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Schweinfurt
Autofahrende klagen über hohe Spritpreise: Kosten Benzin und Diesel in Schweinfurt wirklich mehr als in der Region?
Die Schweinfurter Autofahrer sind sich in ihrer Meinung einig: Der Sprit hier ist teurer. Aber stimmt das auch? Wir haben die Preise über einige Wochen verglichen.
Reger Verkehr bei einer Markentankstelle in der Schweinfurter Landwehrstraße. Doch lohnt das Tanken eher außerorts?
Foto: Anand Anders | Reger Verkehr bei einer Markentankstelle in der Schweinfurter Landwehrstraße. Doch lohnt das Tanken eher außerorts?
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:49 Uhr

Dem freudigen "Schweinfurt ist spitze!" folgte in einem Leserbrief an diese Redaktion schnell der ernüchternde Zusatz: "Leider nur was die Benzinpreise betrifft." Eine Beobachtung, mit der Tagblatt-Leser Günter Hammer nicht alleine ist. Auch in lokalen Gruppen des Netzwerks Facebook wird dieser Umstand regelmäßig diskutiert. In Hofheim, Würzburg und Mittelfranken sei der Sprit ebenfalls regelmäßig günstiger, schreibt eine andere Schweinfurter Leserin.

Statistiken, die dies belegen, sind von externer Seite nur schwer zu bekommen. Zwar erhält die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe des Bundeskartellamts von den Mineralölunternehmen und Tankstellenbetreibern Auskunft darüber, welche Tankstelle zu welchem Zeitpunkt welchen Preis für die einzelnen Kraftstoffe verlangt, eine Aufbereitung dieser Daten erfolgt jedoch lediglich im Hinblick auf die bundesweite Preisentwicklung.

Ähnlich verhält es sich auch bei den von der Markttransparenzstelle zugelassenen Verbraucher-Informationsdiensten. Diese erhalten von der Behörde die Preisentwicklungen aller Tankstellen übermittelt und unterrichten die Verbraucher dann via App oder Website von den (günstigsten) Tankpreisen in ihrer Umgebung. Neben dem ADAC sind dies beispielsweise Dienste wie Clever-Tanken, Mehr-Tanken oder Tanke-Günstig.

Eigene Erhebung der Kraftstoffpreise in Schweinfurt, dem Umland und Würzburg

Auf Anfrage dieser Redaktion gaben Sprecher sowohl des ADAC, als auch von Clever-Tanken an, dass die statistische Aufbereitung lokaler Daten etwa für Schweinfurt und Würzburg mit zu großem Aufwand verbunden ist, als dass man sie zur Verfügung stellen könnte. Clever-Tanken wertet diese Daten nur für die 20 einwohnerreichsten Städte Deutschlands aus, wozu Würzburg (Rang 59) und Schweinfurt (173) nicht gehören – der ADAC bundesweit und nach Bundesländern.

Diese Redaktion hat daher über einen Zeitraum von drei Wochen, auf Grundlage der öffentlich verfügbaren Daten des ADAC und Clever-tanken.de, eine eigene – nicht repräsentative – Datenerhebung angestrengt. Die Diesel- und E10-Preise von 19 Tankstellen in Schweinfurt (7), dem erweiterten Schweinfurter Einzugsgebiet (7) sowie Würzburg (5) wurden gesammelt und verglichen.

Tanken in Schweinfurt ist überdurchschnittlich teuer

Das Ergebnis: Das Tanken in Schweinfurt ist tatsächlich teurer als anderswo im erweiterten Umkreis. Vergleicht man den Durchschnittspreis der betrachteten Schweinfurter Tankstellen mit dem der Tankstellen im erweiterten Einzugsgebiet Schweinfurts (Gerolzhofen, Werneck, Münnerstadt, Bad Kissingen, Maßbach) und dem Durchschnitt in Würzburg, ist sowohl der Preis von E10-Kraftstoff, als auch der von Diesel in Schweinfurt am höchsten.

Konkret liegt der Durchschnittspreis von E10 im beobachteten Zeitraum in Schweinfurt mit 1,729 Euro vor dem des erweiterten Einzugsgebiets (1,717 Euro) und dem von Würzburg (1,700 Euro). Beim Diesel ist der Unterschied noch deutlicher. Hier liegt der Wert in Schweinfurt mit 1,876 Euro knapp vier Cent über dem des Einzugsgebiets und gut fünf Cent über den Preisen in Würzburg.

Autofahrende klagen über hohe Spritpreise: Kosten Benzin und Diesel in Schweinfurt wirklich mehr als in der Region?

Dass in Schweinfurt durchschnittlich höhere Preise aufgerufen werden, heißt jedoch nicht, dass dies auch für jeden beliebigen Zeitpunkt gilt. Betrachtet man die Preis-Verlaufskurve des beobachteten Zeitraums, sieht man, dass sich Anfang des Jahres, in einer Zeit, in der sich viele Menschen noch im Urlaub befinden und somit tendenziell auch weniger getankt wird, die Tankpreise in den drei betrachteten Gebieten auf einem hohen Niveau einpendelt und Schweinfurt plötzlich nicht mehr am teuersten ist.

