
Vor 500 Jahren brannten im Land der Grafen von Henneberg Klöster und Burgen. Das Henneberger Land, das eines der Zentren des Bauernkriegs war, umfasst grob die Region von Schweinfurt über Münnerstadt bis zum Rennsteig in Thüringen.
Die Henneberger sind längst ausgestorben, aber das alte Henneberger Land lebt jetzt zum 500-jährigen Jubiläum gewissermaßen wieder auf. Fünf Museen beschäftigen sich unter verschiedenen Aspekten mit dem sogenannten Bauernkrieg:
- Um die Fürsten geht es vom 3. Mai bis 9. November im Museum Schloss Bertholdsburg in Schleusingen.
- Klöster sind das Thema im Hennebergischen Museum Kloster Veßra (18. April bis 19. Oktober).
- Burgen stehen im Fokus im Deutschen Burgenmuseum Veste Heldburg (13. April bis 2. November).
- Um die Bauern geht es im Henneberg-Museum Münnerstadt (10. April bis 19. Oktober).
- Städte spielten die Hauptrolle im Museum Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden (27. April bis 5. November).
Zu den Ausstellungen gibt es ein Begleitprogramm mit Vorträgen, Aktionstagen und Festen.
Die Ausstellungen in den fünf Museen des Henneberger Landes wollen die Akteure auf beiden Seiten der Auseinandersetzungen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Eine wichtige Rolle spielt als Gegenpart der Aufständischen Graf Wilhelm IV. von Henneberg. Ihm gehörte unter anderem Schloss Mainberg, sein Hauskloster war das Kloster Veßra.
In Schweinfurt startete das Gedenkjahr mit einer zweitägigen Kick-off-Tagung, veranstaltet vom Stadtarchiv in Kooperation mit dem Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsverein. Eine Erkenntnis aus der Beschäftigung mit den Ereignissen vor 500 Jahren: Ohne Buchdruck und Reformation kein Bauernkrieg. Eine weitere: Nicht nur die Bauern standen auf. Auch die Städter. Zum Beispiel in Schweinfurt.

Worum ging es damals? Wer war beteiligt? Was waren die Folgen? Auf der Basis der Tagung und eines Gesprächs mit Stadtarchivleiter Dr. Gregor Metzig und Historiker Dr. Thomas Horling, die auf der Tagung den Aufstand von 1525 in Schweinfurt und im Umland beleuchteten, entstand folgender Überblick.
Historiker sprechen heute vom "sogenannten Bauernkrieg". Heißt das, es waren nicht nur Bauern beteiligt?
Nicht nur einfache Bauern hatten sich erhoben. Handwerker, Bergleute, Mitglieder der Oberschicht, Bürger in den Städten und auch Adelige, wie zum Beispiel Florian Geyer, kämpften gemeinsam für mehr Rechte. In Schweinfurt schlugen sich zum Beispiel der einflussreiche Ratsherr Georg Hoeloch und der ehemalige Stadtschreiber Steffen Siegle auf die Seite der Aufständischen. Stadtschreiber war eines der höchsten Ämter der Stadt, erläutert Gregor Metzig.
Was war der Auslöser des Bauernkrieges?
Schon einige Jahre vor 1525 gärte es. Die Landesherren hatten überlieferte Rechte verändert. Unter anderem war die bäuerliche Selbstverwaltung eingeschränkt worden. Historiker sprechen von Herrschaftsverdichtung. Die Verwaltung wurde ausgebaut, es kam zu einer stärkeren Verschriftlichung. Dazu kamen Eingriffe in die bisherige genossenschaftliche Rechtssprechung. Das sorgte für Unzufriedenheit, wurde als Entmündigung empfunden, heißt es im Tagungsbericht von Prof. Dr. Andreas Flurschütz da Cruz. Abgaben an Adel und Kirche, Frondienste belasteten die Bauern.

Welche Rolle spielte die Reformation?
Ohne Reformation kein Bauernkrieg. "Der Bauernkrieg ist direkte Folge der Reformation", so Gregor Metzig. Und ohne Buchdruck keine Reformation. Dank der Erfindung des Buchdrucks konnten sich Luthers Thesen ebenso schnell verbreiten wie die Forderungen der Bauern, im März 1525 in Memmingen festgeschrieben in zwölf Artikeln. Diese "12 Artikel" wurden innerhalb von zwei Monaten etwa 25.000 Mal gedruckt und in großen Teilen des Reichs verbreitet.

Aber auch die von Martin Luther ins Deutsche übersetzte Bibel spielte eine große Rolle. Denn die Aufständischen beriefen sich in ihren Forderungen auf das Evangelium. Bei der Tagung war von einem radikalen Rückgriff auf die Bibel die Rede. "Auch die Bauern begründeten ihre Forderungen theologisch. Das waren keine tumben Haudraufs", sagt Gregor Metzig.
Was waren die zentralen Forderungen?
Die jetzt für alle verständliche Bibel, die nicht mehr nur auf Latein verfügbar war, wurde zur Leitideologie. Daraus leiteten die Bauern in den "12 Artikeln" die Abschaffung der Leibeigenschaft ab: "Dass wir frey sein und wollen sein." An erster Stelle forderten die Bauern, ihre Geistlichen selbst wählen und absetzen zu können. Im Weiteren wendeten sie sich gegen Ungerechtigkeiten bei Abgaben, Strafen, Frondiensten. Sie lehnten die Obrigkeit nicht ab, verlangten aber gerechte Herrschaft.

