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Oberndorf
200 Jahre altes Bauernhaus nachhaltig saniert: Sebastian Schuler aus Oberndorf gewinnt Schweinfurter Energie-Spar-Preis
Nachhaltige Materialien, Altes wiederverwenden, restaurieren statt neu bauen: Wie der 37-Jährige und seine Frau es schafften, die Jury zu überzeugen.
Für die Sanierung eines 200 Jahre alten Bauernhauses in Oberndorf haben Sebastian Schuler und seine Frau Barbara Zink den Energie-Spar-Preis der Stadt Schweinfurt erhalten.
Foto: Anand Anders | Für die Sanierung eines 200 Jahre alten Bauernhauses in Oberndorf haben Sebastian Schuler und seine Frau Barbara Zink den Energie-Spar-Preis der Stadt Schweinfurt erhalten.
Désirée Schneider
 |  aktualisiert: 13.02.2024 06:13 Uhr

Recycelte Holzbalken stützen die Decke, die hellen Wände sind mit umweltfreundlichem Lehm verputzt, im Keller verbirgt sich eine moderne Luft-Wasser-Wärmepumpe, auf dem Dach Photovoltaik – nicht alle Energiesparmaßnahmen im Hause Schuler und Zink im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf fallen sofort ins Auge.

Und doch sparen Sebastian Schuler und seine Frau Barbara Zink laut Gutachten hier jährlich rund elf Tonnen CO2 ein. Dieses Engagement hat die Stadt Schweinfurt nun mit ihrem Energie-Spar-Preis gewürdigt. Seit 2018 prämiert die Stadt damit besondere Maßnahmen, die zur Einsparung von Energie und der Reduzierung von CO2-Emissionen im Stadtgebiet beitragen. Der Preis ist mit 2500 Euro dotiert und wird sowohl an Bürgerinnen und Bürger als auch kleine und mittelständische Unternehmen vergeben.

In der Kategorie "Privat" hat dieses Jahr Sebastian Schuler die Jury überzeugt. Über gut zwei Jahre hinweg hat er gemeinsam mit seiner Frau Barbara Zink ein rund 200 Jahre altes Bauernhaus in der Oberndorfer Hauptstraße von Grund auf saniert, dabei auf ökologische und nachhaltige Materialien geachtet und energetische Maßnahmen umgesetzt.

Falsche Sanierung kann alten Fachwerkhäusern zum Verhängnis werden

"Uns war es wichtig, soweit es bei einem so alten Haus möglich ist, auch energetisch alles richtig zu machen", sagt Sebastian Schuler. Trotz guter Bausubstanz keine leichte Aufgabe bei einem rund 200 Jahre alten Fachwerkhaus. Falsche Sanierungsmaßnahmen könnten gerade den Holzbalken und den alten Wänden schnell zum Verhängnis werden, meint Schuler. "Man muss vieles beachten. Zum Beispiel muss alles diffusionsoffen sein, das heißt, Feuchtigkeit muss in die Wände rein können aber auch wieder raus", sagt der 37-jährige Oberndorfer.

Um auch von außen den Charme des Oberndorfer Bauernhauses zu erhalten, haben Sebastian Schuler und Barbara Zink die alten Klappläden durch neue, ebenfalls aus Holz gefertigte Läden ersetzen lassen.
Foto: Anand Anders | Um auch von außen den Charme des Oberndorfer Bauernhauses zu erhalten, haben Sebastian Schuler und Barbara Zink die alten Klappläden durch neue, ebenfalls aus Holz gefertigte Läden ersetzen lassen.

Dafür habe das Paar die Wände mit umweltfreundlichen Holzfasern gedämmt. Generell sei im Haus viel in Eigenregie entstanden, meint Schuler. "Wir haben vieles selbst gemacht. Ich glaube, das muss man auch, wenn man so ein Haus hat, sonst wird es schon schnell sehr sehr teuer", sagt er.

Um das alte Fachwerkhaus möglichst energiesparend zu gestalten, seien einige Modernisierungsmaßnahmen und Neuanschaffungen nötig gewesen. So musste die alte Gasetagenheizung einer modernen Luft-Wasser-Wärmepumpe weichen, alle Fenster wurden durch neue Holzfenster ersetzt und auf einem Nebengebäude im Hof versorgt eine 30 Kilowatt-Peak Photovoltaikanlage den Haushalt mit Strom. Dieser soll künftig auch in das E-Auto der fünfköpfigen Familie fließen.

Schuler setzt auf Mischung aus Modernisieren, Erhalten und Wiederwenden

Bei all der notwendigen Modernisierung sei es der Familie aber vor allem wichtig gewesen, den Charme des alten Bauernhauses zu erhalten und möglichst viele der ursprünglichen Materialien und Teile der Einrichtung wiederzuverwenden.

