Einmal die geheimnisvollen Gänge des einzigen öffentlich zugänglichen Eiskellers in Gerolzhofen erkunden und erfahren, wozu er diente – diese Möglichkeit hatten 13 Kinder zwischen sechs und 13 Jahren am Dienstagvormittag. Im Zuge des Ferienspaßprogramms der Stadt führte Gästeführerin Renate Schuster durch die Gerolzhöfer Unterwelt, in der einst Bierfässer gelagert wurden und sich Menschen im Zweiten Weltkrieg während eines Bombenangriffs versteckten.
Gleich zu Beginn der Führung löschte sie für kurze Zeit das Licht, sodass die Kinder einen Eindruck davon bekamen, welche Bedingungen früher im Eiskeller herrschten. Die Aufregung war groß und alle waren froh, als das Licht wieder anging. Dann gab es viel zu entdecken: steinerne Wannen, in denen Bierfässer gereinigt wurden, Tropfsteine an den Wänden und rot gefärbte Stellen durch ausgeschwemmtes Eisen. Die Neugier der Kinder war groß: Trotz zahlreicher Spinnenweben wurde alles ganz genau unter die Lupe genommen.
Währenddessen wusste Schuster eine Menge zu erzählen. Zum Beispiel erklärte sie, wie die Menschen früher Bier brauten und welche Zutaten sie dafür benötigten. Oder dass Bier im Mittelalter sogar wichtiger als Wasser war, weil es abgekocht wurde und deshalb als hygienischer galt als das Wasser aus den oft schmutzigen Brunnen. Darum tranken auch schwangere Frauen und Kinder Bier.
Eis hielt das Bier kühl
Um das Getränk möglichst lange genießen zu können, wurde es in kühlen Kellern gelagert. In Gerolzhofen habe es davon einige gegeben, in manchen davon lagerten Metzger auch ihr Fleisch. Die durchschnittliche Temperatur dort unten beträgt circa acht Grad. Um das Bier zu kühlen, wurden im Winter Eisblöcke aus den umliegenden Seen gesägt und entweder vollständig oder als kleinere Brocken durch die Öffnungen in der Decke herabgelassen. Schuster erzählt davon, wie gefährlich und anstrengend die Arbeit war. "Manchmal sind sogar die Handschuhe am Eis festgefroren."
Um einmal das Echo in den Räumen zu testen, singt die Gruppe ein Geburtstagsständchen für zwei der Kinder und erfreut sich am Wiederhall. Am Ende der Führung fragt Schuster noch einmal in die Runde, für was der Eiskeller gebraucht wurde und strahlt, als die Kinder zahlreich antworten. "Ihr habt ja toll aufgepasst", lobt sie.
Dann geht es zurück ans Tageslicht und auf einen abschließenden kurzen Erkundungsgang durch das Braugässle, in dem es gleich mehrere Häuser gab, die das Braurecht besaßen und daher Bier brauen durften.