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Kreis Schweinfurt
Anhaltender Regen ist gut für die Pflanzen: Aber für viele Landwirte ist es die teuerste Ernte ihres Lebens
Wer sein Getreide gedroschen hatte, bevor der Dauerregen einsetzte, ist einigermaßen zufrieden. Für manche Anbausorten kommen die Niederschläge jedoch zu spät.
Der Regen der vergangenen 14 Tage hat den Zuckerrüben gutgetan, berichtet Landwirt Christian Mauer aus Brünnstadt. Froh ist er auch, dass er seine Getreideernte rechtzeitig vor Einsetzen der Niederschläge noch einfahren konnte.
Foto: Stefan Pfister | Der Regen der vergangenen 14 Tage hat den Zuckerrüben gutgetan, berichtet Landwirt Christian Mauer aus Brünnstadt.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:44 Uhr

Für die Landwirte war es bislang ein schwieriger Sommer. Nach dem Trockenjahr 2022 hatte es seit Mai im Raum Gerolzhofen schon wieder kaum geregnet. Wer seine Felder bestellt hatte, musste das Schlimmste für seine Ernte befürchten. Um den 20. Juli herum setzte endlich der Regen ein.

"Für uns war der Regen jetzt ideal", meint Fabian Burger auf Anfrage. Der  Landwirt aus Frankenwinheim berichtet, dass er gerade noch rechtzeitig seinen Weizen und Dinkel ernten konnte. "Sonst wäre es wirklich blöd gelaufen für unser Getreide", so Burger.

Nur zwei Liter Regen von Mai bis Mitte Juli in Brünnstadt

Auch Christian Mauer aus Brünnstadt ist heilfroh, dass er die Getreideernte bis Mitte Juli von seinen Feldern einholte. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", sagt Mauer erleichtert. Sein Blick auf die Wetter-App zeigt: Seit 20. Juli gab es in seinem Gebiet insgesamt 114 Liter Niederschläge. Davor kam fast kein Tropfen vom Himmel auf die Äcker – es waren gerade einmal mickrige zwei Liter, und das in mehr als zwei Monaten! 

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt (AELF) kann das bestätigen. Es hat an seiner Messstation bei Gut Wadenbrunn in Kolitzheim von 20. Juli bis 8. August gut 90 Millimeter Niederschläge registriert. Im Juni waren es lediglich 19,5 mm. Zusätzlich negativ ausgewirkt auf die Wasserbilanz hätten sich der Wind und die starke Verdunstung, teilt AELF-Pflanzenbauberater Heinz-Dieter Hofmann mit. Dennoch: "Der Regen hat für Entspannung in der Landwirtschaft gesorgt."

Einigermaßen zufrieden ist der Schallfelder Landwirt Arnold Bedenk, der seinen Winterweizen  rechtzeitig gedroschen hat. Die Qualität des Getreides ist aufgrund der langen Trockenphase im Mai und Juni jedoch nicht die allerbeste. Für die befragten Landwirte ist sie durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich ausgefallen. 

Zudem variiert der Ertrag stark, je nach Qualität der Böden, auf denen es angebaut wurde. Mauer berichtet, dass er auf manchen Weizen-Feldern nur 42 Doppelzentner (dz) pro Hektar (ha) geerntet habe, auf anderen dafür bis zu 87 dz/ha. Ähnliche Größenangaben nennt Arnold Bedenk.

Noch steht einiges Getreide auf Feldern im Raum Steigerwald

Nach einer Schätzung des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Schweinfurt sind zum jetzigen Zeitpunkt erst rund 70 Prozent der Getreidefelder in der Steigerwald-Region abgeerntet. In Schweinfurt und im Maintal sieht es besser aus, hier geht der BBV von 80 bis 90 Prozent aus.

Kreisobmann Michael Reck sieht ein erhebliches Qualitätsproblem auf die betroffenen Landwirte zukommen. Wenn überhaupt noch gedroschen werden kann, wird dieses Getreide aus seiner Sicht bestenfalls als Viehfutter genutzt werden können. 

Ob das Getreide teurer wird, können die Gesprächspartner nicht sagen. "Das Geld verdienen Spekulanten an der Börse", meint BBV-Kreisobmann Reck und steht mit dieser Einschätzung nicht alleine da. Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, erleben die Getreidepreise eine Achterbahn. 

Manche Landwirte verkaufen Teile ihrer Ernte schon im Vorjahr

Landwirt Arnold Bedenk aus Schallfeld präsentiert seine Getreideernte, die er noch  rechtzeitig gedroschen hat. Einen Teil der aktuellen Ernte hatte er bereits im Vorjahr verkauft.
Foto: Stefan Pfister | Landwirt Arnold Bedenk aus Schallfeld präsentiert seine Getreideernte, die er noch rechtzeitig gedroschen hat. Einen Teil der aktuellen Ernte hatte er bereits im Vorjahr verkauft.

Einige Bauern sind mittlerweile dazu übergegangen, Teile ihrer nächstjährigen Ernte bereits vorab zu veräußern. Arnold Bedenk führt beim Ortstermin in eine Halle, wo sein geernteter Winterweizen meterhoch eingelagert ist. Dabei handelt es sich nur um 80 Prozent seiner aktuellen Ernte. "Der Rest ist vielleicht schon in der Backröhre", sagt er mit einem Lächeln. Diesen Teil hatte er bereits im September verkauft, als die Preise besser waren.