Im Wohn-Esszimmer wurden die brüchig gewordene Kappendecke entfernt und die originalen Stahlträger erhalten. Auch die Türen wurden aufgearbeitet und wieder eingesetzt.
Foto: Anand Anders | Im Wohn-Esszimmer wurden die brüchig gewordene Kappendecke entfernt und die originalen Stahlträger erhalten. Auch die Türen wurden aufgearbeitet und wieder eingesetzt.

So habe man unter anderem bei der Sanierung der ehemaligen Abstellräume im Erdgeschoss, die jetzt als Wohn-Esszimmer dienen, bewusst die originalen Stahlträger erhalten. Im Wohnzimmer stützen alte Holzbalken die Decke, die beim Abriss der nebengelegenen Scheune übrig blieben, die Küche wird von einer aufgearbeiteten Stalllampe beleuchtet, die früher wohl dazu diente, Ferkel zu wärmen.

Für die Bereitschaft, sich der aufwändigen Sanierung des Bauernhauses zu stellen, erhielt das Ehepaar viel Zuspruch. Denn die Angst vor unvorhersehbaren Komplikationen und einer schlechteren Planbarkeit im Vergleich zu einem Neubau schrecke viele vor derartigen Projekten ab, meint Schuler.

Auch die alte Holztreppe des Bauernhauses bleibt erhalten. Durch an das Original angepasste Holzelemente wurde sie nachträglich erweitert.
Foto: Anand Anders | Auch die alte Holztreppe des Bauernhauses bleibt erhalten. Durch an das Original angepasste Holzelemente wurde sie nachträglich erweitert.

"Ich glaube, die Leute denken oft: Um Gottes Willen, so ein altes Haus, da ist doch ständig was kaputt und das sieht ja auch nach nichts aus", sagt der 37-Jährige. Und tatsächlich habe auch er während der Sanierung oftmals kreative Lösungen finden müssen. "Wir mussten uns hier oft was einfallen lassen, weil in so einem Haus eben nicht immer alles nach Lehrbuch funktioniert", sagt er.

Trotzdem habe er die Entscheidung nie bereut. "Man bekommt einen ganz anderen Bezug. Das Haus ist einfach ein Unikat – ich kann hier zu jeder Ecke eine Geschichte erzählen. Ich glaube, man muss das einmal selbst erfahren haben, um das wirklich schätzen zu können", sagt der 37-Jährige. Dass sein Engagement nun mit dem Schweinfurter Energie-Spar-Preis ausgezeichnet wurde, freue ihn deshalb ganz besonders. "Das ist eine tolle Bestätigung", sagt Schuler.

 
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Kommentare
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Wow, was für eine Leistung! Herzlichen Glückwunsch und gleichzeitig herzlichen Dank für die Sanierung dieses schönen alten Hauses! Für das Ortsbild ist so etwas unheimlich wichtig.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Ein sehr schönes Haus, leider steht es im der "hässlichsten" mir bekannten Ortschaft in Stadt und Landkreis Schweinfurt. Ob es wohl daran liegt, dass es als einziges Dorf in die Stadt Schweinfurt eingemeindet wurde?
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  • Reinshagen153@t-online.de
    @einFranke: das stimmt nicht, sehen Sie sich in Alt Oberndorf südlich der Hauptstraße um. Außerdem hakt der Vergleich: Oberndorf ist ein Industrie-Stadtteil, mit Hbf, Umspannwerken, Kiesgruben etc. in der Umgebung.

    Immer diese negativen Kommentare zu SW, in der auch viele MP-Leser ihr Brot verdienen und Beamten-Städte wie WÜ durch Steuereinnahmen mitgetragen werden!

    Vergleichen Sie nicht mit Äpfel mit Birnen sondern z. B. Neubausiedlungen, vorwiegend mit EFH, z. B. in Niederwerrn, mit Hochfeld, Steinberg oder Eselshöhe. Oder Industriegebiete, wie das riesige IG Gochsheim Nord-West mit dem Maintal oder Gewerbegebiete, wie den Hafen-Ost, Teil Sennfeld mit Teil SW. Erstere sind häufig unstrukturierte Planungen auf dem "Küchentisch", wo ständig ohne Konzept angestückelt wird - während das Maintal eine Berliner Siegerentwurf eines städtebaulichen Wettbewerbs ist, mit großzügiger Europa-Allee.

    In Röthlein entsteht auf wertvollsten Böden für Sonderkulturen immer mehr Großlogistik.
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