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Kreis Schweinfurt
Bayernweit einzigartige Kooperation beim Winterdienst rund um Schweinfurt
Der Fachkräftemangel hat die drei Hauptakteure des Winterdienstes in Schweinfurt Stadt und Land noch nicht erreicht. Es herrscht volle Einsatzfähigkeit.
Bis unter die Decke ist die Salzhalle im Kreisbauhof in Niederwerrn gefüllt. Winterdienstler Bernd Seufert (links) und der Leiter des Kreisbauhofs Maurice-Riccardo Schmitt setzten auf eine 'bestens qualifizierte und hoch motivierte Mannschaft'.
Foto: Gerd Landgraf | Bis unter die Decke ist die Salzhalle im Kreisbauhof in Niederwerrn gefüllt. Winterdienstler Bernd Seufert (links) und der Leiter des Kreisbauhofs Maurice-Riccardo Schmitt setzten auf eine "bestens qualifizierte und ...
Christoph Sommer
 und  Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 15.07.2024 17:59 Uhr

Der "Servicebetrieb Bau und Stadtgrün" der Stadt Schweinfurt greift beim Winterdienst auf die eigenen Straßenbauarbeiter, Gärtner, Straßenreiniger und das Friedhofspersonal zurück. Die Handwerker und Kraftfahrer wurden in Sicherheitsunterweisungen und mit einem Fahrsicherheitstraining für den Job bei Eis, Schnee und Matsch qualifiziert.

Gestreut wird auf die Straßen der Stadt zumeist ein Salz-Solegemisch. Kies und Sand werden nur stellenweise, etwa bei Fußgängerüberwegen, aufgebracht. Neu ist der Einsatz eines hundertprozentigen Solegemisches für die vorbeugende Streuung, wofür zwei Fahrzeuge umgerüstet sind. Für die Geh- und Radwege sind abstumpfende Mittel (Sand) vorgesehen. Ein spezielles Streugut kommt auf die Natursteinplatten (Georg-Schäfer-Museum, Silvana-Bad, Stadtbücherei oder etwa den Rathausinnenhof).

So arbeitet der Winterdienst der Stadt Schweinfurt

In Schweinfurt sind an den kritischen Tagen Kontrollfahrer unterwegs. Deren Berichte über den Straßenzustand an 16 festen Punkten sind die Entscheidungsgrundlage für den Einsatzleiter, der alle Kräfte gleichzeitig rufen kann. Der Räum- und Streudienst rückt mit bis zu fünf Lastwagen, neun Schmalspurfahrzeugen (Multicars), vier Traktoren und den Gerätschaften für die zwölf Gruppen des Handräumdienstes aus. Besonderes Augenmerk gilt dann den höher liegenden Stadtteilen wie Deutschhof, Haardt und Eselshöhe.

Bei der Räumung von Eis und Schnee summiert sich eine Strecke von 300 Kilometer. Dazu kommen 270 Kilometer Geh- und Radwege und 36 Kilometer, die per Hand freigeschippt werden. Bis zu fünf Stunden sind bei extremem Wetter die Fahrzeuge unterwegs. Bei den Rad- und Gehwegen soll nach spätestens sechs Stunden selbst festes Eis beseitigt sein.

Bei der Streustufe 1 geht es um die Sicherheit auf allen verkehrswichtigen Straßen (Bundes-, Staats- und sonstige Durchgangsstraßen). Stufe 2 umfasst die übrigen Erschließungsstraßen und die Buslinien. Für diesen Winter hat der Servicebetrieb 250 Kubikmeter Salz auf dem Betriebsgelände am Sennfelder Bahnhof eingelagert. Weitere 50 Kubikmeter sind bei einem Lieferanten gebunkert.

Nachts beginnt die Arbeit der Wettermelder in Gerolzhofen

Wie in Schweinfurt ist auch in Gerolzhofen in der Nacht ein Wettermelder unterwegs. Wie der Gruppenleiter des Winterdiensts, Jürgen Kneißl, sagt, gehört er zu den vier Personen, die sich wöchentlich abwechseln. Ab drei Uhr müssen sie jede Nacht, in der es glatt werden könnte, die Straßen von Gerolzhofen kontrollieren. Der Wettermelder entscheide dann, ob gestreut oder geräumt werden muss.

Christian Kneißl und Andre Ditterich (von links) sind Gruppenleiter im Winterdienst der Stadt Gerolzhofen. Als Wettermelder sind sie regelmäßig ab drei Uhr unterwegs und entscheiden, ob geräumt oder gestreut werden muss.
Foto: Christoph Sommer | Christian Kneißl und Andre Ditterich (von links) sind Gruppenleiter im Winterdienst der Stadt Gerolzhofen. Als Wettermelder sind sie regelmäßig ab drei Uhr unterwegs und entscheiden, ob geräumt oder gestreut werden muss.

