Schweinfurter Bau-Geschichte braucht sich nicht zu verstecken, manchmal versteckt sie sich aber etwa. Zum Beispiel das Anwesen Anton-Niedermeier-Platz-5, im Schatten der Heilig-Geist-Kirche, das man erst richtig entdeckt, wenn man um das große Gotteshaus herumgeht. 1364 erstmalig urkundlich belegt, ist es eines der ältesten Gebäude in der Stadt überhaupt und der Platz, auf dem die heute noch existierende Spitalstiftung ihren Ursprung nahm.
Freilich wurde das Gebäude mehrmals in seiner langen Geschichte beschädigt und wieder aufgebaut, umgebaut und zurückgebaut. Arme und Gebrechliche fanden dort ein Obdach. Das Spital befand sich damals noch außerhalb der Stadt. Heilig-Geist wurde erst bei der Stadterweiterung im 15. Jahrhundert in den städtischen Bereich übernommen. Kirche und Spital standen nun direkt neben der einstigen Stadtmauer neben dem Spitaltor. Nun zogen auch Bessergestellte als "Pfründner" ein.
Mit dem Ende der Reichsstadtzeit musste die Stiftung ihre angestammten Gebäude verlassen. 1896 wurde die Spitalkirche abgerissen, man brauchte Platz für eine größere Kirche. Auch die "arme Pfründ" mit ihrem Treppenturm wurde abgebrochen, weitere Gebäudeteile überstanden den letzten Weltkrieg nicht. Was heute noch steht und aufwendig saniert wird, sind die Reste des alten Spitals. Ein spätgotischer Bau mit vielen Winkeln und Ecken, der bis zum Eigentümerwechsel 2014 teils gewerblich, teils zum Wohnen genutzt wurde.
Fünf Wohnungen, wie sie von Schweinfurter Studenten gesucht werden
Mit dem Eigentümerwechsel an Sabrina und Patrick Döring erkannte man das Potenzial, das trotz des äußerlich unscheinbaren Erscheinungsbilds und des abgewohnten Zustands in dem Gebäude steckt. Gemeinsam mit Stadt und Denkmalpflege wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, wobei auch Teile der früheren Kirche entdeckt wurden.
Nun wurde Richtfest gefeiert. Das Dach ist mit "Biberschwänzen" gedeckt, die Baustelle kann "nach innen" und damit ins Trockene gezogen werden. Vom Fortschritt der Sanierungsarbeiten konnten sich beim Richtfest auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé und alle bei Stadt und Denkmalpflege in das Projekt involvierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen.
Auch wenn es innen im Moment noch sehr nach Baustelle aussieht, soll im nächsten Jahr alles fertig werden. In den Obergeschossen erschließen sich, so Bauherr Patrick Döring, Möglichkeiten für studentisches Wohnen. Es entstehen fünf Wohnungen, davon vier mit Balkon, zwischen 48 und 58 Quadratmetern. Im Erdgeschoss ist Platz für gemeinschaftliche oder gewerbliche Nutzung.
Döring lobte die Zusammenarbeit mit Behörden und Denkmalpflege. Hier werden nicht einfach ein Haus saniert, sondern es gelte, Geschichte weiterzuführen. Auch OB Remelé bezeichnete die Sanierung als Vorzeigeprojekt. "Jeder, der unsere Geschichte kennt, weiß wie wenig aus der Renaissance- und Barockzeit überhaupt noch steht, deshalb bin ich dankbar, dass ihr euch dieses schwierigen Objekts angenommen habt", so der OB an die Bauherren.