Die Geschichte der Gerolzhöfer Stadtbibliothek reicht deutlich weiter zurück als die 40 Jahre, die sie am Standort im Bürgerspital existiert und die es in dieser Woche zu feiern gilt. Ohne die Fähigkeit, sich ständig zu wandeln und neuen Anforderungen anzupassen, würde es die Einrichtung in ihrer jetzigen Form sicherlich nicht mehr geben. Dies wurde am Montagabend während eines Empfangs der Stadt im Spitalgarten deutlich.
Letztlich, so schilderte es Bürgermeister Thorsten Wozniak, spiegele die Stadtbibliothek den Wandel, der die ganze Gesellschaft betrifft. Digitalisierung, neue Medien, neue Technik: Diesen Ansprüchen seien wir auf vielfältiger Weise ausgesetzt. Doch für die Bibliothek gelte besonders deutlich, was Friedrich Schiller in folgende Worte gefasst hat: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit."
"Stadtbibliothek ist kein Büchermuseum"
Die teilweise auch kritisch beäugten jüngsten Veränderungen, die die Sanierung mit sich gebracht hat, etwa der neu geschaffene Escape-Room, zeigten laut Bürgermeister doch nur, "dass die Stadtbibliothek eben kein Büchermuseum ist, sondern immer wieder den Zeitgeist aufgenommen und dabei aber nie die Aufgabe aus den Augen verloren hat: die Vermittlung von Wissen, den Zugang zu Kultur und Bildung, die Vermittlung von Lesekompetenz und verantwortungsvollem Umgang mit alten und neuen Medien".
Insoweit sei die Bibliothek inmitten der Altstadt ein "großartiges Angebot" für die Menschen in Gerolzhofen und in der Region, ein Lernort, ein Treffpunkt, "zunehmend aber auch Gestaltungsort" und "ein wichtiger Baustein unserer Bildungsgesellschaft". Die Angebote der Bibliothek stünden allen Menschen offen, egal welcher Herkunft, Religion, Bildung oder sozialer Schicht jemand angehört. "Die Stadtbibliothek stand und steht für Toleranz und Offenheit", sagte Wozniak. Damit sei sie ein wichtiger Baustein für eine funktionierende Gesellschaft und für die Demokratie.
Er dankte seiner Amtsvorgängerin Irmgard Krammer (FW) und den Vorgängern Hartmut Bräuer (SPD) und Franz Stephan (CSU) sowie den Stadtratsmitgliedern, die sich stets zur Stadtbibliothek bekannt und zuletzt trotz angespannter Haushaltslage das für die Sanierung notwendige Geld bereitgestellt hätten.
Bundestagsabgeordnete lobt das Konzept
Die Sanierung der Stadtbibliothek hat nach Worten von Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber (CSU) ihr Ziel erreicht, dort einen sogenannten Dritten Ort zu schaffen: Die Bibliothek sei eine Einrichtung, die einen Ausgleich zu Schule, Arbeit und Familie bietet, "wo man sich aufhalten kann, ohne konsumieren zu müssen". Das Konzept spreche auch die junge Generation an, meinte die Politikerin, die selbst Mutter von zwei jungen Kindern ist.
Die Abgeordnete verwies darauf, dass der Bund bevorzugt Bibliotheken im ländlichen Raum fördere, weil diese den Heranwachsenden einen niederschwelligen Zugang zu Kultur und Bildung bieten.
Auch die stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann unterstrich die Bedeutung einer Bibliothek, die an ihre Besucher keine sozialen oder kulturellen Hürden stelle. "In Bibliotheken gehen alle", sagte sie. Diese seien nicht nur ein Grundpfeiler einer aufgeklärten Gesellschaft, sondern eben eine der Grundlagen der Demokratie, weil sie Meinungsvielfalt darstellen.
Bärmann: "Bibliothek verdient eine große Resonanz"
Das Ergebnis der Sanierung der Stadtbibliothek nannte sie "wirklich wunderschön" und lobte die "äußerst weit- und umsichtige Entscheidung", den Standort der Bibliothek aufzuwerten. "Diese Bibliothek verdient eine große Resonanz."
Von der dort geleisteten Arbeit berichtete Bibliotheksleiterin Julia Rehder. Denn die Arbeit ihres Teams sei nur zu einem Bruchteil zu sehen. Sie wählte das Bild eines ständigen Balanceaktes, den es zu meistern gelte, um allen Ansprüchen, die an eine Bibliothek gestellt werden, gerecht zu werden – so gut es nur geht. Den einen Nutzern seien es beispielsweise immer zu wenig Bücher, anderen zu viele. Besucher kämen mit den unterschiedlichsten Bildungshintergründen zu ihnen. Das Geld des Bibliothek-Etats – ebenso wie der Personalstand – reiche naturgemäß nie, um alles theoretisch Mögliche umzusetzen, doch wenn etwa der Lesehund einem Kind entscheidend geholfen habe beim Lesen-Lernen, dann sei das eigentlich unbezahlbar. Deshalb käme es wie im Leben generell immer darauf an, in allem die Balance zu wahren.
Stadtbibliothek mit neuem Logo
Während des Festabends präsentierte Rehder auch das von Torsten Feig entworfene neue Logo der Stadtbibliothek, das aus dem umrahmten Wort "Stadtbibliothek" besteht und mit dem einfach gehaltenen, über drei Zeilen laufenden Schriftzug schlicht und modern erscheint. Laut der Bibliotheksleiterin biete das neue Logo vor allem den Vorteil, dass es in ganz unterschiedlichen Kontexten immer funktioniere und somit fast überall verwendet werden kann.
Und noch etwas ist neu: Der Raum, der unter anderem für die Escape-Spiele dient, hat einen neuen Namen. "Entdeckerhöhle". Das Name stammt aus einem Ideenwettbewerb, den die Bibliothek ausgerufen hatte.
Am Ende des von der Gerolzhöfer Künstlerin Amelie Auer moderierten und von ihr zusammen mit Torsten Feig mit Sketch-Einlagen gestalteten Abends, stand noch ein kurzer festlicher Akt an: der Eintrag ins Goldene Buch für die drei Bürgermeister, für Weisgerber, Bärmann und die Mitarbeiter der Stadtbibliothek.