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Schweinfurt/Berlin
Nach AfD-Eklat im Bundestag: Politiker aus der Region berichten von Angriffen
Gäste von AfD-Abgeordneten belästigten Politiker im Bundestag. Unterfrankens AfD sieht das nicht als demokratiefeindlich an – Abgeordnete anderer Parteien sind wütend.
Gäste von AfD-Abgeordneten haben Politiker im Bundestag belästigt und beleidigt. Auch unterfränkische Abgeordnete berichten von bedrückenden Erfahrungen mit der AfD.
Foto: Daniel Karmann | Gäste von AfD-Abgeordneten haben Politiker im Bundestag belästigt und beleidigt. Auch unterfränkische Abgeordnete berichten von bedrückenden Erfahrungen mit der AfD.
Aaron Niemeyer
 und  Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:23 Uhr

Noch immer wirken die Eindrücke vom Mittwoch bei vielen nach. Am Rande der Debatte über den Infektionsschutz in der Corona-Pandemie waren Politiker im Bundestag von mehreren Besuchern bedrängt, belästigt, gefilmt und beleidigt worden. Abgeordnete der AfD hatten die Störer, die auch in Büros eindrangen, eingeladen. Gegenüber der Redaktion schildern unterfränkische Abgeordnete, wie sie den Eklat erlebten – und berichten von bedrückenden Erfahrungen mit der AfD.

Mitarbeiter haben sich in ihren Büros eingeschlossen

"Schlimm" sei der Mittwoch vor allem für Mitarbeiter von Abgeordneten gewesen, sagen mehrere Parlamentarier. CSU-Mann Alexander Hoffmann etwa berichtet von einer Mitarbeiterin, die seit 20 Jahren im Bundestag arbeite. Sie habe ihm gesagt, dass sie sich "zum ersten Mal unwohl" gefühlt habe. Er wisse von Mitarbeitern, "die sich in ihre Büros eingeschlossen oder Türen von innen zugehalten haben".

Was den Abgeordneten aus Retzbach (Lkr. Main-Spessart) zusätzlich ärgert: Die AfD kümmere sich nicht um Sachpolitik, sondern "läuft nur zur Hochform auf, wenn sie sich inszenieren will". Es sei "eine AfD-Kampagne gewesen", das Infektionsschutzgesetz als "Ermächtigungsgesetz" zu brandmarken, gegen das man kämpfen müsse. Als aber über das Gesetz im Innenausschuss abgestimmt wurde, sei nur ein AfD-Abgeordneter anwesend gewesen, so Hoffmann.

Der SPD-Abgeordnete Bernd Rützel aus Gemünden spricht von einer 'Grenzüberschreitung, wie es sie noch nie gegeben hat'.
Foto: Meike Schmid | Der SPD-Abgeordnete Bernd Rützel aus Gemünden spricht von einer "Grenzüberschreitung, wie es sie noch nie gegeben hat".

Von einer "Grenzüberschreitung, wie es sie noch nie gegeben hat", spricht der unterfränkische SPD-Chef Bernd Rützel. Auch ihn stört, dass viele den Inhalt des Infektionsschutzgesetzes gar nicht verstanden hätten, so der Abgeordnete aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart). Es sei nur noch um die AfD gegangen.

Körperliche Angriffe von Mitarbeitern der AfD-Fraktion

"Das ist ein neuer Höhepunkt, aber Tabubrüche finden ja ständig statt", findet die Linken-Abgeordnete Simone Barrientos aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg). Fast in jeder Rede der AfD werde verächtlich über Minderheiten und Frauen gesprochen. "Und es ist auch nicht neu, dass Abgeordnete oder deren Mitarbeiter von Mitgliedern oder Mitarbeitern der AfD-Fraktion beleidigt werden" – auf den Fluren im Reichtstag oder in der Bundestagskantine. Im Fahrstuhl höre man auf, sich zu unterhalten, wenn jemand von der AfD zusteigt. "Die AfD konnte sich lange leisten, was sie wollte, ohne dass etwas passiert ist", so Barrientos.

