An Ostern gibt es Osterhasen, an Weihnachten Nikoläuse, und jeden Tag steht eine frische Rose als Willkommensgruß im Zimmer. Es sind die kleinen Aufmerksamkeiten, die so wichtig sind für die Menschen auf der Palliativstation des St. Josef-Krankenhauses. Es sind aber auch so große Investitionen wie die Brückenpflege oder die Kunst- und Atemtherapie, der schön gestaltete Garten oder die vor kurzem erst aufgestellten Aquarien in den Gemeinschaftsräumen, die für Palliativpatientinnen und -patienten sehr bedeutsam sind.
Ohne "Hilfe von außen" wäre das nicht möglich, ohne die Unterstützung des Fördervereins Palliativstation nicht finanzierbar. Und ohne das große Engagement der Vorsitzenden Ursula Pöpperl mit ihrem Vorstandsteam überhaupt nicht denkbar.
Über zwei Millionen Euro hat der Förderverein in den 20 Jahren seines Bestehen für die Palliativstation zur Verfügung gestellt. Bei einem Jahresetat von 150.000 Euro eine unglaublich hohe Summe. Zusammen gekommen ist sie durch Benefizaktionen und zusätzliche Spenden von Mitgliedern, Stiftungen, Firmen, Unterstützern, dankbaren Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen. "Die Dankbarkeit der kleinen Leute ist besonders groß", sagt Ursula Pöpperl. Sie freut sich über jede Spende, ob es 5 oder 50 Euro sind, weil das Geld mit dem Herzen gegeben wird.
In der Anfangszeit musste die Vorsitzende um Spenden betteln
In der Anfangszeit, als der Förderverein noch nicht so bekannt war, musste die Vorsitzende noch betteln gehen. Sie habe unheimlich viel Hilfsbereitschaft erfahren, erzählt Ursula Pöpperl. Doch manchmal sei sie auch abgewiesen worden, von Menschen, von denen sie es nicht erwartet hätte. Heute kann der Förderverein auf ein starkes Netzwerk an Unterstützern bauen. "Inzwischen haben wir uns ein gutes Polster aufgebaut", sagt Schatzmeister Peter Günther. Und das ermöglicht die großen Investitionen.
Für die Leiterin der Palliativstation, Chefärztin Dr. Susanne Röder, ist das eine komfortable Situation. Sie sagt, was sie braucht, und der Förderverein finanziert es. Zum Beispiel die Kunst- und Atemtherapie. "Das muss man nicht haben, aber es ist wunderbar für die Patienten und Angehörigen." Oder die Akupressur und das Arbeiten mit Düften, das die Pflegerinnen und Pfleger dank der vom Förderverein finanzierten Fortbildungen den Menschen auf der Palliativstation anbieten können.
Ganz neu ist das spezielle Musikangebot. Jede Woche kommt Petra Eisend zum Musizieren mit einer Handpan vorbei und füllt mit warmen, sanften Tönen alle Bereiche der Palliativstation. Die Sparkasse hat das Projekt jetzt auf ihrer Crowdfunding-Plattform "Gemeinsam erreichen wir mehr" eingestellt, und dafür werden Spenden gesammelt.
Ein Spezialistenteam betreut die Patientinnen und Patienten
"Die medizinische Grundversorgung ist finanziell abgedeckt", sagt Dr. Röder, "aber Palliativmedizin geht weit über das hinaus." Grob kann man zwischen dem medizinischen Bereich und den psychosozialen sowie spirituellen Belange unterscheiden. Bei der palliativen Begleitung kümmert sich deshalb ein Team von Spezialistinnen und Spezialisten aus unterschiedlichen Disziplinen um die Patientinnen und Patienten: Ärzte, Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Psychologen, Seelsorger und Sozialarbeiter.
Schmerzen lindern und Lebensqualität erhöhen, das ist das Ziel der Palliativmedizin. Wer hier liegt, wird nicht zwingend hier sterben. "Wir sind keine Sterbestation", sagt Chefärztin Dr. Susanne Röder. Die Entlassungsrate liege bei 40 bis 50 Prozent. Doch wer hier stirbt, wird von einem professionellen Team begleitet.
Schon 1998 gab es Überlegungen, eine Palliativstation zu eröffnen
Die Geschichte des Palliativ-Fördervereins beginnt noch vor der offiziellen Eröffnung der Palliativstation, die am 11. Januar 2002 erfolgte. Schon Jahre davor hatte es Überlegungen für eine Palliativstation am Krankenhaus St. Josef gegeben. In der Anästhesistin Dr. Susanne Röder, die 1998 von Berlin nach Schweinfurt an das Josefs-Krankenhaus gekommen war, fand die Kongregation der Erlöserschwestern eine Chefärztin, die mit großer Leidenschaft die Station aufbaute und mit großem persönlichen Einsatz bis heute führt. Von Anfang an erhielt sie dabei Unterstützung des Fördervereins.
21 Gründungsmitglieder hoben am 21. Dezember 2001 den Förderverein aus der Taufe. "Es war ein Freitagabend", weiß Ursula Pöpperl noch ganz genau. Sie war angesprochen worden, ob sie die Satzung für den Verein schreiben würde. "Der Macher war der damalige Krankenhausleiter Bruno Stumpf." Zum Vorsitzenden wurde Dr. Stephan Gehlert gewählt und Ursula Pöpperl zu seiner Stellvertreterin. Als Schatzmeister gehörte Heinz-Dieter Schindler dem Vorstand an, außerdem Rudolf Gampl als Schriftführer und Dr. Susanne Röder als ärztliche Leiterin.
