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Schweinfurt
Autonom fahrender People Mover als Ersatz auf der Steigerwaldbahn-Trasse? VCD bleibt skeptisch
ZF stellte in den vergangenen Wochen den autonom fahrenden People Mover der Öffentlichkeit vor. Das Interesse ist groß, aber funktioniert er auch im Raum Schweinfurt?
ZF stellte seinen autonom fahrenden People Mover während der Innovation Week auf dem Marktplatz in Schweinfurt vor.
Foto: Marius Flegler | ZF stellte seinen autonom fahrenden People Mover während der Innovation Week auf dem Marktplatz in Schweinfurt vor.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:26 Uhr

Sollte die Trasse der Steigerwaldbahn zwischen Schweinfurt und Gerolzhofen instand gesetzt werden, um dort wieder Züge fahren zu lassen? Oder sollte sie abgebaut, durch einen Radweg und eine Pilot-Trasse für den autonom fahrenden People Mover von ZF ersetzt werden? Über diese beiden Fragen gibt es seit Jahren Streit. In den vergangenen Wochen hat Unterfrankens größte Arbeitgeber, ZF, auf seinem Testgelände und in der Schweinfurter Innenstadt den People Mover vorgestellt.

Die Befürworter sind begeistert, die Gegner weiter skeptisch, zumindest wenn es um eine Nutzung auf der Steigerwaldbahn-Trasse als Bahnersatz geht. So kann man die Stimmung zusammenfassen, was auch aus einer Pressemitteilung der Ortsgruppe Schweinfurt des Ökologischen Verkehrsclubs Deutschlands (VCD), des Bund sowie Kreistags-Mitgliedern von Bündnis 90/Die Grünen und geo-net hervor geht, die den People Mover testeten.

Ihr Fazit: "Die Shuttles werden ihren berechtigten Platz in einem zukünftigen ÖPNV-Gesamtkonzept finden, sind aber keine Alternative zur schienengebundenen Bahn auf der langen Trasse der Steigerwaldbahn." Ausdrücklich danken die Autoren Manfred Röder, Edo Günther, Johannes Weiß und Stefanie Döpfner den Ingenieuren von ZF für die Beantwortung aller technischen Fragen.

VCD übt Kritik am früheren Staatssekretär Gerhard Eck

Kritik am früheren CSU-Staatssekretär Gerhard Eck, der nach wie vor den People Mover als Alternative für die Steigerwaldbahn sieht, übt in der Pressemitteilung Julian Glienke vom VCD: „Hat Herr Eck bei der Vorstellung der Shuttles durch qualifizierte ZF-Mitarbeiter nicht vernommen, dass die Shuttles nicht für lange Strecken ausgelegt sind, sondern dass sich der vorteilhafte Einsatz der autonom fahrenden Kleinbusse auf kürzere Strecken beschränkt?“ Strecken in Innenstädten und mit Zubringerfunktionen seien, so die Mitteilung, gemäß ZF das Ziel, und dafür gebe es bereits Ansätze. Für einen eventuellen Betrieb auf der Steigerwaldbahntrasse brauche es unabdingbar zunächst eine Machbarkeitsstudie, die bisher nicht in Auftrag gegeben wurde.

Die Befürworter einer Revitalisierung der Steigerwaldbahn als Eisenbahn halten den People Mover für Innenstädte als geeignet, nicht aber als Bahnersatz.
Foto: Edo Günther | Die Befürworter einer Revitalisierung der Steigerwaldbahn als Eisenbahn halten den People Mover für Innenstädte als geeignet, nicht aber als Bahnersatz.

Die Autoren der Pressemitteilung erklären, aus ihren Gesprächen mit den ZF-Mitarbeitern habe sich ergeben, dass das Unternehmen keine Showprojekte oder Teststrecken brauche, sondern die Shuttles so schnell wie möglich im realen Verkehr auf eigenen dafür gebauten Spuren einsetzen wolle. Ein möglicher Einsatzort wäre auch ein Shuttle zwischen dem Hauptbahnhof und dem Landesgartenschau-Gelände 2026 in Schweinfurt, wie Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) bei seinem Besuch auf der ZF-Teststrecke bestätigt hatte.

