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Oberschwarzach
Adieu Oberschwarzach, willkommen in der Eiswüste: Johannes Schötz überwintert in der Antarktis
Mehr als ein Jahr wird der Elektrotechniker auf der Forschungsstation Neumayer III arbeiten. Dort übernimmt er eine lebenswichtige Aufgabe.
Noch ein letzter Blick auf die vertraute Heimat: In wenigen Tagen verlässt Johannes Schötz Oberschwarzach: 14 Monate wird der Elektrotechniker auf der deutschen Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis arbeiten und mit nur einem kleinen Team dort bei bis zu Minus 50 Grad Celsius überwintern. Auf unserem Foto steht er auf einer Anhöhe vor der 14-Nothelfer-Kapelle in Oberschwarzach.
Foto: Torsten Leukert | Noch ein letzter Blick auf die vertraute Heimat: In wenigen Tagen verlässt Johannes Schötz Oberschwarzach: 14 Monate wird der Elektrotechniker auf der deutschen Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis ...
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 15.07.2024 16:10 Uhr

Es ist sicher eine der unwirtlichsten Gegenden auf unserem Planeten: Wo minus 20 Grad Celsius eine gewöhnliche Sommer-Temperatur ist, wollen die wenigsten ihre Zeit verbringen. Die Antarktis ist ein solcher Ort, mit ihren extremen klimatischen Bedingungen und wenigen Forschungsstationen. 

Einer der Ausgewählten, die in die abgelegene Eiswüste reisen, ist Johannes Schötz. Mitte Dezember beginnt für den 32-Jährigen aus Oberschwarzach (Lkr. Schweinfurt) das große Abenteuer, das ihn zur Polarstation Neumayer III des Alfred-Wegener-Instituts führt. Wenn das Wetter mitspielt, wird er nach einer dreitägigen Anreise per Flugzeug seinen 14 Monate langen Dienst antreten, am südlichsten Arbeitsplatz Deutschlands.

Nur ein Rumpfteam bleibt im arktischen Winter auf der Station

Schötz gehört dem offiziellen Überwinterungsteam an. Nur neun Menschen verbleiben alljährlich im antarktischen Winter auf der Station, die sonst bis zu 50 Bewohner beherbergt. Zum Kernteam im Zeitraum von März bis Oktober zählen nur vier Wissenschaftler, eine Köchin, eine Ärztin sowie drei Techniker.

Als der Elektrotechniker vor einem Jahr, nach einem Vorstellungsgespräch, einen Anruf erhielt und gefragt wurde, ob er noch Interesse habe, da freute sich Johannes Schötz "wie ein Schuljunge" und sagte sofort zu. "Wenn man diese einmalige Chance hat, dann sollte man sie nutzen. Und ich habe sie liebend gerne ergriffen."

Zu Dank verpflichtet fühlt er sich einem seiner früheren Dozenten. "Er meinte, dass wir dafür perfekt ausgebildet sind." Zunächst schwirrte die Idee nur im Hinterkopf herum. Doch als er im Vorjahr eine neue berufliche Herausforderung suchte, erinnerte er sich an diese Worte und schrieb eine Bewerbung. Im sicheren Glauben, nicht genommen zu werden.

Extreme Bedingungen für Mensch und Material

Er täuschte sich gewaltig. In wenigen Tagen wird Schötz zusammen mit zwei Kollegen für die ausgefeilte Technik verantwortlich sein – eine lebenswichtige Aufgabe. Denn die im langsam fließenden Ekström-Schelfeis mittreibende Plattform mit ihren 16 hydraulischen Stützen, mit denen sie mit dem Schnee mitwachsen kann, um immer sechs Meter über dem Eis zu liegen, ist die Lebensader für alle Beschäftigten.