Die Wettermelder sind selbst Teil der allgemeinen Teams im Winterdienst. Sie fahren also nach ihrer Runde auch mit den Fahrzeugen und Räummitteln durch Gerolzhofen. Die Arbeit sei in zwei Gruppen, die sich mit der Bereitschaft abwechseln, organisiert, sagt Kneißl. Die Personaldecke sei zwar knapp, aber offene Stellen gäbe es beim Winterdienst in Gerolzhofen zurzeit nicht.

Seit dem vergangenen Wochenende seien sie bereits zwei Mal im Einsatz gewesen, sagt Kneißl: "Bis jetzt ist alles perfekt gelaufen." Die Stadt Gerolzhofen habe sich auf diesen Winter genauso vorbereitet wie auf die vergangenen – trotz des wärmsten Herbsts in Bayern seit 1881. "Über längere Zeit ist das Wetter schwer vorhersehbar, deswegen sind wir auf alle Gefahren vorbereitet", sagt er.

Zusammenarbeit auf mehreren Ebenen rund um Schweinfurt

Das Staatliche Bauamt in der Mainberger Straße 14 in Schweinfurt ist für die Staatsstraßen in der ganzen Region (Stadt Schweinfurt und vier Landkreise) zuständig. Auch dort sind die Salzhallen bis zur Decke gefüllt. Schon im Spätsommer wurden Streumittel geordert und Dienstpläne erstellt.

Um ein besseres und vor allem ein länger anhaltendes Ergebnis zu erzielen, verwenden die Straßenmeistereien Feuchtsalz. Bei FS 100 wird eine reine Salzlösung über den Streuteller verteilt.
Foto: Gerd Landgraf | Um ein besseres und vor allem ein länger anhaltendes Ergebnis zu erzielen, verwenden die Straßenmeistereien Feuchtsalz. Bei FS 100 wird eine reine Salzlösung über den Streuteller verteilt.

Für die Einsatzplanung greifen die Straßenmeistereien in Hammelburg, Rödelmaier, Schweinfurt und Zeil am Main auf die Meldungen des Deutschen Wetterdienstes und auf Radarprognosen zurück. Zusätzlich sind an neuralgischen Punkten Wetterstationen aufgestellt, die in Echtzeit über die Temperaturen auf und im Boden sowie die Windgeschwindigkeit informieren. Per Kamera können sich die Einsatzkräfte zudem ein Bild vor Ort verschaffen.

Seit Jahrzehnten stimmen sich im Landkreis Schweinfurt zudem das Staatliche Bauamt und der Kreisbauhof detailliert ab. Sie erstellen gemeinsam die Räumstrecken. Die Kooperation ist in dieser Form bayernweit einmalig. Vermieden werden so unnötige "Leerfahrten", um das knapp 740 Kilometer lange gemeinsame Straßennetz bestmöglich abzudecken.

Personell noch gut aufgestellt, aber sinkende Bewerberzahlen

Der Stützpunkt Schweinfurt hat für 33 Winterdienstler und elf Räum- und Streufahrzeuge 4800 Tonnen Salz gelagert. Um die rund 350 Kilometer Straße zu betreuen, sind zusätzlich drei Fahrzeuge externer Unternehmen beauftragt.

Ein Räumfahrzeug mit Soletank.
Foto: Gerd Landgraf | Ein Räumfahrzeug mit Soletank.

Die Kooperation von Staatlichem Bauamt und Landkreis kann auf 17 Räum- und Streufahrzeuge (davon neun vom Landkreis) zurückgreifen. Zusätzlich stellt der Kreis zwei Wachdienstfahrzeuge. 26 Personen schickt der Landkreis auf Tour. Weitere sechs Mitarbeiter kümmern sich um Einsatzplanung, Wartung und Pflege der Fahrzeuge. Personell ist die Straßenmeisterei (Winterdienst, Grünflächenpflege, Reinigung und Instandhaltung des rund 300 Kilometer langen Kreisstraßennetzes) noch gut aufgestellt. Doch bei den Bewerberzahlen ist bereits ein Rückgang notiert.

2200 Tonnen Salz für den Winter im Landkreis gelagert

Zum Einsatz kommt auf den Straßen von Stadt und Landkreis Schweinfurt Feuchtsalz in zwei Konzentrationen. Mit der reinen Salzlösung (FS 100) wird gefrierende Nässe oder Reifglätte bei Temperaturen bis Minus sechs Grad verhindert. Bei FS 30 wird Salz (70 Prozent) mit Sole (30 Prozent) angereichert. Das schnell wirkende feuchte Salz haftet besser als trockenes auf dem Asphalt.

Eingelagert hat man 1600 Tonnen Salz im Kreisbauhof in Niederwerrn und 600 Tonnen im Stützpunkt Gerolzhofen. Für die normale Streurunde sind zweieinhalb Stunden angesetzt. Muss zusätzlich geräumt werden, dauert der Einsatz bis zu dreieinhalb Stunden.

Radwege werden vom Landkreis aus Kapazitätsgründen nicht gestreut. Auch liegt die überwiegende Anzahl der Radwege in der Unterhaltungspflicht der Gemeinden.

 
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