Kitzingen hat großes Interesse am Einsatz des People Mover

Derweil hat ZF ausweislich zweier anderer Pressemitteilungen bereits Erfolge bei der Vermarktung des People Mover in anderen Städten Deutschlands erzielt. Bisher fährt das Shuttle in Europa nur im niederländischen Rotterdam. So gibt es eine Kooperation zwischen der Firma und der Hamburger Hochbahn AG zur Entwicklung fahrerloser Verkehrssysteme. In diesem Jahr wird darüber hinaus ein Projekt auf einem Werksgelände von ZF in Saarbrücken verwirklicht, bis Ende 2023 sollen Testfahrzeuge in Mannheim unterwegs sein, 2024 innerstädtisch und überland in Friedrichshafen, dem Hauptsitz von ZF.

Großes Interesse hat auch die Stadt Kitzingen am People Mover. Dort soll er von der Siedlung bis in die Marshall-Heights mit Anbindung an den Bahnhof, die Klinik Kitzinger Land und den Innopark fahren sowie auf einer zweiten Strecke vom Bahnhof bis zu ConneKT. Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) stellt sich eine Extra-Fahrbahn entlang der B 8 vor. Das Shuttle soll für Kitzingen langfristig die gleiche Funktion erfüllen wie eine Straßenbahn für eine Großstadt, heißt es auf der Internetseite der Stadt Kitzingen. Weiter wird der dortige OB zitiert: „Dem autonomen Fahren gehört die Zukunft. Gerade in Städten wie Kitzingen.“

People Mover

Der People Mover bietet Platz für bis zu 22 Personen. Er fährt autonom – also ohne Fahrer – entweder im Straßenverkehr mit oder auf getrennten Fahrspuren, die in Schweinfurt erst geschaffen werden müssten. Das Fahrzeug ist elektrisch betrieben mit Batterie, fährt emissionsfrei und ist bis zu 40 km/h schnell. Navigiert wird mit Hilfe eines Rasters aus magnetischen Elementen an der Strecke, die von den Sensoren in allen Situationen zuverlässig erkannt werden können.
Quelle: oli/hb
 
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  • M. K.
    Wieder eine falsch gewählte Überschrift des Artikels. Außer einem einzigen CSUler befürwortet niemand der bekannten Aktuere - selbst der Hersteller !!! - nicht den Einsatz als Ersatz anstelle der Bahn. Es sind alle skeptisch außer einem. Eine inhaltich korrekte Überschrift müsste anders fomuliert werden....
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  • S. F.
    Hätten nicht die "Umwelt, - und Verkehrsexperten der CSU" (Weisgerber und Eck) die ganze Zeit die Reaktivierung der Steigerwaldbahn verhindert, würden schon längst die Bewohner des südl. Landkreises über einen komfortablen und schnellen ÖPNV verfügen.
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  • D. H.
    Lieber Stefan Fuchs,
    da geht doch wieder mal der grüne Gaul mit Ihnen durch. Die CSU hat gar nichts verhindert, sondern die Potentialanalyse auf den Weg gebracht. Die Gemeinden haben Anträge auf Endwidmung gestellt. Im übrigen sind Sie nicht auf dem Stand - denn der Landkreis SW hat seine Hausaufgaben gemacht und ein neues Zielsystem des ÖPNV auf den Weg gebraucht mit umfangreichen und wesentlichen Verbesserungen für die Bürgerinnen und Bürger.
    Wie man als ehemaliger Kreisvors. der Grünen gegen autonomen und ökologischen Shuttle auf einer bestehenden Trasse sein kann - gepaart mit einer parallelen Radschnellstrecke versteht kein normal denkender Mensch.
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  • D. H.
    Für die Stadt Schweinfurt wäre der People-Moover wirklich ein Gewinn. Gerade in Straßenzügen, die nicht vom Stadtbus erreicht werden. Für Überland-Fahrten halte ich ihn auch für ungeeignet. Ich hoffe die Stadtverwaltung reagiert schnell, andere Städte sind da sicher flexibler. In Frankfurt bin ich schon mit dem People-Moover gefahren, war einfach klasse.
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  • M. Z.
    Bitte mal ein Bild veröffentlichen, auf dem das Fahrzeug mit 22 Fahrgästen gefüllt zu sehen ist. Am Besten 22 ZF-Top-Manager.
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  • H. T.
    .... die alte Bahnstrecke als Radweg umzubauen ist eine sehr gute Idee die mir ganz besonders gefällt.

