
Wie hält man eigentlich die Technik an einem der kältesten Orte dieser Welt am Laufen? Elektrotechniker Johannes Schötz aus Oberschwarzach ist genau dafür in der Antarktis. Seit Dezember kümmert er sich um den technischen Betrieb der deutschen Polarforschungsstation Neumayer III. Dazu zählt auch der Fuhrpark, von dem er diesmal der Redaktion berichtet.
"Unsere Flotte besteht aus Pistenbullys, Skidoos, Ice-Trucks und Hubarbeitsbühne. Schwerstarbeit müssen die Bullys leisten, besonders wenn sie die Containerschlitten bei der Verladung von neuer und alter Fracht ziehen. Dringend benötigt werden sie außerdem für die Aufrechterhaltung der Frischwasserversorgung: Tag für Tag wird mithilfe der Bullys Schnee in die sogenannte Schmelze der Station geschoben.
Unterwegs mit Skidoos, Bullys und Ice-Trucks
Deutlich schneller sind die Mitarbeiter mit den Skidoos unterwegs, mit denen die Messfelder in der Umgebung angefahren werden. Ähnlich schnell sind die beiden Ice-Trucks. Diese erlauben es, auch weiter entfernte Messstationen anzufahren und dabei nicht ausschließlich dem eisigen Wetter der Antarktis ausgesetzt zu sein. Vorstellen kann man sich einen solchen Truck wie ein für die eisigen Temperaturen angepassten Pkw.

Doch einfach drauflosfahren, das ist nicht möglich nahe am Südpol. Damit die Fahrzeuge bei den klirrenden Minus-Temperaturen funktionieren, müssen sie zunächst vorgewärmt werden. Der Kraftstoff für die Ice-Trucks und die Bullys ist ein spezieller Polardiesel. Die Skidoos werden mit Benzin betrieben.
Die Skidoos werden dabei mit Strom versorgt, welche eine Heizung betreibt, mit der die Flüssigkeiten im Motor erwärmt werden und die Batterie vor dem Entladen geschützt wird. Auch die Ice-Trucks werden vorgewärmt, hier kommt eine Dieselheizung zum Einsatz.
Nur den Schlüssel umdrehen – so leicht geht's nicht im ewigen Eis
Besonders aufwändig ist es, die Pistenbullys in Gang zu setzen. Für diese Gefährte sind sogar zwei Maßnahmen nötig. Wie bei den Skidoos, werden die Flüssigkeiten vorgewärmt. Da zwei der Gefährte immer vor der Station stehen und somit eisigen Temperaturen und stürmischen Wetter ausgesetzt sind, reicht dafür manchmal die E-Heizung nicht mehr aus und eine Dieselheizung muss zugeschaltet werden. Und noch etwas ist wichtig: Vor dem Starten des Motors müssen wir die Fahrerkabine anheben und unter anderem die Keilriemen sowie Lüfterräder von Schnee und Eis befreien.
Wenn dann alles startbereit ist, heißt das noch nicht, dass man so einfach Gas geben kann. Einige Sicherheitsvorkehrungen müssen wir in dieser eisigen Welt unbedingt beachten. Am einfachsten ist es noch bei einer Fahrt im unmittelbaren Umfeld von Neumayer III. Rund um die Forschungsstation gibt es mehrere Zonen. Im Radius bis 1,5 Kilometer dürfen wir uns meist nur mit einem Handfunkgerät allein aufhalten.
Verlässt man dieses Stationsumfeld, dann sind im Fahrtenbuch das Ziel, Personen sowie geplante Rückkehr zu hinterlegen. Zusätzlich müssen ein GPS-Gerät und ein Schlitten mit einer Sicherheitsbox mitgeführt werden. Im Falle eines Defekts kann das Fahrzeug abgeschleppt oder auch Unterstützung angefordert werden. Wenn wir noch weiter entfernte Ziele anfahren wollen, müssen die Mitarbeiter zusätzlich ein Erste-Hilfe-Set und ein Iridium-Satellitentelefon mitnehmen.

Ist man erst einmal unterwegs, kommt man in den Genuss, die Antarktis auf einer speziellen Art und Weise zu erleben. Bei Sonnenschein sind die Kontraste gut zu erkennen, auch die Fahrstrecke ist gut einsehbar. Bei schlechten Kontrasten sieht man nur noch das Weiß und erkennt keinerlei Höhenunterschied mehr. Dementsprechend müssen wir beim Fahren die Geschwindigkeit anpassen. Das heißt: Wenn es passt, ist maximal Tempo 40 möglich, bei schlechten Bedingungen geht es deutlich langsamer.
Gefährlich wird es, wenn die Sastrugi auftauchen
Dabei kann der sonst so weiche Schnee plötzlich superhart werden. Besonders aus der Kombination von Schneefall und Sturm bilden sich beeindruckende, aber sehr gefährliche Sastrugi. Das sind stromlinienförmige Schneeverwehungen, welche bis zu 40 Zentimeter hoch und eisig hart werden können.
Zur Orientierung bieten sich den Fahrern zwei Möglichkeiten: Die häufig genutzten Trassen sind mit Bambusflaggen abgesteckt; bei Fahrten zu weiter entfernten Orten müssen wir uns mit einem GPS-Gerät behelfen. Gerade wenn man auf Traverse ist und 90 Kilometer weit von der Station wegfährt, alles gleich ausschaut und gefühlt nur geradeaus fährt, ist das GPS die einzige Möglichkeit der Orientierung.
Nach der Rückkehr werden die Fahrzeuge wieder aufgetankt, damit sie für den nächsten Einsatz zur Verfügung stehen. Besonders wichtig ist ein anderer Aspekt, den man nicht vergessen sollte: dass man sich im Fahrtenbuch austrägt. Andernfalls wird, für alle in der Station hörbar, ein Alarm ausgelöst."