Als Vereinszweck schrieb man "die umfassende Förderung der Palliativstation sowie die Unterstützung der betreuten Kranken und Angehörigen" fest. Ein weiteres Anliegen war zudem die Verbreitung des Palliativgedankens in der Bevölkerung durch entsprechende Informationsveranstaltungen.
Von den 21 Gründungsmitgliedern sind heute noch drei aktiv im Vorstand tätig: Ursula Pöpperl, die zwei Jahre nach der Vereinsgründung den Vorsitz übernahm, Dr. Susanne Röder, die als ärztliche Leiterin geborenes Vorstandsmitglied ist, und Rudolf Gampl. Er hat inzwischen eine Ausbildung zum Hospizbegleiter absolviert und besucht regelmäßig die Patientinnen und Patienten auf der Palliativstation. Ihre Dankbarkeit berührt ihn: "Es ist toll, wie die Menschen in so schwierigen Situationen wahrnehmen, was für sie Gutes getan wird."
Die Brückenpflege war das erste große Projekt
"Die ersten fünf bis sechs Jahre ging es um Aufbauarbeit", erinnert sich Ursula Pöpperl. Das erste große Projekt war im Oktober 2003 die Einführung der Brückenpflege, die Vernetzung des stationären mit dem ambulanten Bereich durch eine Brückenpflegekraft, die bei der Vorbereitung der Entlassung und bei der nachstationären Behandlung beratend mitwirkt. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Begegnung mit dem Menschen, das Hinhören und Spüren, was gebraucht wird.
"Es begann zunächst mit einem Pfleger und einem Auto, den uns die Würzburger Malteser überlassen haben", erzählt Ursula Pöpperl. Das Projekt war auf drei Jahre angelegt. 2006 kam dann eine weitere Mitarbeiterin dazu. 2009 stiegen die Malteser aus, die sich bis dahin auch finanziell beteiligt hatten. Der Förderverein führte ab da die Brückenpflege alleine weiter und baute sie aus. Es wurden mehr Autos gebraucht, die die Sparkasse und VR-Bank Schweinfurt spendierten. Heute ist das Brückenteam ein fester Bestandteil der Palliativstation, organisiert auch Vorträge, Führungen, Fortbildungen und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit.
Förderverein finanziert auch Fortbildungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Im Oktober 2008 kam mit dem ambulanten Beratungstag durch eine Ärztin der Palliativstation ein neues Projekt hinzu. Es hat sich bewährt. Der Förderverein finanziert bis heute dieses Angebot. Im Lauf der Jahre wurden die Therapiemöglichkeiten im Haus ausgebaut und die Fortbildungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finanziert.
Auch die Möblierung des Gartens und eines Angehörigenzimmers erfolgte mit Mitteln des Fördervereins. "Ein Mitglied von uns ist seit Anbeginn als ehrenamtlicher Rasenmäher tätig", meint Ursula Pöpperl schmunzelnd. Seit vergangenem Jahr gibt es in den beiden Wohnzimmer auch ein Aquarium. "Die Patienten und Angehörige sind aufmerksame Beobachter."
Um dies alles finanzieren zu können, musste der Verein wachsen. "Mit 21 Mitgliedern haben wir angefangen, jetzt haben wir 440 Mitglieder", sagt Ursula Pöpperl stolz. Weil die Mitgliedsbeiträge und Spenden alleine aber nicht ausreichten, organisierte das Vorstandsteam Benefizveranstaltungen. Unvergessen sind die jährlichen Konzerte im Augustinum und die Gartenfeste mit der Schweinfurter Seniorenband. Es gab große Konzertveranstaltungen in der Grafenrheinfelder Kulturhalle mit den Hergolshäuser Musikanten, der swing@sax-Bigband oder dem Schweinfurter Gospelchor Bridge to a Prayer.
Benefizveranstaltungen brachten Geld in die Kasse
Sechs Jahre lang hatte der Förderverein auf dem Fischmarkt einen Stand gemeinsam mit den Johannitern. "Wir haben am Tag an die 70 Kuchen verkauft", erinnert sich Ursula Pöpperl. Alle Mitglieder hätten dafür fleißig gebacken. Oder der Dorflauf in Gernach: Die halbe Palliativstation sei damals für den guten Zweck mitgelaufen. Nicht zu vergessen das legendäre Benefizschwimmen mit Thomas Lurz 2010 im Silvana. Von der Zugehfrau bis zur Ärztin, "alle haben eine Bahn mitgeschwommen". Sogar ein geistliches Team war mit Pfarrer Roland Breitenbach und Ordensschwester Ansgard im Wasser. "So etwas schweißt zusammen."
Wenn Ursula Pöpperl und ihre Vorstandskollegen zurückdenken an die vergangenen 20 Jahre, dann sind sie stolz, was alles mit Hilfe des Fördervereins für die Palliativstation gelungen ist. "Dies alles ist aber nur möglich, wenn man ein gutes Team hat, das gut zusammenarbeitet", dankt Ursula Pöpperl ihren Mitstreitern. Und ergänzt: "Zusammenhalt bekommt man nur, wenn man zusammen etwas tut."