Komm, wir gehen nochmal zum Blacky." Diesen Satz kennen viele Menschen aus Gerolzhofen und dem Umland. "Blacky", so der Spitzname des 75-jährigen Galinos Paschalidis, ist eine Institution in der Steigerwaldstadt. Wenn keine Gastwirtschaft in Gerolzhofen mehr offen hat, bei "Blacky" in der Grabenstraße gibt es mit Sicherheit noch ein Bier und eben Geselligkeit bis in die frühen Morgenstunden.
"Blacky", der in Griechenland zur Welt kam, ist nicht der große Redner. Er freut sich aber über die vielen Gäste, die ihn besuchen. Nicht nur heute. Heute ist für ihn ein besonderer Tag für den Kneipenwirt: Er feiert ein Jubiläum. Seit vier Jahrzehnten betreibt er nun das Bistro "Galinos". Im Sprachgebrauch wird es auch oft "Werk Süd" genannt.
Musik aus der Jukebox
Betritt man die Kneipe, kommt es einem so vor, als wäre man hier schon immer dabei gewesen. Viele Gäste stehen vor der Theke, manche sitzen an kleinen Tischen zusammen. Die Menschen unterhalten sich über dieses und jenes. Die Kneipe hat das Flair von einer dieser typischen Eckkneipen, in denen man sich einfach gerne auf ein Bier trifft. Legendär ist die Musikbox, die an einer Wand steht. Heute wie an ungezählten Abenden und langen Nächten spielt das Gerät ein wildes Durcheinander vieler bekannter Titel.
An einer Pinnwand hängt ein Bild von Galinos Paschalidis. Es zeigt ihn in der Anfangszeit als Wirt in Gerolzhofen. Er war damals in den Dreißigern, in der Blüte seines Lebens. Heute hat er ein kleines bisschen weniger Haare als damals, doch eines hat er sich auf jeden Fall behalten: Die Freundlichkeit, die sein Gesicht auf dem Foto von damals ausstrahlt, hat er auch heute noch. Und mit dieser Freundlichkeit punktet der sympathische Grieche bei seinen Gästen.
Herzlichkeit und freundliche Atmosphäre
Einer von Paschalidis treuen Gästen ist Tommy Wehnert (23). Der Gerolzhöfer spielt dort gerne Dart. Wehnert ist von der "tollen Atmosphäre im Bistro begeistert". Er begründet dies mit "der Mischung des Publikums von Jung bis Alt", aber auch mit "der Musik aus der Jukebox". Und was ihm ganz wichtig ist: "Man wird immer herzlich aufgenommen." Dem Gastwirt zollt er großen Respekt: "Galinos ist immer da, von früh bis spät, und das in seinem Alter." Er sei zudem ein herzensguter Mensch.
Das Vertrauen zwischen dem Wirt und seinen Gästen, das ist in der kleinen Kneipe etwas ganz Bedeutendes. Da reicht auch schon mal ein Stammgast einem anderen ein Bier herüber. Dass jemand auf die Idee kommen könnte, später das Bier absichtlich nicht zu bezahlen – kaum vorstellbar. So etwas gibt es nicht, nicht in dieser Kneipe, versichern alle Anwesenden. Hierfür sei das Miteinander viel zu stark ausgeprägt.
Christoph Wagner (37) ist ebenfalls von der freundlichen Atmosphäre im Bistro begeistert. "Alle sind freundlich, nie gibt's Ärger oder Streit", sagt Wagner. Gastwirt Paschalidis gibt das Kompliment zurück: "Meine Gäste haben immer zu mir gehalten." Manche Stammgäste seien leider schon verstorben. Zwei nennt Paschalidis namentlich: Dietmar Ewert und Norman Gistel.
Zusammenhalt von Jung und Alt
Petra Herrmann (62) ist ebenfalls ein Stammgast bei "Blacky" und sagt: "Wir sind wie eine große Familie." Sie lobt den Zusammenhalt von Alt und Jung. Und: "Man trifft hier Menschen, mit denen man sich gerne unterhält."
Bei so viel schmeichelnden Balsam-Worten tritt der Wirt einen Schritt näher heran. Er bittet einige seiner Stammgäste kurzerhand, zu ihm zu kommen, hinter die altehrwürdige Theke. Das ist selbst in der familiären Atmosphäre im "Werk Süd" ein Ausnahmemoment. Auf dem Foto, das jetzt gemacht wird, strahlen alle mit dem Jubilar um die Wette.
Joachim Rettner (58) ist ein Gast der ersten Stunde. Seitdem er als junger Mann von nicht einmal 20 Jahren "Blacky" kennengelernt hat, mag er diesen. Mit "Blacky" ist er quasi erst so richtig erwachsen geworden. An der Kneipe schätzt er "die Gemütlichkeit, die hier vorherrscht". Von hier aus sei man oft zu Motorradtreffen aufgebrochen.
Die Runde um "Blacky" hat zum Jubiläum Kuchen gebacken, dekoriert und Blacky ein Geburtstagkrönchen aufgesetzt. Und man merkt ihm die Freude an, auch heute noch für seine Gäste hinter der Theke stehen zu können.
Peter Alexander hat in einem seiner Lieder mal von der "kleinen Kneipe in unserer Straße" gesungen und gleich das ganze Lied unter diesen Titel gestellt. Was der Sänger in dem Lied ausdrücken möchte, lässt sich auch in der Grabenstraße in Gerolzhofen wiederfinden: Gemeinsamkeit erleben, was weit mehr bedeutet, als gemeinsam ein Bier zu trinken. Menschen können hier glücklich und zufrieden sein, egal wo sie im Leben gerade stehen und was das Leben gerade mit ihnen macht.
Und wie das zu runden und halbrunden Geburtstagen so üblich ist: Auch Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak übermittelt zum 40-Jährigen die Glückwünsche der Stadt. Das Galinos sei eine Institution in Gerolzhofen. Wozniak: "Ohne Kultwirt ,Blacky‘ wäre das Gastronomie- und vor allem das Nachtleben um vieles ärmer."