    Die Maxbrücke ist für den Einsatz des Personenbeförderers erste Wahl. Sie ist saniert nur sind die Belastungen durch die Masse der Fahrzeuge zu groß geworden. Wenn die Brücke als Radfahrer-/Fußgängerbrücke mit einer Spur für den Peoplemover erhalten bleibt, denke ich wird die Belastung für die Brücke erheblich reduziert . Wenn die Innenstadt dann noch autofrei ist können die "Mover" überall fahren und Menschen von A nach B bringen und das ohne Abgas und Parkplatzsuche.

    Solch einen Personenbeförderer von Schweinfurt nach Gerolzhofen fahren zu lassen hat was von Illusion .... nicht realistisch.
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  • K. K.
    Man.n sieht es doch eindeutig....

    dass das Geleis dieser "sgn. Steigerwaldbahn zu nichts mehr tauglich ist. Weder für eine S-Bah noch für die " Hoppelkäfige. Ausserdem braucht man in GEO im Umfeld des Bhf einen
    grösseren Parkplatz für Umsteiger.
    Gerade aktuell das " Garmischer Zugungück " zeigt doch die Wichtigkeiten auf. Da nützen auch XXX-Wunschträume nichts. Die wievielste " Sau " bezüglich einer neuen Bahn nach SW
    ist das eigentlich ?? Gut .... man kann drüber schreiben und reden. Langweilig ist es aber doch.
    Der Hund muss mit den Schwanz wackeln und nicht der Schwanz mit den Hund.
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  • O. S.
    reutjo: Wenn Sie von der ganzen Angelegenheit, was die Reaktivierung der Steigerwaldbahn nicht die blasseste Ahnung haben, dann behalten Sie Ihre Kommentare doch bitte für sich. Bezüglich Ihrer Anspielung auf das Zugunglück bei Garmisch, was ja wohl sehr zu bedauern ist, frage ich Sie, wieviele Unfälle passieren tagtäglich mit Fahrzeugen auf der Straße. Die Bahn ist nunmal das sicherste Transportmittel. Und wenn Sie ein bißchen weiter denken würden, müßten Sie auch zugeben, daß die Bahn klimatechnisch, wirtschaftlich, für einen großen Personenkreis sehr nützlich und notwendig ist. Es gibt noch viele weitere positive Vorteile der Bahn.
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  • K. K.
    re.. @ "SoellnerOtmar " ....

    Sie haben ja so etwas von recht, dass ich mich nicht mit Ihnen vergleichen kann.
    Richtig lesen, überlegen, und hieraus eine Meinung bilden, können Sie offenbar nicht so gut.
    Ich will mich jetzt hier nicht wiederholen; aber falls Sie beim nochmaligen Lesen und Über-
    denken meiner Worte zu einer besseren Meinung kommen, dann ... ist einiges erreicht.
    Nirgends (auch in früheren Kommentaren) habe ich geschrieben, dass die Bahn schlecht ist.
    Man kann aber auch nicht so tun, als ob man *einfach nach ca. 25 Jahren Stillstand,* auf diese
    Anlage einen sicheren Zug setzen könne. Da gäbe es vieles " VORHER " zu tun. Genau wie für
    die " ZF-Möglichkeit". Viel Spass noch auf der Strecke.... beim Geleis besichtigen.
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  • L. W.
    Was innerstädtisch

    funktionieren mag ist eben völlig ungeeignet für Pendlerverkehr über Land.

    Wann kapiert es endlich auch die CSU?
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  • P. K.
    So lange die Lobbyisten von ZF den Verkehrspolitikern der CSU ihre Meinung vorgeben werden die nachplappern was sie sollen.
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