
Kurz vor Weihnachten hat Johannes Schötz seinen neuen Job angetreten – am südlichsten und einem der kältesten Arbeitsplätze. 14 Monate verbringt der Elektrotechniker aus Oberschwarzach auf der Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis.
Schötz gehört zum zwölfköpfigen Überwinterungsteam auf dem deutschen Außenposten und berichtet während des Aufenthaltes von seinen Erlebnissen in der Eiswüste. Sein Tagebuch mit dem Titel "Abenteuer Antarktis" wird in den kommenden Monaten in unregelmäßigen Abständen erscheinen. Nachfolgend veröffentlicht die Redaktion seine ersten Eindrücke:
Drei Tage Anreise mit dem Flugzeug
"Am 19. Dezember bin ich endlich an der Station angekommen, nach drei Tagen Anreise mit Flugzeug über Oslo, Prag, N'Djamena, Kapstadt und weiter zur Antarktis über die norwegische Station Troll. Der erste spannende Moment war für mich, als ich die Neumayer III das erste Mal aus dem Flugzeug sah.
Nach dem Ausstieg durften wir aber gleich die Realität hautnah erleben: minus 7 Grad und 11 Knoten Wind, der durch den Sonnenschein gut ertragbar war, begrüßten uns – und vermittelten uns einen Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Monaten erwartet. Aber das wussten wir alle im Vorfeld, also alles halb so schlimm.
Vielmehr überwiegt die Freude über unseren neuen Arbeitsplatz. Die Forschungsstation, um deren technischen Betrieb ich mich kümmere, ist sehr beeindruckend und wirkt auf den ersten Blick sehr futuristisch, fast ein wenig wie ein im ewigen Eis gelandetes Raumschiff mit ausgefahrenen Landestützen.
Erheblicher Aufwand für ein Leben im Eis
Nach gut einem Monat spielt sich langsam ein gewisser Alltag und eine Routine ein, auch bei der Arbeit. Dazu gehören viele Routineaufgaben und der alle zwei Wochen anstehende Test des Notblockheizkraftwerkes. Es ist schon ein erheblicher Aufwand, der betrieben wird, damit Neumayer III reibungslos funktioniert. Auch die Skidoos, Pistenbullys und ArcticTrucks müssen gewartet und manchmal repariert werden.

Aufregend waren auf alle Fälle die ersten Ausfahrten mit diesen Fahrzeugen. Pinguine habe ich auch schon gesehen. Die beobachten gerne unsere Station, und es vergeht kaum ein Tag, an dem keine Pinguine im Umfeld zu erblicken sind.
Unglaubliche weiße Weite und unheimliche Stille
Besonders beeindruckend ist diese unglaubliche weiße Weite, diese fast schon unheimliche Stille und die Kraft der Sonne. Dazu diese enorme Größe der Eisberge, bei denen man sich ganz schön klein vorkommen kann. Und man kann sich hierzulande gar nicht vorstellen, wie extrem schnell die Wetterbedingungen wechseln können.

Weihnachten und den Jahreswechsel haben wir auch gefeiert, aber nur im kleinen Rahmen, was ich eigentlich ganz schön fand. Am Heiligen Abend wurde festlich aufgetischt. Es gab einen hervorragenden Hirschkalbsrücken mit Kartoffelgratin und Apfel-Rotkraut.
Die vegane Alternative war ein deftiges Tofugulasch. Und zum Dessert wurden ein Zimtparfait mit Rumkirschen sowie ein Apfel-Preiselbeere-Crumble und Zimtstreusel serviert. Das neue Jahr haben wir mit einem Gläschen Sekt und einem Brunch begrüßt.
An einiges habe ich mich erst langsam gewöhnt. Zum Beispiel, dass die Sonne nicht mehr untergeht. Gerade wenn man mitten in der Nacht aufwacht und plötzlich der Schockmoment des Verschlafens eintritt, welcher erst durch den Blick auf die Uhr wieder vergeht. Das wird sich in ein paar Tagen langsam ändern: dann wird die Sonne das erste Mal den Boden berühren und somit das Ende der Sommersaison einleiten.
Winter im Anmarsch: Bald wird es richtig kalt
Auf den nahenden Winter in der Antarktis freue ich mich sehr. Auch wenn das Thermometer dann auf bis zu minus 40 Grad abfällt. Mitte Februar kommen die letzten drei Personen unseres Überwinterungsteams zu uns, dann sind wir komplett für den Winter.
Ich denke, es wird mir keiner übelnehmen, wenn ich sage, dass ich mich darauf freue, wenn die vielen Sommergäste abreisen und wir die Station für uns alleine haben."