Anzeige für den Anbieter Genially über den Consent-Anbieter verweigert

Auf die Frage, woran es nun aber liegt, dass in Schweinfurt durchschnittlich höhere Kraftstoffpreise aufgerufen werden als im weiteren Umkreis, gibt es von Expertenseite eine einfache, wenn auch wenig zufriedenstellende Antwort: Angebot und Nachfrage. Wird der Kraftstoff in Schweinfurt also zu dem abgerufenen Preis gekauft, besteht für die Tankstellenbetreiber keine Veranlassung, ihn günstiger anzubieten.

Die vom Mineralölunternehmen Erik Walther belieferten bft-Tankstellen zählen innerhalb Schweinfurts zu den günstigeren Anbietern.
Foto: Anand Anders | Die vom Mineralölunternehmen Erik Walther belieferten bft-Tankstellen zählen innerhalb Schweinfurts zu den günstigeren Anbietern.

Da spielt es auch keine Rolle, dass sich die Infrastruktur in Schweinfurt in Bezug auf die Versorgung mit Kraftstoff sehr günstig darstellt: Eine günstige Verhältnisquote von teuren Markentankstellen zu freien Anbietern, Autobahnanbindung, der Schifffahrtsweg Main und mit der Erik Walther GmbH & Co. KG sogar ein ortsansässiges Mineralölunternehmen. Eine Einschätzung der lokalen Wettbewerbssituation war von dessen Geschäftsführer Jürgen Rehl bis Redaktionsschluss nicht zu erhalten.

Der Kompromiss: Tanken zur "Happy Hour"

Für Schweinfurterinnen und Schweinfurter, die zum Tanken nicht extra die Stadt verlassen möchten, um in den Genuss niedrigerer Preise zu kommen, empfiehlt der ADAC die "Happy Hours" zwischen 20 und 22 Uhr. Da sei das Tanken generell am günstigsten. Allzu spät sollte man sich jedoch nicht auf den Weg zur Zapfsäule machen, wie Steffen Bock, Geschäftsführer von Clever-Tanken verrät: "Viele freie Tankstellen haben am späten Abend nicht mehr geöffnet. Damit können die Pächter von Markentankstellen ihre Preiserhöhungen leichter durchsetzen."

 
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  • holzbaustark
    Situation in Österreich:
    "In der Spritpreisverordnung, die am 30.12.2010 im Bundesgesetzblatt kundgemacht wurde, wurde verordnet, dass eine Preiserhöhung an jedem Tag nur um 12 Uhr zulässig ist. (...)Preissenkungen und damit verbundene Preisauszeichnungen sind jederzeit möglich."

    Wann kommt diese Regelung endlich mal in Deutschland? Das Würde den Wettbewerb fördern und Preisabsprachen erheblich erschweren weil man diese dann im Vorfeld treffen müsste.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Gerade 18 Ct Unterschied zwischen Gerolzhofen und Schweinfurt!
    Hofheim 1.79 und SE 2,01!!!

    Warum macht die Presse hier nicht mehr Druck!
    Das Zhema betrifft doch ALLE!!!
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  • mw.wehner@t-online.de
    Pure Abzocke in SW. Schlechte Infrastrukur der öffentlichen Transportmittel und schon macht man sich das als Mineralälkonzern zum Besten. Von daher geht nichts über Tank Apps um sich einfach optimal zu informieren.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    In Schweinfurt dürfte die Dichte an Firmenwagen ziemlich hoch sein und deren Fahreren ist es egal was der Sprit kostet.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Das ist völliger Unsinn!
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  • Isi2020
    @ManfredEnglert: Das ist ja eine Analyse, die mit einer sehr schwarzen Brille gemacht und hat mit aktuellen örtlichen Gegebenheiten nichts zu tun. Würde mal sagen, Thema verfehlt. Der Preisunterschied zwischen Würzburg und Schweinfurt ist die letzten Wochen geringer geworden. Ich habe anhand meiner App von August bis jetzt zeitweise bis zu 20 Cent Unterschied zwischen den beiden Orten festgestellt. Und das ziemlich dauerhaft. Wahrscheinlich weil der Transport zwischen Wü und SW so schwierig ist. Insbesondere kann die hier ortsansässige Firma in Würzburg die gleichen Preise machen wie die anderen dort, in SW sind sie aber nicht bei denen, die zuerst die Preise senken. Es geht nicht um Markt sondern nur um Gewinnmaximierung. Es gibt aber gute Apps, und da kann man sich den günstigsten Anbieter aussuchen.
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  • Am Sonntagmorgen (9:00 h) nahm Walter in der Bahnhofstraße (SW) für Diesel 1,919 €/l und am Mittag 1,759 €/l. 16 ct/l Unterschied. Das sollen die Geschäftsführer der Firma Walter mal erklären.
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  • deweka
    @stwsw
    Das ist einfach nur Gewinnmaximierung.

    Unternehmern machen was der Gesetzgeber zulässt.