"Die AfD öffnet Extremisten den Weg in den Bundestag und das schon länger."
Manuela Rottmann, Bündnis 90/Die Grünen
Manuela Rottmann (Bündnis90/Die Grünen)  aus Hammelburg berichtet von körperlichen Angriffen von Mitarbeitern der AfD-Fraktion auf Mitarbeiter der Grünen-Fraktion.
Foto: Jörg Carstensen | Manuela Rottmann (Bündnis90/Die Grünen)  aus Hammelburg berichtet von körperlichen Angriffen von Mitarbeitern der AfD-Fraktion auf Mitarbeiter der Grünen-Fraktion.

Noch deutlicher wird Manuela Rottmann. "Die AfD öffnet Extremisten den Weg in den Bundestag und das schon länger", so die Grünen-Abgeordnete aus Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen). Man wisse, dass mindestens ein AfD-Abgeordneter einen Mitarbeiter beschäftigt, der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wurde. Es habe auch körperliche Angriffe von Mitarbeitern der AfD-Fraktion auf Mitarbeiter der Grünen-Fraktion gegeben. Dennoch solle der Bundestag zwar "ein geschützter Raum", aber offen sein. Das werde man sich "von der AfD nicht kaputt machen lassen".

AFD Unterfranken will Vorfall noch nicht abschließend bewerten

Unterdessen will Richard Graupner, Chef der Unterfranken-AfD, die Vorfälle noch nicht abschließend bewerten: "Der Fall muss erstmal aufgeklärt werden, es ist zu früh, sich festzulegen", sagt der Landtagsabgeordnete aus Schweinfurt. Angesichts der Faktenlage und der Entschuldigung des AfD-Bundestagsfraktionschefs Alexander Gauland räumt er aber ein: "Diese Vorfälle sind unmögliches Verhalten, das geht grundsätzlich nicht."

Der unterfränkische AfD-Chef Richard Graupner sagt: 'Der Fall muss erstmal aufgeklärt werden, es ist zu früh, sich festzulegen.'
Foto: Roland Pleier | Der unterfränkische AfD-Chef Richard Graupner sagt: "Der Fall muss erstmal aufgeklärt werden, es ist zu früh, sich festzulegen."

Auf die Frage, ob er das Verhalten der Bundestagsstörer demokratiefeindlich finde, antwortet Graupner: "Nein, das würde ich nicht sagen." Auch wenn jemand sich daneben benehme, gehöre es zur Politik dazu, Abgeordneten mitzuteilen, wenn man ihr Abstimmungsverhalten nicht gut fände. Die Störer hatten unter anderem Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) beschimpft und ihm abgesprochen, ein Gewissen zu besitzen.

AfD plant Entschuldigungsschreiben

Inzwischen hat die AfD-Fraktion entschieden, dass sich zwei ihrer Abgeordneten entschuldigen sollen. Es werde ein Entschuldigungsschreiben verfasst, das von den Udo Hemmelgarn und dem ehemaligen Bayern-Chef der AfD, Petr Bystron, unterzeichnet werde, berichteten Teilnehmer einer Fraktionssitzung.

Zunächst hieß es, auch der bayerische AfD-Vize Hansjörg Müller habe am Mittwoch mehrere rechte Medienaktivisten in den Bundestag gelassen. Nun erklärte Müller auf Facebook: Beim Einlass seiner Gäste habe sich "auch eine Bloggerin ohne meine Kenntnis mit Zugang über mein Büro" Einlass verschafft. Müllers Büroleiterin ist die ehemalige unterfränkische AfD-Vize Nadja Stafl.

