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Bergrheinfeld
Bergrheinfeld: Brennender Mast als Protest gegen Stromtrassen
Mit Traktoren, Protestplakaten und brennenden Fackeln demonstrierten rund 100 Trassengegner gegen den Bau neuer Stromtrassen. Welche Forderungen sie an die Politik haben. 
Ein Mast aus brennenden Fackeln symbolisierte den Protest gegen den Stromtrassenausbau.  
Foto: Anand Anders | Ein Mast aus brennenden Fackeln symbolisierte den Protest gegen den Stromtrassenausbau.  
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:50 Uhr

"Wir brennen für die Energiewende!" Diese Aussage unterstrichen die Stromtrassengegner bei ihrer Demonstration am Freitagabend in Bergrheinfeld mit einem beeindruckenden Zeichen: Am Ufer des Mains entzündeten sie 100 Fackeln, die einen symbolischen Strommasten zum Brennen brachten.   

An die 100 Trassengegner aus der Region und darüber hinaus hatten sich zur Protestkundgebung am Bootsanlegeplatz in Bergrheinfeld versammelt. Mit an vorderster Front dabei waren natürlich auch die Bergrheinfelder mit ihren Traktoren und den Protestschildern "Bergrheinfeld sagt Nein zu Suedlink". An ihrer Spitze der örtliche Bürgermeister Ulrich Werner, der voll hinter den Trassengegnern steht und sich weiterhin einen "proteststarken Widerstand" wünscht, weil Bergrheinfeld bei der Energiewende voll im Fokus stehe. Auch sein Bürgermeister-Kollege Anton Gößmann aus Wasserlosen fordert zu weiterem Widerstand auf, damit die verantwortlichen Politiker erkennen, "was man einer Region zumuten kann."  

Trassengegner fordern: Strom soll dezentral erzeugt werden

Die Forderungen der Trassengegner sind bekannt: "Der Strom muss dezentral erzeugt und der überdimensionierte Stromtrassenausbau gestoppt werden." Mit den aktuellen Netzausbauplänen sehen sie ihre Befürchtungen bestätigt, dass es "nicht um eine echte Energiewende geht", so Dörte Hamann, die Sprecherin des Aktionsbündnisses Trassengegner. Die neuen Übertragungsleitungen seien kein Klimaschutz, sondern nur ein Ablenkungsmanöver. Tatsächlich steuere Deutschland auf eine Stromerzeugungslücke zu, weil der Ausbau von Erneuerbaren Energien vor Ort politisch ausgebremst worden sei.    

Sie werden weiter kämpfen: Die Stromtrassengegner fordern den Stopp der Trassenbaupläne und den dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien. 
Foto: Anand Anders | Sie werden weiter kämpfen: Die Stromtrassengegner fordern den Stopp der Trassenbaupläne und den dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien. 

"Wir stehen bei der Energiewende kurz vor dem Scheitern", verwies Rainer Kleedörfer vom regionalen Energieversorger N-ERGIE in Nürnberg auf den Ernst der Lage. Aktuell werde nur 16 bis 17 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland von Erneuerbaren abgedeckt. Solle die Energiewende gelingen, müssten diese deshalb jetzt "massiv" zugebaut werden. "Und das geht nur dezentral mit Teilhabe der Bürger."    

Bergrheinfelds Bürgermeister Ulrich Werner rief zu 'proteststarkem Widerstand' auf.
Foto: Anand Anders | Bergrheinfelds Bürgermeister Ulrich Werner rief zu "proteststarkem Widerstand" auf.

Auch Bundestagsabgeordneter Ralph Lenkert (Die Linke) prognostiziert ein Scheitern der Energie-Wende, wenn nicht umgesteuert werde. Er befürchtet aber, dass die drohende Versorgungslücke nicht mit Erneuerbaren Energien, sondern mit Atom- und Kohlestrom geschlossen werden soll. Deshalb sein Appell: "Lasst uns weiter kämpfen für die dezentrale Energiewende."  

Energiewende soll in den Händen der Bürger bleiben

Als ökonomisches und wirtschaftliches Desaster bezeichnete Werner Neumann vom Arbeitskreis Energie im wissenschaftlichen Beirat des BUND die Stromausbaupläne der Bundesnetzagentur. Es seien keine Alternativen untersucht und keine Kosten-Nutzen-Relation aufgestellt worden. Die politischen Regelungen benachteiligten und erschwerten private Investitionen. Neumann sieht darin eine "Diskriminierung" der Erneuerbaren Energien. Die Energiewende gelinge aber nur, wenn sie in den Händen der Bürger und Stadtwerke verbleibe.      

