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Kreis Schweinfurt
AfD im Kreistag: Sucht sie ihren Platz oder will sie nur provozieren?
Einen merkwürdigen Auftritt hatte die AfD-Fraktion in der jüngsten Kreistagssitzung. Einmal mehr sorgte ihr Kreisrat Alfred Schmitt für erboste Reaktionen.
Die vierköpfige AfD-Fraktion im Kreistag bei der konstituierenden Sitzung im Mai 2020 (vorne von links): Bernd Schuhmann, Alfred Schmitt, Bernhard Heß und Simone Seybold.
Foto: Anand Anders | Die vierköpfige AfD-Fraktion im Kreistag bei der konstituierenden Sitzung im Mai 2020 (vorne von links): Bernd Schuhmann, Alfred Schmitt, Bernhard Heß und Simone Seybold.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 07:01 Uhr

Unter Punkt 3 der Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Kreistags stand eine formale Lappalie. Sie genügte, um die AfD auf den Plan zu rufen, deren Beitrag zum wiederholten Mal erboste Reaktionen des restlichen Gremiums nach sich zog. Außenstehenden Beobachtern dürfte die Frage nach der Motivation der Rechtsaußen-Partei offen geblieben sein: Ist es der Versuch einer politischen Positionierung im Kreisparlament oder geht es nur um Aufmerksamkeit und Provokation? Oder handelt es sich um beides?

Thema war das Profil der Gleichstellungsbeauftragten im Landratsamt. Nachdem Regelungen bei der Vorsteuerveranlagung geändert worden sind und die Stelle Leistungen abrechnet, hatte Kreiskämmerer Wolfgang Schraut den Erlass einer Satzung vorgeschlagen, um der Änderung Rechnung zu tragen. Gleichzeitig nutzten Verwaltung und Kreistag die Gelegenheit, die bisherigen Aufgaben und Arbeitsinhalte der Gleichstellungsbeauftragten darin schriftlich zu fixieren. Dies war im Gremium unstrittig. Die Vorlage passierte auch mit den Stimmen der AfD den Kreistag.

"Missbrauch für den Feminismus"

Allerdings nicht ohne Wortbeitrag von AfD-Kreisrat Alfred Schmitt (Poppenhausen). Dabei äußerte er sich zum wiederholten Mal zur Frage der geschlechtergerechten Sprache und drückte seine Hoffnung aus, dass die Satzung der Gleichstellungsstelle "nicht für den Feminismus missbraucht" werde. Dies löste nicht nur Widerworte von Wolfgang Gutgesell (Linke) aus, sondern auch von der sichtlich erbosten CSU-Fraktionschefin Gabriele Jakob (Euerbach): "Missbrauch findet in unserer Gesellschaft täglich an verschiedenen Stellen statt, nicht bei einer Satzung." Auch Landrat Florian Töpper (SPD) ließ die Rede nicht unkommentiert. Er bedauere das Ansinnen von Schmitt, "jede Gelegenheit zu nutzen, um polemische Aktionen zu starten".

Auch unter "Verschiedenes" meldete sich die AfD zu Wort. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bernhard Heß (Michelau) wollte dabei in Abwesenheit des Vorsitzenden Bernd Schuhmann (Schwebheim) detaillierte Fragen stellen, wie sich das Landratsamt auf mögliche Energieausfälle oder einen Blackout im kommenden Herbst und Winter vorbereite und welche Schutzmaßnahmen es für die Bevölkerung treffe. Wobei Heß mit einem ausführlichen Vorwort auf das Thema hinleitete. Landrat Töpper ließ ihn eine Zeit lang gewähren, um dann die Frage zu stellen, ob Heß' Beitrag tatsächlich auf die Rolle des Landratsamts als Verwaltung des Landkreises abziele.

AfD-Fragen zur Energieknappheit

Als Töpper den Eindruck gewann, dass die zweite Funktion des Landratsamts als Verwaltungsbehörde des Freistaats angesprochen werden sollte, die der Mitsprache des Kreistags entzogen ist, unterbrach er Heß. Dessen Versuch, sich weiter Gehör zu verschaffen, misslang. Inhaltlich sagte Töpper, dass es für die Bevölkerung keinen Anlass zur Verunsicherung gebe. Auch Friedel Heckenlauer (CSU), Stadtlauringer Bürgermeister und Kreisvorsitzender des Gemeindetags, bestätigte, dass in dieser Frage Landratsamt und Gemeinden eng zusammenarbeiten würden.

Bereits zu Sitzungsbeginn hatte AfD-Kreisrat Schmitt den Landrat aufgefordert, auf die Maskenpflicht zum Schutz vor Übertragung des Corona-Virus' zu verzichten; sie gilt im Sitzungssaal, wenn man sich nicht an seinem Platz befindet. Es gebe wissenschaftliche Untersuchungen, dass sie keinen Effekt gegen die Ansteckung mit dem "vermeintlichen Virus" habe, so Schmitt. Töpper sah keinen Anlass für eine Veränderung: Es gebe genug Belege, die den Schutz durch Maskenpflicht und Impfung bestätigt hätten.

AfD reagiert mit Mitteilung

Auf die Sitzung reagierte die AfD im Nachklang mit einer äußerst ausführlichen Pressemitteilung, in der sie deren Verlauf aus ihrer Sicht wiedergab. Dabei brachte sie den Begriff der "Majestätsbeleidigung" in Richtung Landrat in Spiel. Zudem stellte sie die Frage, ob die AfD, wie schon im Frühjahr bei einem Antrag zur Impfpflicht von Pflegepersonal, eine weitere Fachaufsichtsbeschwerde gegen Töpper einreichen werde. Sie beantwortete diese Frage aber nicht.