 
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  • engert.andreas@gmx.de
    Ich sehe bei der AfD ein zutiefst un- um nicht zu sagen antidemolratisches Verhalten! AfD-Abgeordnete, die solche Typen ins Parlament einschleusen und dann noch nicht mal in der Lage sind, zu dem Mist, den sie da gebaut haben, zu stehen - das ist erbärmlich!
    Das sind Verhaltensweisen, die die NSDAP zu Beginn der 30-er Jahre angewandt hat um die Verhältnisse der Weimarer Republik zu destabilisieren- und wenn heute eine Partei im Bundestag anfängt, ähnlich zu agieren, sind Überlegungen zu ihrem Verbot mehr als angebracht
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  • Inspirator
    Diese „Partei“ ist keine Alternative, denn sie arbeitet destruktiv und möchte mit allen Mitteln unser Verständnis von Demokratie untergraben. Das sog. völkische Gehabe und die menschenverachtende Argumentationen dieses Vereins wird sich auf lange Sicht nicht auf der politischen Bühne halten. Diese Gruppierung ist längst durchschaut und deren Ziel für jede und jeden erfasst. Wohl denen die aufrechten Herzens sind. Die Demokratie ist verletzlich jedoch selbstbewusst und fürchtet diese Menschen nicht. Im Gegenteil, sie weiß sich mit allen Mitteln zu Wehre und zu behaupten.
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  • Hans15
    Lächerlich und durchschaubar sind die Aktionen der AFD.

    "Müssen dafür sorgen, dass es Deutschland schlecht geht damit es der AFD gut geht"
    Christian Lüth Ex-AfD-Sprecher
    https://www.nw.de/nachrichten/panorama/22870084_AfD-Sprecher-Muessen-dafuer-sorgen-dass-es-Deutschland-schlecht-geht.html

    Die AFD ist heute nicht mehr die Europa/Euro-kritische Partei von Bernd Lucke.
    Die AFD ist heute ein Auffangbecken für braunen Sumpf, Nazis, Reichsbürgern, Ausländerfeinden, Verschwörungsfanatikern, Corona-Leugner, Aluhüten.

    Gauland: Die Zeit des Nationalsozialismus sei ein „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte. Alice Weidel im Bundestag: Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse.
    Björn Höcke: Berliner Holocaust-Mahnmal ist ein „Denkmal der Schande“.
    Brandner: Judaslohn im Zusammenhand mit Udo Lindenberg oder zum Anschlag in Halle
    „Warum lungern Politiker mit Kerzen in Moscheen und Synagogen rum?
    Usw. Usw.
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  • Klardenker
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • ammi187@gmail.com
    Ich frag mich sowieso warum eine Partei wie die AfD wo dauernd nur hetzt in Deutschland nicht verboten wird.
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  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • Helmut_Faul_HF2017
    Wo war die Empörung von Grünen und Linken bei der "Aktion" im Reichstag von "Extinction Rebellion" in diesem Sommer ?
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Mit anderen Worten:

    Wenn 100 Leute ohne Fallschirm in dass Mittelmeer springen, springen Sie ohne Fallschirm auch hinterher ...
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Was sagte noch Alice Weidel vor einigen Monaten:
    "Das Gebäude steht für den parlamentarischen Meinungsstreit im Plenarsaal und darf nicht als Objekt politischer Auseinandersetzungen auf der Straße missbraucht werden - egal von welcher Seite"

    Was hat Ihre Meinung geändert?
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  • MelanieS
    Ha Ha!! Der Wolf im Schafspelz
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  • Wie oft wurden AfD-Politiker von Linken körperlich angegriffen? Aber wenn es bei Worten bleibt, wie gesehen, ist das nötig und absolut demokratiefreundlich. Danke für die Widerworte. Die Politker in Berlin sollten nie das Gefühl bekommen, dass die Öffentliche Meinung auch durch die Mehrheit der Bevölkerung geteilt wird.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Die "erdfarbene Vogelschissbewegung" - Die Totengräber der Demokratie ...
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  • joschi2020
    Nein soweit sind wir Gottseidank noch nicht. Die Demokratie lebt noch und wird diese vermeintlichen Totengräber vertreiben können
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Ja, Politiker von Abwärts für Deutschland werden überproportional oft angegriffen.
    Und das rechtfertigt dann das gleiche Vorgehen durch von Abwärts für Deutschland eingeladen Gäste an Abgeordnete der anderen Parteien?

    "Wenn es bei Worten bleibt" verharmlost das ganze.

    Politiker seien "massiv bedrängt, aggressiv gefilmt und, so legen es die Aufnahmen nahe, übelst beleidigt" worden, sagte Grosse-Brömer
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Die AfD ist keine Alternative sondern eine Schande für Deutschland.
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