Die Fahrt mit einem Camper gilt mit Blick auf den damit verbundenen Ausstoß klimaschädlicher Gase nicht als schmutzigste Art des Reisens. Doch wenngleich das Zugfahrzeug eines Wohnwagens oder der Verbrennermotor eines Wohnmobils weniger Kohlendioxid (kurz CO₂) ausstößt als beispielsweise ein Flugzeug, so belasten die Fahrzeuge von Campern doch die persönliche CO₂-Bilanz der Reisenden.
Das noch recht junge Unternehmen Alpaca-Camping aus der Gemeinde Oberschwarzach ist sich dessen bewusst. Es vermietet über seine im Herbst 2020 gestartete Online-Buchungsplattform private Stellplätze für Camper in freier Natur. Es hat eigenen Angaben nach derzeit über 4000 Stellplätze im Angebot, in Deutschland und in benachbarten Ländern. Tendenz steigend.
Alpaca-Camping spricht mit seinem Angebot eines möglichst direkten Naturerlebnisses, abseits großer Campingplätze, vor allem ein die Natur liebendes Klientel an. Denjenigen, die über das Unternehmen buchen, darf also getrost ein gesteigertes Interesse unterstellt werden, die Natur möglichst wenig zu belasten und auch einen eigenen kleinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Deshalb bietet Alpaca-Camping seinen Kundinnen und Kunden jetzt an, bei jeder Buchung eines Stellplatzes für eine freiwillige Extra-Gebühr von fünf Euro einen Baum hinzuzukaufen. Dieser soll dabei helfen, das bei der Camping-Reise entstehende CO₂ zu tilgen – und damit womöglich auch das eigene Gewissen zu beruhigen.
Bäume werden im Steigerwald wachsen
Der Baum wird denjenigen, die einen Stellplatz buchen, natürlich nicht direkt nach Hause geschickt. Das Team von Alpaca-Camping sorgt, wie es verspricht, dafür, dass die auf diese Weise finanzierten Bäume regelmäßig eingepflanzt werden – nicht irgendwo auf der Welt, sondern in möglichst unmittelbarer Nähe zum Firmensitz in Mutzenroth, im Wald der Gemeinde Oberschwarzach. "So können umweltbewusste Abenteurer ganz einfach einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und den CO₂-Abdruck ihrer Reise etwas kompensieren", beschreibt Marina Müller, die für die Pressearbeit zuständige Mitarbeiterin des Unternehmens, die Idee, die dahinter steckt.
Tatsächlich ist es so, dass Bäume der Luft CO₂ durch Photosynthese entziehen und in umgewandelter Form als Kohlenstoff speichern und den entstehenden Sauerstoff abgeben. Wie viel CO₂ ein Baum letztendlich speichert, hängt aber von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Größe und dem Alter des Baums. Auch auf die Baumart kommt es an, oder auf die Zuwachsrate, die wiederum vom Klima und Boden abhängt. Das Wald-Zentrum der Universität Münster geht in einer online veröffentlichten Publikation beispielsweise davon aus, dass eine 23 Meter hohe Buche pro Jahr durchschnittlich 12,5 Kilogramm CO₂ bindet.
Auf der anderen Seite verursacht jeder Liter Diesel, der im Motor eines Fahrzeugs verbrennt, 2,65 Kilogramm CO₂, heißt es bei der Helmholtz-Forschungsgemeinschaft. Dies wären bei einer Fahrt von 100 Kilometern und einem angenommenen Verbrauch von zehn Litern Diesel 26,5 Kilogramm CO₂, die in die Atmosphäre gelangen. Ganz vereinfacht ausgedrückt heißt das: Wer mit einem Wohnmobil unterwegs ist und zusätzlich zur Buchung eines Stellplatzes das Pflanzen eines Baums bezahlt, trägt sicherlich dazu bei, die Folgen des CO₂-Ausstoßes zu reduzieren und die eigene Klimabilanz aufzuhübschen. Tatsächlich kompensieren lässt sich das entstehende CO₂ damit allerdings kaum und nur auf sehr weite Sicht gerechnet.
Beitrag zum notwendigen Umbau des Waldes
Dennoch bezeichnet Tobias Hahner das Angebot von Alpaca-Camping als "schöne Geste". Er ist der für den Oberschwarzacher Gemeindewald zuständige Förster am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt. Er ist direkter Nutznießer der Aktion zur Kompensation von CO₂.
In ihrem laut Hahner insgesamt knapp 500 Hektar großen Wald lasse die Marktgemeinde pro Jahr circa 5000 bis 6000 Bäume pflanzen. Je nach Witterung liegen die Zahlen in manchen Jahren deutlich darunter oder deutlich höher. Mit den Baumpflanzungen sollen vor allem Baumarten in die Wälder gelangen, die gut mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen, etwa Eichen oder Wildobst-Sorten, wie Elsbeere, Wildbirne oder -apfel, sagt der Förster.
So handelt es sich bei dem ersten von Alpaca-Camping im Oberschwarzacher Hochwald nahe dem Steigerwaldzentrum in Handthal gepflanzten Baum um eine Elsbeere. Unabhängig von der Frage, wie viele Bäume das ortsansässige Unternehmen am Ende tatsächlich im Oberschwarzacher Wald pflanzt, und wie viel CO₂ diese der Atmosphäre entziehen, sieht Hahner darin einen übergeordneten Nutzen. "Die Menschen können so zum Nachdenken angeregt werden", sagt er. Der Schutz von Klima und Natur sind für den Förster eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Konsumverhalten und Lebensstil der Menschen müssten sich dahingehend ändern.
Gemeinde begrüßt die Beiträge der Camper
Die Gemeinde stelle dem Unternehmen die Waldflächen gerne für die Baumpflanzungen zur Verfügung, sagt Oberschwarzachs Bürgermeister Manfred Schötz. Unter anderem handle es sich dabei um Bereiche, die nach Windwurf aufgeforstet werden müssen.
Für den Umbau des Waldes und das Aufforsten stelle die Gemeinde jedes Jahr Geld im Haushalt bereit. Wenn ein ortsansässiges Unternehmen bzw. dessen Kunden die Gemeinde an dieser Stelle finanziell entlasten, eröffne dies der Gemeinde Spielräume, Geld für weitergehende Projekte einzusetzen. Sollte die Camper-Gemeinde das Angebot gut annehmen und Baumpflanzungen im großen Stil ermöglichen, dann könnten nach Schötz' Vorstellung Bäume nicht nur im Oberschwarzacher Gemeindewald gepflanzt werden, sondern in weiteren Landkreisgemeinden.
Für Alpaca-Camping gehört das neue Angebot zu einem nachhaltigen Tourismus. Es biete seinen Nutzern eine einfache Möglichkeit, "einen Unterschied zu machen", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. "Unser Ziel ist es, das Reisen in der Natur nicht nur zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen, sondern auch umweltfreundlich zu gestalten", sagt Christopher Feuerlein, Mitgründer von Alpaca-Camping.