Die rechtlichen Hintergründe des Netzausbaus beleuchtete Rechtsanwalt Wolfgang Baumann aus Würzburg. Aus seiner Sicht ist das Bundesbedarfsplangesetz verfassungswidrig. Keine der geplanten Stromtrassen halte einer Kosten-Nutzen-Analyse stand. Er verwies hier auf das von den Gegnern des Netzausbaus in Auftrag gegebene Gutachten des emeritierten Professors für Wirtschaftswissenschaften, Lorenz Jarass, wonach bei einer Begrenzung des internationalen Stromhandels um nur ein Prozent der SuedLink nicht nötig sei. Auch die geplante 380-KV-Leitung P43 von Mecklar nach Bergrheinfeld nannte Baumann "überflüssig wie ein Kropf".

Die Planungen der Bundesnetzagentur würden folglich gegen die bundesdeutsche Gesetzgebung nach einer kostengünstigen und umweltverträglichen Versorgung verstoßen. Eine entsprechende Verfassungsbeschwerde werde deshalb nun geprüft.     

Mit ihren Traktoren waren die Bergrheinfelder Trassengegner bei der Demonstration am Bootsanlegeplatz vorgefahren.
Foto: Anand Anders | Mit ihren Traktoren waren die Bergrheinfelder Trassengegner bei der Demonstration am Bootsanlegeplatz vorgefahren.

Solidarität mit den Trassengegner bekundete bei der Protestveranstaltung auch das "Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft". Sprecherin Babs Günther erteilte jeglichen Neubauplänen von Atomkraftwerken eine Absage. Atomenergie sei schmutzig, hochgefährlich und keine Lösung für die Folgen des Klimawandels. "Das lassen wir nicht mit uns machen."   

Die örtlichen Vertreter der Bürgerinitiativen bekundeten geschlossen, den Kampf gegen den "überdimensionierten Netzausbau" weiterzuführen. Sie fordern den ungehinderten Ausbau von Erneuerbaren Energien vor Ort. "Wir wollen keine Trasse – nirgends!"  

 
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  • chrihand
    Wie? Was?

    "weil der Ausbau von Erneuerbaren Energien vor Ort politisch ausgebremst worden sei. "

    Das muss die Politik gar nicht. Überall wo man Solar- oder Windkraftwerke errichten will bilden sich schnellstens Bürgerinitiative, die das verhindern wollen.
    Da braucht man gar nicht weit zu fahren, da kann man sogar mit dem Fahrrad hin fahren von Bergtheim aus...

    Und nur mal so nebenbei: um das KKG zu ersetzten müsste man über 1000 Windräder des gängigen Types errichten. Denn die erreichen ihre maximale Leistung auch nur bei strammem Wind.

    Sei's drum. Der Blackout wird kommen. Zweimal wurde das europäische Stromnetz bereits dieses Jahr automatisch aufgetrennt um noch schlimmere Folgen zu verhindern.
    Und Leute: dezentral erzeugen schön und gut. Und was macht ihr bei schwachem Wind in der Nacht? Drüber jammern, dass keine Stromleitung gelegt wurde!
    Das wird noch heiter mit der Elektromobilität....
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Man wird vermutlich beides benötigen. Den Windstrom aus dem Norden welcher über P43 nach Unterfranken kommt und die dezentrale Erzeugung vor Ort. Die Stromtrassen sind aus meiner Sicht ebenfalls ein wichtiger Teil der Energiewende.
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  • ba.stark@web.de
    Die Bürgermeister von Bergrheinfeld und Wasserlosen sollten nicht nur Sonntagsreden halten sondern zeigen, dass man es ernst meint. Gehen Sie, liebe Bürgermeister, mit gutem Beispiel voran und weisen Sie mit ihren Gemeinderäten Flächen aus, auf denen Windräder und Photovoltaikanlagen errichtet werden können.

    Man darf gespannt sein, ob herum geeiert wird warum es gerade nicht geht bzw. wenn man es wirklich durchzieht, ob es auch dagegen vor Ort Widerstand gibt. Man wird dann sehen können, ob die Forderungen nach Dezentralität von allen Bürgern im Ort geteilt werden oder ob die Demonstranten halt doch nur ein kleines, lautes, Grüppchen sind.
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