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Schweinfurt
Abholen erlaubt: Wie läuft "Click & Collect" in Schweinfurt?
Seit über zwei Wochen ist in Bayern der Abholservice "Click & Collect" wieder erlaubt. Wer in Schweinfurt bietet den Service an? Und wie viel bringt es den Händlern wirklich?
Andrea Hofmann-Gessner, Inhaberin des Schweinfurter Floristikgeschäfts 'Blüte & Stil', steht vor ihrem Laden hinter einer angebrachten Abholstation.
Foto: Nicolas Bettinger | Andrea Hofmann-Gessner, Inhaberin des Schweinfurter Floristikgeschäfts "Blüte & Stil", steht vor ihrem Laden hinter einer angebrachten Abholstation.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 11.02.2024 13:48 Uhr

Es könnte zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer für den stark gebeutelten Handel sein. Denn seit über zwei Wochen bieten einige Einzelhändler und Gastronomen in Schweinfurt die wieder erlaubte Möglichkeit von Bestellung und Abholung, bekannt als "Click & Collect" oder "Call & Collect", an, manche auch einen Lieferservice. Ohne den Laden direkt zu betreten, können Kunden so Produkte bestellen und beim Einzelhändler vorm Geschäft abholen. Dafür gelten in Bayern klare Regeln: Mitarbeiter, Kunden und mögliche Begleitpersonen müssen FFP2-Masken tragen, die Ware darf nur in einem vereinbarten Zeitfenster und an einem eigens eingerichteten Abholschalter abgeholt werden. Natürlich unter Einhaltung des Mindestabstands, auch die Bezahlung soll kontaktlos erfolgen.

"Gott sei dank, ist das jetzt möglich", sagt Andrea Hofmann-Gessner, Inhaberin des Schweinfurter Floristikgeschäfts "Blüte & Stil". Sie freue sich, mit "Click & Collect" nun wenigstens ein paar mehr Kunden zu erreichen. Von Mittwoch bis Samstag können diese in bestimmten Zeitfenstern bei ihr Abholtermine ausmachen. Hofmann-Gessner versucht deshalb stets telefonisch, per Whatsapp oder Instagram erreichbar zu sein, um Blumenwünsche auch während des Lockdowns erfüllen zu können. "Ich mache das alleine, meine Mitarbeiter sind in Kurzarbeit", sagt die Floristin. Denn ihr ist klar, dass "Click & Collect" bei weitem nicht den Umsatz erziele, der durch das normale Ladengeschäft möglich wäre. "Letztlich geht es darum, einen kleinen Teil der Fixkosten zu decken und vor allem den Menschen in Erinnerung zu bleiben."

Ein kleiner Spalt ist offen und ermöglichst so den Kunden auch im Buchhandel eine vereinbarte Abholung.
Foto: Nicolas Bettinger | Ein kleiner Spalt ist offen und ermöglichst so den Kunden auch im Buchhandel eine vereinbarte Abholung.

"Click & Collect" als Lebenszeichen des Handels

Dennoch beobachtet die Schweinfurter Händlerin ein wachsendes Interesse. Nach und nach würden immer mehr Menschen überhaupt erst von der Bestell-Abhol-Möglichkeit erfahren. Wie Hofmann-Gessner geht es derzeit vielen Einzelhändlern. Die Internetplattform wir-sind-schweinfurt.de etwa listet aktuell 21 Geschäfte auf, die den Abholservice ebenfalls anbieten. Doch es gibt weitaus mehr Händler, die sich mit "Click & Collect" versuchen. "Es wäre hilfreich, wenn es eine Seite geben würde, wo wirklich alle Läden mit diesem Angebot gesammelt sind", sagt Axel Schöll, Kreisvorsitzender des Handelsverbandes in Schweinfurt. Denn von den Schweinfurter Mitgliedern des Einzelhandelverbandes böte fast die Hälfte die neue Einkaufsmöglichkeit an. Nur wüssten viele Kunden nicht davon.

"Es ist nicht die Welt, ersetzt nicht den Tagesumsatz, aber nach und nach nehmen es die Kunden schon vereinzelt an", sagt Schöll. Zwar sei "Click & Collect" nur "ein Tropfen auf den heißen Stein", dennoch zeige man den Menschen damit, dass man als Händler nicht nur jammern, sondern auch handeln könne. Der Abholservice sei eine Mischform aus Online-Shopping und Vor-Ort-Einkaufen. "Es ist weit weg von der Normalität, aber so können die Menschen immerhin auch mal fünf Worte mit ihrem Einzelhändler wechseln, was in dieser Zeit nicht zu unterschätzen ist", so Schöll.