Auch Christian Mauer handhabt den Ernteverkauf auf diese Weise. Er habe damals gepokert, so Mauer, und Glück gehabt. Man erziele zwar nicht immer die höchsten Preise. "Aber ich komme so gewinnbringender raus, ohne dass ich drauflege." Die Kosten für den Anbau sind in extreme Höhen gestiegen, beklagen die Landwirte. Christian Mauer spricht von der "teuersten Ernte unseres Lebens". Ob Diesel, Dünger oder Pflanzenschutzmittel, das alles belastet die Bauern sehr. 

Für manche Anbausorten kam der Regen vermutlich zu spät

Kaum geregnet hatte es von Mai bis Mitte Juli. Nach der langen Trockenheit seit Mai kommt der nun anhaltende Regen für manche Pflanzen zu spät.
Foto: Stefan Pfister | Kaum geregnet hatte es von Mai bis Mitte Juli. Nach der langen Trockenheit seit Mai kommt der nun anhaltende Regen für manche Pflanzen zu spät.

Und was hat der Regen für andere Anbaukulturen gebracht? Die Zuckerrüben profitieren am meisten. Nach dem miserablen Vorjahr befürchtete Arnold Bedenk bis vor drei Wochen erneut das Schlimmste. Der Regen habe den Rüben gut getan. Christian Mauer hofft auf eine durchschnittliche Ernte. Erfreut ist er über die Preiszusicherung des Abnehmers Südzucker von rund 60 Euro pro Tonne.

Allerdings ist für Rübenbauern mit dem SBR-Erreger eine neue Sorge hinzugekommen. Übertragen wird dieser von der Glasflügelzikade, die bislang nur in der Ochsenfurter Region aktiv war. Mauer spricht von massivem Auftreten. Die Folge: ein erheblich niedrigerer Zuckergehalt.

Zu spät kam der Regen wohl für Soja, Erbsen und Bohnen. Diese Früchte sind nach Auskunft von BBV-Kreisgeschäftsführer Klaus Pieroth zumeist vertrocknet. Für den Mais sieht es auch nicht zum Besten aus. Durch die lange Trockenheit konnte er nicht besonders hoch wachsen.

Immerhin könnten die jetzigen Niederschläge zu einer besseren Ausbildung der Kolben beitragen, hofft Fabian Burger. Gut sieht es dagegen für den Raps aus. Wenn die Böden zügig abtrocknen, könnte die Aussaat schon in 14 Tagen erfolgen, meint Michael Reck vom BBV. 

 
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  • Edeltraud Eusemann
    Eigentlich sollte man nur kommentieren, wenn man auch etwas vom Thema versteht. Ein Herr Fischer wird seine Meinung vielleicht korrigieren, wenn er in einigen Monaten sein Brot beim Bäcker holt und sich wundert warum es schon wieder teurer geworden ist. Wer meint das die Landwirte nur jammern, sollte einfach einmal ein Jahr lang einen Betrieb und deren Arbeit regelmäßig beobachten. Vielleicht fällt ihm dann was auf.
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  • Michael Fischer
    Die Landwirte sind nur am jammern. Petrus kann es denen nie recht machen. Am besten alle Äcker zu Solaranlagen machen und das Geld kommt einfach so. Lebensmittel kommen dann vom Ausland.
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  • Erwin Deppisch
    Genauso schaut es aus, Herr Fischer.
    Das wollen doch alle!!!
    Nur noch Photovoltaik und unten drunter Artenvielfalt.
    Dann können Sie schön das Zeug aus dem Ausland essen, das tausende Kilometer hergekarrt wird. Produziert mit Spritzmitteln, die bei uns verboten sind. Aber bei der Einfuhr ist der "Grenzwert" nicht überschritten, egal Hauptsache bei uns fahren alle mit grünem Strom. Hauptsache der Regenwald wird abgeholzt, aber bei uns summt und brummt es unter der Photovoltaik. Guten Appetit!
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  • Andreas Gerner
    Das nennen Sie "Jammern" ?

    Letztendlich hat es sich so zugetragen:
    Die hier zu Wort kommenden Landwirte wurden befragt und berichten unisono, dass man trotz Schwierigkeiten hier noch gut davongekommen ist.

    Soll das "Jammern" sein?

    Ich nenne es:
    Wir hatten Glück im Unglück, stellen uns nun so gut es geht auf die Situation ein.

    Fragen Sie sich lieber mal, was sich überregional FÜR DIE ERNÄHRUNG zusammenbraut:

    Laut jüngsten Veröffentlichungen sind Gegenden wie unsere, wo die Getreideernte weitgehend abgeschlossen ist, eher die Ausnahme.
    Bundesweit steht der Großteil des Weizens - nichts geringeres als der Grundpfeiler der Ernährung - noch auf den Feldern. Reif, aber seit Wochen zu nass zum Dreschen.

    Dass die Qualität im Korn nicht mehr zum Backen taugt, führt dazu, dass es zu arger Unterversorgung mit backtauglichem Mehl kommen wird. Es fehlen Millionen Tonnen!

    Wenn jetzt nicht massiv Importe einsetzen, leeren sich Regale und können Bäckereien etc nicht produzieren.

    Mahlzeit !
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