 
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  • Michael Fischer
    Wären die Altparteien noch fürs Volk da und nicht nur mit sich selbst beschäftigt hätte die AFD nicht soviel Zulauf erfahren. Nicht alles ist schlecht von der AFD wird aber schlecht gemacht. Frau Weidel hat mehr Grips als die jetzige Regierung zusammen.
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  • Blauwal
    Was ein Unsinn! Die Weiddel mag gebildet und intelligent sein, aber Verstand spreche ich ihr ab! Das schlimmste aber ist, dass sie einen schlechten Charakter hat!!!
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  • Bezirksrat Gerhard Müller
    Alfred Schmitt hat seine rechtsextremen Auftritte mit den gleichen Themen bereits im Bezirkstag probiert, ist aber aufgelaufen. Er sprach von “Gleichschaltung”, da habe ich ihm bestätigt, dass er und seine rechtsextreme Nachfolgepartei ja genug historische Erfahrung seit 1933 besitzt - alles alter Kram - einfach weg ignorieren….er hat einfach nichts dazu gelernt!
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  • pelo
    die ehemalige Goldman Sachs Managerin Alice Weidel lebt in der Schweiz...was glaubt ihr denn warum ?
    Glauben AFD Wähler wirklich, die würde sich um die "kleinen Leute" kümmern ?
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  • haas-hyr@t-online.de
    ... und CSU wie FDP lassen sich in der Energiefrage wie blinde Schafe von der AfD vor sich hertreiben.
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  • Albatros
    Können Sie dies auch sachlich begründen, oder wollten Sie sich einfach nur mal ein wenig wichtig machen.
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  • haas-hyr@t-online.de
    Warum denn noch? Position zur Kernenergie 1:1 übernommen, wie die AfD jedes einzelne Windrad in Bayern bis aufs Messer bekämpft, der Photovoltaik Hindernisse in den Weg gestellt, wo es nur ging.
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  • TLW-tu_W
    Ob da die Wählenden diesesr Partei noch Stolz auf ihr Kreuz sind?
    Es ist leider zu befürchten.
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  • l.saubert@web.de
    Die "Wählenden" können nichts mehr tun, da der Wahlprozess lange abgeschlossen ist. Wähler und Wählerinnen können sich tatsächlich noch ärgern.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Diese "Partei" muss schnell entsorgt werden!
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  • Albatros
    Eine Partei rechts der Mitte, so wie einst zu Gründerzeiten von Herrn Lucke, Adam und Robanus, hätte in der Parteienlandschaft durchaus ihre Berechtigung. Aber irgendwann haben dann Neunazis die Macht innerhalb der Partei an sich gerissen und somit ist sie unwählbar. Stimmanteile einer AfD bestehen zu einem Großteil aus Protestwählern, ein Zeichen, dass in der übrigen Parteienlandschaft einiges nicht stimmt. So wie die LINKE und die FDP an Bedeutung und Stimmen verlieren, davon profitieren die RECHTEN. Ein großer Teil der AfD-Wähler sind einfache Menschen, deren Verdienst oder Altersrente äußerst überschaubar ist. Diese Leute waren schon zu Zeiten der NAZIS leichte Beute, denn Schuld am eigenen Desaster sind bekanntermaßen immer die Anderen. Die Politik hat es selbst in der Hand, wie lange Nationalsozialisten wie Höcke und Konsorten ihr Unwesen noch treiben.
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  • kempf-margit@t-online.de
    Albatros, wie kommen Sie zu der Annahme, dass ein großer Teil der AFD einfache Menschen sind?Sie sollten sich vielleicht vorher etwas genauer umschauen oder hören, bevor Sie solche Aussagen machen! Es gibt in ihrem Sprachschatz wohl solche Äußerungen, was verstehen Sie eigentlich unter einfach und deren Verdienst oder Altersrente äußerst überschaubar ist und das diese Menschen leichte Beute sind? Wir anmaßend muss man sein, um solche Kommentare zu schreiben? Wir haben ganz viele gut situierte , gut beduchte und angeblich hochgebildete Menschen in den Reihen der AFD! Leider................
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @Postauto: "Hochgebildet" mag schon sein, aber die Führungsriege hat trotzdem einen Dachschaden!
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  • Blauwal
    Gebildet sein heißt nicht auch automatisch, dass man auch über Verstand und ein Gewissen verfügt!
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  • Albatros
    Natürlich kommen AfD-Wähler aus allen Schichten der Gesellschaft, aber Studien zeigen, dass insbesondere Menschen zur AfD finden, welche eigene Defizite der Gesellschaft anlasten. Und genau aus diesem Muster heraus versucht die AfD ihr Klientel zu ködern. Die Zuwächse der AfD sind in den vergangenen Jahren immer dann zu verzeichnen, wenn Krisensituationen in Deutschland auftreten. „Einfach“ steht hier nicht automatisch für arm, sondern hier sind insbesondere Menschen gemeint, welche sich weniger mit den eigentlichen Ursachen für bestimmte Situationen beschäftigen. Defizite suchen diese Leute meist bei der Gesellschaft oder Anderen, weniger bei sich selbst.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Diese möchtegern "Partei" ist keine Peinlichkeit zu viel. Stänkern, motzen, böbeln - außer heiße Luft und stören, bringen die NICHTS zustande! Und einige Wähler und Wählerinnen lassen sich täuschen, bzw. springen auf den Geisterzug mit auf. Schämt Euch!!!
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  • dbuettner0815@gmail.com
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  • Hofmannjul
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  • TessaKraemer@t-online.de
    Himmel ist das peinlich
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