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Schweinfurt
24 Stunden Leopoldina (22): Warum immer ein Unfallchirurg bereit steht
Ob Massenunfall, Sturz oder Beinbruch:  Unfallchirurgen und Orthopäden spielen eine wichtige Rolle. Deswegen sind sie für die Notaufnahme 24 Stunden erreichbar. 
Oberschenkelhalsbruch: Eine Verletzung, mit der Unfallchirurgen oft zu tun haben. Matthias Blanke, Chefarzt Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie zeigt den Bruch auf einem Röntgenbild. Im Hintergrund Oberarzt Michael Völk.
Foto: Anand Anders | Oberschenkelhalsbruch: Eine Verletzung, mit der Unfallchirurgen oft zu tun haben. Matthias Blanke, Chefarzt Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie zeigt den Bruch auf einem Röntgenbild.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:40 Uhr

Den geplanten Termin abends um acht mit dem Unfallchirurgen vom Dienst mussten wir einige Minuten vorher verschieben. War einfach zu viel los an diesem Tag. Sportverletzungen, Stürze, Unfälle: Knochenbrüche haben offenbar immer Saison. Und dazu kommen Gespräche mit Patienten, Absprachen mit Kollegen und Pflege. Und dann muss ja auch noch alles dokumentiert werden, Arztbriefe sind zu schreiben. 

So ein Dienst läuft halt nicht immer nach Plan. Klar, ist Glatteis angekündigt, weiß das Team um Chefarzt  Dr. Matthias Blanke, dass sicher einige Patienten ins Leopoldina kommen werden. Da käme man als Laie auch darauf. Auch darauf, dass am Wochenende mehr Brüche auftreten. Die Leute haben schließlich frei und sind unterwegs, machen Sport. Worauf man allerdings nicht so schnell kommen würde: Dass an einem schönen Sommertag, nach 18 Uhr, regelmäßig Kinder mit Ellenbogenfrakturen behandelt werden müssen. "Die durften vor dem Essen noch mal auf das Trampolin im Garten", ist die Erfahrung von Oberarzt Michael Völk.

Ausbildung dauert 15 Jahre

19 Ärzte gehören in Schweinfurt zur Abteilung Blankes. Im Jahr werden durchschnittlich 3200 stationäre Behandlungen gemacht, ambulant sind es 20 000 im Jahr.  Wer spezieller Unfallchirurg werden will, muss nach seinem Studium und der Qualifikation zum Facharzt für Orthopädie/Unfallchirurgie nochmal drei Jahre anhängen. "Nach gut 15 Jahren kann man sich spezieller Unfallchirurg nennen."    

Ärztinnen in diesem Fach eher in der Minderheit

Die Ausbildung ist ziemlich fordernd, die Arbeit oft auch körperlich anstrengend. Man hat viele Dienste. Die Wahrscheinlichkeit, am Wochenende oder nachts gebraucht zu werden, ist bei diesem Fach in einem Schwerpunktkrankenhaus wie dem Leopoldina hoch. "Das ist nicht das attraktivste Gebiet für die Mediziner-Ausbildung", sagt Blanke. "Aber, wer kommt, will das und zieht das durch." Schließlich sei das ein interessantes und sehr vielseitiges Gebiet.

"Ärztinnen sind übrigens eher in der Minderheit", sagt Blanke. Er bedauert das. Viele Medizinstudentinnen würden sich wohl eher für ein anderes Fach entscheiden, vielleicht weil sie befürchten, Orthopädie/Unfallchirurgie wäre später schwer mit Familie  vereinbar. Nach der Ausbildung gäbe es aber die Möglichkeit, sich zum Beispiel auf Hand-oder Fußchirurgie zu spezialisieren, oder auf Kindeorthopädie, meint er. 

Operations-Techniken vermitteln und dokumentieren: Matthias Blanke nutzt dafür eine Kamera, die in die Lampe in einem Operationssaal im Leopoldina integriert ist. Sie filmt, was auf dem OP-Tisch passiert und überträgt das auf einen Bildschirm.  
Foto: Anand Anders | Operations-Techniken vermitteln und dokumentieren: Matthias Blanke nutzt dafür eine Kamera, die in die Lampe in einem Operationssaal im Leopoldina integriert ist.

Das Leopoldina ist auch ein Lehrkrankenhaus. Um Studierenden OP-Techniken zu zeigen, hat Blanke in einem OP eine Kamera in eine Lampe über dem Operationstisch einbauen lassen. Schritt für Schritt lässt sich eine Operation beobachten. "Das ist ein großer Vorteil", sagt Blanke.  Auch für den Operateur kann es von Vorteil sein, eine Großaufnahme von der OP zu sehen.      

Jeden Tag ist ein Oberarzt aus der Abteilung im Hintergrunddienst, telefonisch erreichbar. In 20 Minuten muss er oder sie im Leopoldina sein können, wenn es nötig ist, erzählen Blanke und  Völk. Eine erste Einschätzung oder Diagnose kann der Diensthabende schon von Zuhause aus geben, wenn er sich die Röntgenbilder auf seinem Computer anschaut. Ein Rufdienst ist 24 Stunden greifbar. Muss operiert werden, werden oft zwei oder drei Ärzte gebraucht. Und auch in der Zentralen Notaufnahme  (ZNA) steht 24 Stunden ein Orthopäde/Unfallchirurg bereit.  

Bei einem großen Unfall, wie zum Beispiel dem  Einsturz der Schraudenbachbrücke im Juni 2016, tritt ein genau festgelegter Prozess in Kraft, schildert Dr. Matthias Blanke, damit im Traumazentrum Leopoldina ein Teil der Verletzten behandelt werden kann. Eine Informationskette wird ausgelöst, alle erreichbaren Ärzte angerufen, zwei Schockräume  vorbereitet. "Wir sind problemlos in der Lage, fünf bis sechs Unfallchirurgen zu akquirieren." Damals wurden nach dem Einsturz elf Personen, darunter drei Schwerverletzte, behandelt. "Wir können einen Massenunfall versorgen", sagt Blanke.

24 Stunden im Leopoldina-Krankenhaus: Im Rahmen einer Serie stellen wir das Krankenhaus vor, in dem 24 Stunden an den unterschiedlichsten Orten und Bereichen Betrieb ist. Von A wie Apotheke bis Z wie Zentrale Notaufnahme. Dabei geht es auch an Orte, die Patienten und Besucher nicht sehen. Alle Teile der Serie finden Sie unter : www.mainpost.de/24+Stunden+Leopoldina./

 
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