdokument, eine wichtige Erinnerung. "Was zum Schwelgen in Erinnerungen." Nicht jede Gemeinde habe eines, hat er beobachtet. Das sei schade. Oberhofer hat übrigens noch ein Goldenes Buch in Arbeit: Gochsheim hat eines bestellt. Einen Tipp für die Kollegen hat Bürgermeister Keller: Da kann man keinen Kuli dazulegen, da muss ein extra Stift dazu.