
Drei Angeklagte aus dem Landkreis Schweinfurt sollen das Vertrauen von rund 120 Menschen missbraucht und sie um Teile ihres Vermögens betrogen haben. Sie vermittelten Kapitalanlagen und versprachen hohe Renditen. Zwischen sechs und zwölf Prozent pro Jahr, angeblich ohne Risiko. Doch der versprochene Gewinn blieb aus. Auch Zugriff auf ihr Geld hatten die Anlegerinnen und Anleger nicht mehr. Der Hauptangeklagte suggerierte Kunden, dass die Fondsgesellschaft kurz vor der Pleite stünde. Unter dem Vorwand, die Anleger vor dem Totalverlust ihrer Kapitalanlage zu schützen, warben die Angeklagten zusammen mit anderen Vermittlern noch mehr Geld von den Geschädigten ein.
Zwei der drei Angeklagten wird gemeinschaftlicher Betrug in besonders schwerem Fall vorgeworfen. Auch die notwendige Erlaubnis für getätigte Bankgeschäfte hatte das Trio nicht. Ein 53-jähriger Agraringenieur war der Geschäftsführer der Unternehmen, über die die dubiosen Geschäfte abgewickelt wurden. Seine damalige Lebensgefährtin sitzt mit auf der Anklagebank des Landgerichts in Würzburg, weil sie als Sekretärin für den Hauptangeklagten arbeitete. Fast eine halbe Million Euro sollen sie ihren ehemaligen Kunden schulden. Der Bruder des 53-Jährigen übernahm im Unternehmen die Aufgaben eines Hausmeisters, soll aber auch Geldwäsche betrieben haben und ist dafür angeklagt.
Verträge unter suggeriertem Zeitdruck abgeschlossen
Am Dienstag fand der zweite Verhandlungstag statt. Vor Gericht schilderte eine Ermittlerin das Vorgehen der Beschuldigten. Sie machten Kunden glaubhaft, dass diese ihr Geld vor einem drohenden Totalverlust retten könnten, wenn sie ihre Anteile an ein Unternehmen der Angeklagten überschreiben würden. Sie gaben an, für die angeblich geplanten Gerichtsverfahren einen Vorschuss zu benötigen und liehen sich dafür Geld von den Anlegern. Auch für dieses Darlehen versprachen sie Zinsen. Aus dem Ermittlungsbericht geht hervor, dass der Hauptangeklagte seinen Vermittlern Zeitdruck aufgebaut haben soll. Man habe nur ein bis zwei Monate Zeit, um den Totalverlust zu verhindern und müsse deshalb so schnell wie möglich die Darlehensverträge abschließen.
119 Geschädigte wurden von der Polizei vernommen. In acht Fällen ist die Tat verjährt. Die Ermittlerin berichtet, dass viele Betroffene die Verträge "kaum richtig durchgelesen" hätten. Man habe den Erläuterungen des 53-Jährigen vertraut und dort unterschrieben, wo man es ihnen sagte. Unter den Geschädigten befinden sich auch Verwandte, Freunde und Bekannte des Trios. "Sie nutzten das Vertrauen aus, das man Ihnen entgegenbrachte", sagte die Ermittlerin vor Gericht.
Rechtsanwalt ist mutmaßlichem Betrüger aufgesessen
Selbst ein Rechtsanwalt aus dem Raum Schweinfurt war vor den dubiosen Geschäftsleuten nicht sicher. Er wurde vom Hauptangeklagten damit beauftragt, das Geld der Anleger zu erstreiten und gegen die Fondsgesellschaft vorzugehen. Doch anstatt die Darlehen für den Rechtsstreit einzusetzen, soll der 53-Jährige davon seinen eigenen Lebensunterhalt finanziert haben. "Es war immer schwieriger, mit ihm in Kontakt zu treten", sagte der Rechtsanwalt als Zeuge vor Gericht aus. Teils sei er wochenlang nicht erreichbar gewesen. Honorarkosten wurden nicht bezahlt – bis heute nicht. Irgendwann habe sich der Rechtsanwalt eingestehen müssen, sagte er vor Gericht: "Du bist hier einem Betrüger aufgesessen." Seinen Honoraranspruch könne er nur schätzen und beziffert ihn auf "wenige zehntausend Euro".
Die Angeklagten äußerten sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Der Prozess wird am 1. Oktober fortgesetzt. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, muss der 53-Jährige dem Vorsitzenden Richter zufolge mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Bei den beiden Mitangeklagten könnte es auf Bewährungsstrafen hinauslaufen.