
"Ohne unsere Ehrenamtlichen würde hier überhaupt nichts laufen." Dieser Satz fällt häufiger, wenn man sich mit Schwester Simone Rollmann über ihre Arbeit in der Elisabethstube der Erlöserschwestern in Würzburg unterhält. Hier in der Ebracher Gasse bekommen bedürftige Menschen nicht nur ein warmes Mittagessen, ein Getränk und eine Brotzeit für den Abend. Die vielen Stammgäste finden bei Schwester Simone und ihrem Team auch immer ein offenes Ohr und das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.
In der Elisabethstube gibt es Essen aus der Klosterküche - für alle
Ein Freitag im Spätsommer, es ist kurz nach 10 Uhr am Vormittag. Schwester Simone hat gerade das Mittagessen für die Gäste der Elisabethstube in der Klosterküche abgeholt und transportiert es auf einem kleinen Rollwagen durch eine schmucke Grünanlage im Innenhof des Klostergeländes zur Essensausgabe im Nordflügel.

Dort gibt es eine kleine Gaststube mit 40 Sitzplätzen, die jeden Tag ab 10.30 Uhr geöffnet ist. In der Küche sind heute Andrea Engel, Katharina Geubig und Theresia Oschmann-Behr im Einsatz. Sie haben seit 9 Uhr die Brotzeiten zur Ausgabe vorbereitet.
"Die Sorge für die Bedürftigen gibt es schon, seit es unseren Orden gibt", sagt Schwester Simone. Sie leitet das Team der Elisabethstube seit vier Jahren, vorher hatte sie dieselbe Aufgabe in der Theresienstube der Erlöserschwestern in Schweinfurt.

Früher hat die inzwischen 83-jährige Ordensfrau mit behinderten Menschen gearbeitet: "Das war eine sehr anstrengende, aber auch eine sehr erfüllende Arbeit. Hier ist es ähnlich, weil man helfen und für die Menschen da sein kann."
Viele sind jeden Tag da, das Einzugsgebiet ist groß
Mal sind es 40, manchmal bis zu 80 oder mehr Gäste, die sich in der Ebracher Gasse eine warme Mahlzeit abholen oder gleich vor Ort essen. Viele von ihnen sind Stammgäste: "Wir gehören hier zusammen, das bedeutet mir etwas. Drei Viertel der Menschen kommt jeden Tag", erzählt Schwester Simone. Sie kommen nicht nur aus Würzburg und Umgebung, das Einzugsgebiet der Elisabethstube reicht bis in den Spessart und nach Aschaffenburg.

Seit sie die Elisabethstube leitet, ist die Zahl der Gäste weitgehend gleich geblieben. Durch Geflüchtete und auch durch den guten Ruf der Einrichtung habe es eine leichte Zunahme gegeben, sagt die Ordensfrau.
"Ich bin mir sicher, dass die Not im ganzen Land zugenommen hat, aber hier bei uns kann ich es nicht bestätigen", sagt auch Andrea Engel, die sich regelmäßig ehrenamtlich in der Elisabethstube engagiert. Warum sie hier hilft? Einer ihrer Gründe: "Man lernt viele Menschen kennen und erfährt ihre Schicksale."
Die Gaststube ist offen für jeden: "Es kostet nichts und wir fragen auch nicht nach"
Kommen darf hier jede und jeder, ohne einen Nachweis der Bedürftigkeit. "Unsere Türen stehen allen offen, es kostet nichts und wir fragen auch nicht nach. Alle dürfen so kommen, wie sie sind", sagt Schwester Simone und erzählt von einem obdachlosen Stammgast, der seit vielen Jahren im Wald haust und auf einem alten Fahrrad kommt: "Wo er lebt, das verrät er uns nicht."

Auf einer hölzernen Sonne an der Wand haben sich viele Stammgäste mit ihren Namen verewigt. Erst vor wenigen Wochen kam ein Frau zum ersten Mal in die Elisabethstube und gehört auch schon dazu – weil sie selbst nicht schreiben kann, hat Schwester Simone ihren Namen zwischen die der anderen Gäste geschrieben. Trotz des Gemeinschaftsgefühls gibt es manchmal aber auch Streitigkeiten unter den Gästen, in ganz seltenen Fällen muss die Polizei eingreifen.


"Notwendend" sei die ehrenamtliche Tätigkeit in der Elisabethstube, sagt Theresia Oschmann-Behr: "Es ist ein Ort, der Not wendet. Häufig merkt man das am Monatsende, wenn das Geld knapp wird." Man lerne auch, wie schnell und unerwartet Menschen durch Schicksalsschläge in Not geraten können. "Das verstärkt die Dankbarkeit für das eigene, relativ gesicherte Leben."
Wohnungslose, Drogenabhängige, Rentnerinnen und Rentner sind Stammgäste
Wohnungslose und drogenabhängige Menschen gehören zu den Stammgästen der Elisabethstube, aber auch Rentnerinnen und Rentner. "Die Armut hat sehr viele Gesichter, das hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Auch Alleinsein kann Armut sein", sagt Schwester Simone. Manchmal müssen die Gäste auch erst eigene Vorbehalte überwinden, bevor sie in die Elisabethstube kommen. Ein früherer Stammgast, ein inzwischen verstorbener älterer Mann, wollte lange Zeit nicht "zu dieser Meute" gehören, wie er Schwester Simone erzählt hat.

Wenn die Elisabethstube Lebensmittelspenden bekommt, wie zum Beispiel regelmäßig von der Grundschule in Bütthard, werden die Waren an die Gäste verteilt, die noch in der Lage sind, sich selbst Essen zuzubereiten. Beim Elisabethfest Ende November findet immer ein Festessen für alle statt, und an Nikolaus und an Weihnachten gibt es eine kleine Gabentüte und ein Stück Christstollen.
Und falls doch einmal ein Gast mit dem Essen nicht zufrieden sein sollte, hat Schwester Simone die passende Antwort parat: "Ich sage dann, dass ich genau dasselbe esse wie er. Dann ist meistens schnell Ruhe."
Kontakt und Infos zu der Gaststube der Würzburger Erlöserschwestern: erloeserschwestern.de/einrichtungen-elisabethstube
Hier haben viele Menschen Grund den Erlöserschwestern zu danken.
Für ihren aufopfernden Dienst am Krankenbett (wie ich es in der Uniklinik Würzburg erleben durfte) und für die mannigfachen Hilfeleistungen für Bedürftige und Flüchtlinge Tag für Tag.
Üble Nachreden in Unkenntnis der Faktenlage sind in keinster Form berechtigt.