Eine Polarnacht an der Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis. Seit 2009 betreibt das Alfred-Wegener-Institut auf dem Ekström-Schelfeis diesen südlichsten Arbeitsplatz Deutschlands.
Foto: Michael Trautmann/Alfred-Wegener-Institut | Eine Polarnacht an der Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis. Seit 2009 betreibt das Alfred-Wegener-Institut auf dem Ekström-Schelfeis diesen südlichsten Arbeitsplatz Deutschlands.

Nur wenn alles reibungslos funktioniert, von Dieselgeneratoren über Schneeschmelze für die eigene Wasseraufbereitung bis hin zu Pistenbullys und Observatorien, sind sie sicher und können ihrer Forschung nachgehen. Bei bis zu minus 50,2 Grad Celsius – der Kälterekord wurde im Juli 2010 gemessen – wird Mensch und Material einiges zugemutet.

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"Die gefühlte Temperatur ist teilweise noch kälter", weiß er zu berichten und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: "Ich bin kein verfrorener Typ." Bei Außeneinsätzen gibt es eine Goldene Regel, um Erfrierungen zu vermeiden: Entscheidend sei, dass man wenige offene Hautstellen hat. Angst hat er nicht, aber Respekt. Auch nicht vor der zweimonatigen Dunkelheit mit Polarnächten von Ende Mai bis Ende Juli, wenn die Sonne nicht über den Horizont kommt.

Hilfe von außerhalb ist selbst bei Notfällen kaum möglich

Bis der Winter kommt, bleibt ihm etwas Eingewöhnungszeit. Ab März, mit dem Abflug der letzten "Sommer-Gäste", wird das Überwinterungsteam monatelang auf sich allein gestellt sein. Mal schnell Hilfe von außen holen, das ist vor allem in den knackig kalten Monaten kaum möglich. "Selbst bei einem medizinischen Notfall kommt man nur schwer raus."

Auch aus diesem Grund ist eine Ärztin auf der Neumayer III-Station, die über einen OP-Raum verfügt. Alle Mitglieder wurden im Vorfeld monatelang intensiv auf ihren Aufenthalt vorbereitet. Der Oberschwarzacher stattete etwa allen Herstellerfirmen der Technik einen Besuch ab, um sich einzuarbeiten.

Gemeinsam trainierte das Team unter anderem Brandschutz, Erste Hilfe und Konfliktmanagement. Sie kletterten durch Höhlen, übten Personenrettungen am Gletscher und übernachteten in 3000 Meter Höhe. "Der Umgang mit Stresssituationen war wichtig", sagt Schötz und ist fest davon überzeugt, dass das Überwinterungsteam gut funktionieren wird.

Pinguin-Kolonie, Polarlichter und eine Bibliothek im Eis

Für Abwechslung während der Isolation ist in der Antarktis gesorgt, damit kein Lagerkoller entsteht. Es gibt einen Fitnessraum, Brettspiele, Kinofilmabende und "eine super Köchin". Schötz hat sich fest vorgenommen, das Brotbacken zu lernen. Gespannt ist er auf die sagenumwobene "Bibliothek im Eis" neben der Station. Angeblich, so hat er gehört, soll jedes Buch von einem Künstler, Musiker oder Autor handsigniert sein. Eigens für den Aufenthalt hat er sich eine Kamera gekauft, um seine Eindrücke in Bildern festhalten zu können.

Mittlerweile kann er es kaum mehr erwarten, dass die Antarctica 2024-Mission startet. Natürlich werde er die Familie, die Heimat mit Weinbergen und Steigerwald und einiges mehr vermissen, räumt er ein. Aber die Vorfreude auf das Kommende ist weitaus größer. "Auf die Zeiten, in denen die Sonne erst nicht unter und dann nicht aufgeht, auf Polarlichter, extreme Wetterbedingungen, die Pinguin-Kolonie in der Nähe der Station und viele neue Erlebnisse."

 
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Kommentare
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  • Manfred Englert
    Herzlichen Glückwunsch Herr Schötz. So etwas bekommt man nur seltenst im Leben angeboten.
    Viel Erfolg, Glück und Gesundheit für diese 14 Monate
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