
Die Nachricht war für die Betroffenen ein Schock: Eigentlich sollten die Räume im Kindergarten St. Michael in Schweinfurt wegen eines Wasserschadens nur renoviert werden. Doch nun wird der Kindergarten komplett dichtgemacht. Die Kirchenstiftung St. Michael als Trägerverein wird den Betrieb der zweigruppigen Kindertagesstätte zum 31. August 2025 einstellen. Die Eltern der 46 Kinder müssen sich eine neue Betreuungseinrichtung und die Mitarbeitenden eine neue Arbeitsstelle suchen.
"Es war keine Entscheidung frohen Herzens", gesteht Domkapitular Christoph Warmuth, der Vorsitzende der Kirchenverwaltung St. Michael, "aber wir sehen keine Alternative mehr, die Kinderbetreuung fortzusetzen." Die Kirchenstiftung habe schlichtweg keine Räumlichkeiten mehr.
Das bisherige Gebäude auf dem Gelände des Pfarrzentrums St. Michael sei wegen eines Wasserschadens nicht nutzbar, eine Sanierung technisch wie wirtschaftlich nicht vertretbar und ein Neubau finanziell nicht machbar. Zum einen, weil die Diözese Würzburg anstatt in Gebäude mehr in sozial-caritatives Handeln investieren will, zum anderen, weil die Stadt Schweinfurt als Finanzierungsverantwortliche für die Errichtung von Betreuungsangeboten einem Neubau eine Absage erteilt hat. Die betroffenen Kinder könnten im neuen Kindergarten Bellevue und anderen Einrichtungen in der Stadt untergebracht werden, heißt es als Begründung.
Regenwasser war in die Räume des Kindergartens eingedrungen
Dabei schien alles ganz unproblematisch: Im Juli vergangenen Jahres war dem Kindergartenpersonal feucht-muffiger Geruch in den beiden Gruppenräumen aufgefallen, nachdem durch starke Regenfälle in den Wochen zuvor Wasser in die Räume des Kindergartens eingedrungen war. Um Kinder und Erzieherinnen keiner Gefahr auszusetzen, entschied die Kirchenstiftung nach Rücksprache mit dem Jugendamt der Stadt Schweinfurt, die Sommerpause vorzeitig zu beginnen und den Kindergarten sofort zu schließen.
Untersuchungen einer von der Kirchenstiftung beauftragten Hygienefachfirma ergaben laut Warmuth zwar keine Belastungen der Raumluft, allerdings sei im Fußbodenbelag Asbest nachgewiesen worden, weshalb dieser ausgebaut und erneuert werden sollte. Weil das nicht bei laufendem Kindergartenbetrieb erfolgen kann, stellte die Stadt für die Phase der "Notfallsanierung" das Gebäude 267 in den Ledward Barracks als Ausweichquartier zur Verfügung. Diese Räumlichkeiten wurden bereits früher als Kita für Asylbewerberkinder und Flüchtlingskinder aus der Ukraine genutzt.

"Zum damaligen Zeitpunkt glaubten wir, dass die Fußbodenerneuerung in zwei bis drei Monaten erledigt ist", so Warmuth. Bei der detaillierten Planung der Maßnahme allerdings kamen die Architekten zu dem Ergebnis, dass der Sanierungsaufwand deutlich höher ist. Das Gebäude aus den 1960er-Jahren sei weder abgedichtet, noch isoliert. Auch die Raumhöhe sei für einen Bodenaufbau nach heutigen Gesichtspunkten zu gering. "Und wie es unter der Bodenplatte aussieht, wissen wir auch nicht", verweist Warmuth auf mögliche "Überraschungen" mit unkalkulierbaren Kosten bei einer Sanierung.
Kirchenstiftung suchte gemeinsam mit der Stadt nach Lösungen
Gemeinsam mit der Stadt Schweinfurt sei daraufhin nach anderen Lösungen gesucht worden. Etwa den Umbau des Pfarrsaals oder einen Neubau der Kita. Laut Warmuth hatte das städtische Jugendamt noch im Januar gegenüber der Kirchenstiftung erklärt, dass die Plätze im Kindergarten St. Michael benötigt werden – auch nach der Inbetriebnahme der neuen Kita im benachbarten Stadtteil Bellevue im Juni. Es sei sogar eine Erweiterung um zwei Hortgruppen befürwortet worden.
"Vor wenigen Tagen nun wurde uns von der Stadt mitgeteilt, dass es keinen Neubau geben wird", informiert Warmuth bei einem Pressegespräch. Die Kinder sollen in den anderen Kindergärten im Stadtbereich einen Betreuungsplatz finden, hieß es. Auch eine Verlängerung der Nutzung des Ausweichquartiers in den Ledward Barracks sei nicht möglich, weil das Gebäude nicht den Vorschriften der deutschen Bauverordnung entspreche. "Die Unterbringung unserer Kita dort ist nur noch bis zum 31. August genehmigt."

Damit ist das Aus für den Kindergarten St. Michael besiegelt, weil ohne Finanzierung durch die Stadt das Projekt nicht umgesetzt werden kann. "Das tut uns sehr leid", schreibt Warmuth in einem Elternbrief, der in den vergangenen Tagen an die betroffenen Familien verschickt wurde.
Langfristig müssen weitere Betreuungskapazitäten geschaffen werden
"Auch die Stadt bedauert die Schließung des Kindergartens St. Michael", sagt Sozialreferent Jürgen Montag beim Pressegespräch mit Blick auf die "wertvolle Arbeit", die hier geleistet worden sei. Alle angedachten Szenarien für den Weiterbetrieb der Kita würden aber an den Kosten scheitern. Da aktuell alle Kinder untergebracht werden könnten, sehe die Stadt keine Notwendigkeit für den Neubau des Kindergartens.
Doch wie sieht's in einigen Jahren aus? Montag räumt ein, dass langfristig die Betreuungsplätze in Schweinfurt nicht ausreichen werden. Gerade im Krippenbereich gebe es zunehmenden Bedarf. "Wir müssen weitere Kapazitäten schaffen." Mehrere Projekte sind angedacht. In Planung sei die Erweiterung des AWO-Kindergartens am Bergl und der Kreuzkirche-Kita in Oberndorf sowie des integrativen Kindergartens durch die Lebenshilfe Schweinfurt in der Gartenstadtstraße.
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/kinderhaus-fuer-gefluechtete-aus-der-ukraine-zieht-von-der-ledward-kaserne-in-die-koernerschule-art-11411882