An Wetterextreme muss man sich im 21. Jahrhundert angesichts des Klimawandels gewöhnen, sei es lange Trockenheit oder starke Gewitter mit Sturmböen. Der Sturm, der nur wenige Minuten am Abend des 25. Juli über Schweinfurt tobte, bleibt zumindest bei Lehrern und Schülern der Friedrich-Rückert-Grundschule in der Schultesstraße lange im Gedächtnis: Das Kupferdach der Turnhalle wurde abgedeckt, fiel auf den Parkplatz und lag dort aufgerollt wie eine überdimensionale Sardinenbüchse. Menschen kamen zum Glück nicht zu schaden.
In Schweinfurt war es an diesem Abend der einzige größere Schaden, auch die Bahnstrecke Schweinfurt - Bamberg und umliegende Gebäude wie das Landratsamt oder die Stadtgalerie blieben unbeschädigt. Schwere Gewitter gab es am 25. Juli auch an anderen Stellen in Unterfranken. Am schlimmsten traf es den Karlstadter Stadtteil Heßlar, wo 38 Häuser und Scheunen stark beschädigt wurden.
Wie konnte es dazu kommen, dass sich das komplette Kupferdach abschälte? Die stellvertretende Pressesprecherin der Stadt, Kristina Dietz, schreibt: "Durch die extremen Windböen wurde mutmaßlich zuerst der Pultdachfirst der Kupfereindeckung angehoben. Durch diesen entstandenen Angriffspunkt, wurde durch starken Windsog die Kupfereindeckung flächig von der Unterkonstruktion angehoben und von der Dachfläche in Richtung Dachtraufe abgeschält."
3,25 Tonnen schweres Kupferdach bereits vorschriftsmäßig entsorgt
Der Schaden liegt bereits jetzt laut Stadt bei gut 75.000 Euro. Das beinhaltet unter anderem Sofortschutzmaßnahmen und Baustellensicherung, die nötige statische Begutachtung sowie das Entfernen des Kupferblechs, das bereits zwei Tage nach dem Gewitter mit großem Gerät weggeschafft wurde. Es wog laut Stadt 3,25 Tonnen und "wurde über eine Schweinfurter Altmetallverwertungsstelle ordnungsgemäß entsorgt. Die erfolgte Altmetall-Entsorgungsgutschrift wird den Entsorgungskosten gegengerechnet."
Darüber hinaus sind ein Dachfanggerüst aufgebaut, wird aus Bitumenbahnen eine Notabdichtung des Daches vorgenommen und es muss eine Bautrocknung in der Turnhalle durchgeführt werden, da Regenwasser eindrang. Dazu kommen die Überprüfung der elektrischen Anlagen, des Sporthallenbodens und die Baureinigung.
Die erste Schutzmaßnahme für das Dach war eine Schutzplane gegen Regen, jetzt wird eine Bitumenabdichtung als Notabdichtung aufgebracht, die später als Dampfsperre für den neuen Dachaufbau fungieren kann. Diese Arbeiten sollen laut Stadt bis Ende der Woche abgeschlossen sein.
Wann kann die Turnhalle wieder von der Schule und Vereinen genutzt werden?
Aktuell kann die Turnhalle wegen der Bautrocknung nicht genutzt werden. Laut Dietz gibt es für die Sommerferien aber ohnehin keine Anfrage von Vereinen für eine Hallennutzung. Noch offen ist, ob die Friedrich-Rückert-Grundschule ab Mitte September ihre Turnhalle wieder nutzen kann. "Nach der Trocknung des durch den Dachschaden eingedrungenen Regenwassers in der Turnhalle, wird der Sporthallenboden durch eine Fachfirma auf Feuchtigkeitsschäden untersucht. Erst nach der Vorlage dieses Untersuchungsergebnisses und weiteren statischen Untersuchungen der Dachkonstruktion, kann über die weitere Nutzung der Halle entschieden werden", schreibt Dietz.
Die Bauverwaltung prüft nun, ob eine Dachbegrünung oder der Bau einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach möglich ist. Das sei aber auch von den "statischen Rahmenbedingungen" abhängig. Außerdem betont die Stadtverwaltung, nehme man regelmäßig im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht Sichtprüfungen an den Dachflächen der städtischen Gebäude vor.
Warum jetzt das restliche Dach der einsturzgefährdeten Halle gesichert werden muss ist rätselhaft.