Probleme bei der Umsetzung

Schöll, der als Schuhhändler selbst "Click & Collect" anbietet, rechnet im Januar trotzdem mit einem Umsatzminus von über 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Umso mehr ist er froh über die Abhol-Option, die für viele Händler eine Erweiterung des Online-Versandes darstellt. Er rät seinen Kollegen, dafür alle möglichen Werbeplattformen zu nutzen. "Wir achten beispielsweise darauf, dass unser Schaufenster jede Woche neu dekoriert wird oder präsentieren auf unserer Facebookseite einen 'Schuh des Tages'", so Schöll.

An vielen Schweinfurter Schaufenstern kleben dieser Tage Hinweise zu 'Click & Collect'.
Foto: Nicolas Bettinger | An vielen Schweinfurter Schaufenstern kleben dieser Tage Hinweise zu "Click & Collect".

Aber auch er weiß, dass nicht jeder Händler die technischen Voraussetzungen und Kapazitäten für "Click & Collect" hat. Außerdem seien die politischen Vorgaben zu schwammig formuliert. "Eigentlich darf der Kunde das Geschäft nicht betreten, das Kartenlesegerät ist aber in der Regel im Laden an der Kasse, wie soll das also funktionieren?" Zudem, so Schöll, funktioniere der Abholservice nicht in jeder Branche gleich gut. Denn etwa Lebensmittel lassen sich deutlich leichter über diesen Weg verkaufen als beispielsweise Kleidung.  Dies bestätigt auch Martin Kupfer, Inhaber und Geschäftsführer von Intersport-Geyer in Schweinfurt. Auch er kann durch "Click & Collect" ein paar Kunden bedienen. Aber: "Bei uns hat eine Skihose verschiedene Farben, verschiedene Größen, die müssen Sie eigentlich anprobieren", erklärt Kupfer.

Stadt will für Click & Collect werben

Doch trotz der Probleme bietet "Click & Collect" vielen Händlern immerhin eine weitere Möglichkeit, einen Teil der Ware trotz Ladenschließungen zu verkaufen. Dies will auch die Stadt Schweinfurt unterstützen. Laut Citymanager Thomas Herrmann arbeite man derzeit daran, alle Schweinfurter Händler mit entsprechendem Angebot gebündelt aufzulisten. Dafür könnten sich diese unter info@schweinfurt-erleben.de melden, unabhängig von einer Mitgliedschaft in der Werbegemeinschaft. Anschließend sollen diese auf den Internetseiten der Stadt Schweinfurt sowie von Schweinfurt-Erleben zu finden sein.

Eine Tafel wirbt vor dem Laden für eine Abholung des Blumenschmucks.
Foto: Nicolas Bettinger | Eine Tafel wirbt vor dem Laden für eine Abholung des Blumenschmucks.

"Natürlich ist es ein Tropfen auf den heißen Stein, aber es ist super, dass es die Möglichkeit überhaupt gibt", sagt Herrmann. Prinzipiell müsse jeder Händler selbst entscheiden, ob es für ihn rentabel ist. Denn nicht jeder könne seine Produkte etwa auf einer eigenen Online-Plattform zur Schau stellen. Doch auch wenn "Click & Collect" nicht annähernd den normalen Umsatz ersetzen kann, habe es eine wichtige Funktion: "Ein großer Vorteil ist letztlich die Kundenbindung", sagt Herrmann. Denn anders als bisher können Kunden zumindest unter besonderen Bedingungen wieder in direkten Kontakt mit dem Händler treten.

"Alles, was man nicht anprobieren muss..."

Besonder gut funktioniere "Click & Collect" in der Elektro-Branche, im Buchhandel und bei Baumärkten. Weniger gut umsetzbar sei die Verkaufsvariante im Textilbereich. "Alles, was man nicht anprobieren muss, lässt sich darüber natürlich leichter verkaufen", so Herrmann. Außerdem betont er, dass man die Gastronomie nicht vergessen dürfe. Dort sei das Bestellen und Abholen ja längst etabliert, in letzter Zeit aber nicht mehr so gefragt wie im vorherigen Lockdown.

Generell empfiehlt Herrmann allen Händlern, sich mehr mit Social Media auseinanderzusetzen. Erneut wirbt er für das kostenlose Online-Tool "meinestadt.digital", was für alle lokalen Unternehmen zugänglich sei. Dort könnten sie den Umgang mit diversen Online-Plattformen erlernen. Etwa wie sie Produkte über Facebook bewerben. Denn gerade jetzt sei es unabdinglich, die Kunden auch über soziale Netzwerke zu erreichen. "Was sonst das Schaufenster im Laden war, kann jetzt ein digitales Schaufenster sein, das den Kunden rund um die Uhr anfixen könnte." Und gerade für "Click & Collect" sei dieser Ansatz wichtig.

 
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