    @stwsw
    Das hat mit dem Transport oder anderen Faktoren überhaupt nichts zu tun.

    Wenn man mehr verlangen kann ist einfach der Gewinn größer. Freiwillig wird niemand darauf verzichten.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    isi: Würden Sie mir bitte mal die Themaverfehlung begründen? Sie selbst trugen die immensen Unterschiede zw WÜ und SW vor.
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  • attheendoftheday
    und wer hat Nord Stream Pipelines kaputt gemacht?
    Die Russen und die Deutschen ja wohl nicht, oder?
    Und ist das jetzt der Preis dafür?
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Was hat jetzt die Gaspipeline NS 1 - Gaslieferung wurde übrigens von Russland gestoppt - mit Preis für Diesel und Benzin zu tun.
    Und welchen Einfluss hat die Sabotage an einer Gaspipeline NS 2 durch die noch nie Gas geflossen ist mit Benzin und Diesel zu tun?
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  • attheendoftheday
    NS1 wurde von Russland gestoppt? Wer sagt das?
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  • simsam2001
    Angebot und Nachfrage. Finde den Fehler. Die Pendler erhöhen ja nicht die Nachfrage in Schweinfurt, weil diese bestimmt nicht hier tanken, sondern außerhalb, wo es billiger ist.
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  • Amokd0c
    Abgekartet, ausgelotet, ausgewertet, ausgenommen!
    Abends gegen 22.00 Uhr zu Schichtbeginn steigen die Preise.. seltsam!
    Seitdem ich das weiß, steh ich nachts extra auf und fahre zum tanken. :/
    Aber macht mir das bitte nicht nach, sonst steigen die Preise da auch wieder...
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  • Meinungsvertreter
    Die Beobachtungen sind wenig überraschend. Man könnte sich genauso über die zu hohen Spritpreise an Autobahnraststätten echauffieren und diese mit „Angebot und Nachfrage“ quittieren. Erkenntnisgewinn? Null. Vielleicht erklärt man den Leuten lieber mal, was ein Durchschnitt ist und dass es nicht unüblich ist, dass es in einer Zahlenreihe Ausreißer nach unten und oben gibt. Bei Preisen ergibt sich daraus kein Anspruch auf den Mittelwert. Für mich ist das eher ein Bildungsproblem und das typisch deutsche Phänomen der sklavisch absolutistischen Haltung ggü. dem Auto. Man spart nicht an der Tankstelle, sondern in dem man das Auto stehen lässt - es ist purer Luxus. Die Reaktionen auf diese Erkenntnis erinnern an Drogenabhängige, die sich in eine alternativlose Opferrolle begeben und glauben, ohne Droge geht es nicht. Immerhin lässt sich das erklären, weil Drogenabhängige nicht immer klar denken können. Aber Autofahrer? Ich freue mich auf jeden Fall auf 75-100 Kommentare zu diesem „Aufreger“.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Der Bericht ist gut, aber nicht gut genug. Für den Verbraucher sind die Durchschnittspreise völlig uninteressant. Es zählen die jeweils aktuellen Tages gleichen Preise. Und hier liegt Würzburg, teilweise zwischen zehn und 0,14 € je Liter (egal ob Diesel oder Benzin) unter dem Schweinfurter Preis. hat Kissingen ist ebenfalls zwischen vier und acht Cent günstiger als Schweinfurt. Dabei ist es völlig unerheblich zu welcher Uhrzeit.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    @ Mic-Ro: Stimmt! Leider. Ich beobachte diesen Markt sehr genau. WÜ, KT bei uns immer günstiger als SW/GEO, und zwar erheblich. Auch den Berliner "Marktplatz" habe ich im Auge. Dort war Diesel in der jüngeren Vergangenheit nochmal um einige ct günstiger als KT/WÜ. Es drängt sich mir die Vermutung auf, daß dort, wo der ÖPNV sehr gut ausgebaut ist, nämlich in den größeren Städten, die Spritpreise tiefer sind, auf dem flachen Land aber, wo fast jeder auf das Auto angewiesen ist, diese sehr hoch liegen! Marktgerecht oder Ausnutzung der Lage? In Berlin kostet Diesel in guten Wohnlagen im Westen auch erheblich mehr, als in so manchem Bezirk im Osten der Stadt, wo auch das Einkommensniveau tiefer liegt. Ich gehe vom Ausnutzen der Situation aus und bezeichne dieses Verhalten der Ölbranche als Ausbeutung der Verbraucher und unmoralische Raffgier!
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Von der hohen Beteiligung des Staates mal ganz abgesehen. Je höher der Preis umso höher die Steuern! Das dürfte den Grünen voll in die Karten spielen, die wollten ja schon damals 5,- DM/Ltr. Je höher dieser Sprit zu bezahlen ist destweniger kann dieses Geld für andere Sachen ausgegeben werden: Allgemeiner Konsum oder energetische Maßnahmen!
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  • robert.erhard@gmx.de
    das ist eine nachdenkenswerte Analyse! sehr gut! Danke!
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