In Mainfranken spielte die Leibeigenschaft hingegen kaum eine Rolle. Die rechtliche Lage der Bauern und ihre wirtschaftliche Situation waren grundsätzlich günstig, auch wenn der Abgabendruck spürbar war. Bauern waren zum Beispiel in Forst Grundeigentümer, hatten überregionale Geschäftsbeziehungen, dachten unternehmerisch. Davon zeugen Darlehen, die die Bauern bei verschiedenen Klöstern aufgenommen hatten. Im Amt Mainberg wehrten sich die Bauern vor allem gegen Amtsmissbrauch und Willkür der Beamten.
Gab es ein Vorbild für eine mögliche neue Gesellschaftsordnung?
Die Schweizer Eidgenossenschaft mit ihrem basisdemokratischen System autonomer Gemeinden. Die Nähe zur Schweiz sorgte auch dafür, dass sich der Aufstand vom Süden aus ausbreitete.
Was waren die bedeutendsten Ereignisse in der Region?

Am 12. April 1525 gründete sich der "Bildhäuser Haufen" in Maria Bildhausen bei Münnerstadt. 7000 Mann soll die Truppe umfasst haben. Das Kloster wurde geplündert und in Brand gesteckt. Haufen bezeichnete damals eine paramilitärische Einheit mit Ämtern und Funktionen. Er impliziert nicht, wie man heute vielleicht denken könnte, Unordnung oder etwas Chaotisches. Die Bildhäuser verstanden sich selbst als Ordnungsmacht, beteiligten sich aber auch an der Belagerung der Festung Würzburg.
Schloss Mainberg ("unser bestes Haus", laut Graf Wilhelm) wurde erst beim dritten Anlauf am 17. Mai 1525 zerstört. Amtmann Johann Scheffer hatte zuvor schon das Schloss am 8. Mai kampflos übergeben und sich den Aufständischen angeschlossen.
Die ganze Region wurde vom Aufstand erfasst: Schlösser, Burgen und Adelssitze in Werneck, Ebenhausen, Marktsteinach, Maßbach, Poppenlauer, Klingenberg (bei Wipfeld), Niederwerrn, Schwebheim, Euerbach und Bergrheinfeld brannten ebenso wie die Klöster Heidenfeld, Heiligenthal (bei Schwanfeld) und Theres.

Am 1./2. Juni diskutierten die Aufständischem beim "Schweinfurter Tag" eine "neue Ordnung". Die eingeladenen Fürsten waren nicht erschienen. Die Aufständischen waren unter sich, debattierten über gesellschaftliche Reformen und ein neues Herrschaftsmodell, während anderswo die Bauernheere schon empfindliche Niederlagen erlitten.
Während man der Geistlichkeit weltliche Machtansprüche grundlegend verweigerte, blieb die künftige Einbindung des Adels in dieses Verfassungsmodell noch vollkommen offen. "Die Niederschlagung der Aufständischen durch die Fürsten jedoch machte diesen Plänen, die das adlige Lebensmodell grundsätzlich infrage stellten und die Vision einer Nivellierung der Ständegesellschaft entwarfen, ein jähes Ende", heißt es im Tagungsbericht von Andreas Flurschütz da Cruz.
Welche Rolle spielte Schweinfurt?
Schweinfurt unterstützte die Aufständischen logistisch und beteiligte sich später auch aktiv. Zahlreiche Schweinfurter kämpften im Bildhäuser Haufen mit, einige sogar an führenden Positionen. Zeitweise lagerten gut 30.000 Aufständische vor Schweinfurt und wurden hier versorgt. Wertvolle Beute aus Klöstern und Schlössern sowie gefangene Adelige brachten die Aufständischen in die gut befestigte Reichsstadt.

Wie endete der Aufstand?

Die Fürsten schlugen den Aufstand blutig nieder. Anfang Juni 1525 wurde das Bauernheer bei Würzburg vernichtend geschlagen. Es folgte ein hartes Strafgericht. Über 14 Aufständische wurden hingerichtet, zahlreiche weitere aus der Stadt verbannt. Die Beteiligten aus besseren Familien, wie der Schweinfurter Ratsherr Caspar Senf, dessen Grabplatte in der Johanniskirche zu sehen ist, konnten sich durch Strafzahlungen retten.
Schweinfurt kam insgesamt mit einem blauen Auge davon. Der Rat der Stadt, der sich inzwischen von den Bauern abgewandt hatte, führte vor dem Spitaltor Geheimverhandlungen mit dem Grafen und dem gefürchteten Heerführer der Fürsten: Georg Truchseß von Waldburg-Zeil, genannt Bauern-Jörg.
Warum Geheimverhandlungen? Die Angst war groß, dass die Aufständischen die Stadt bis zum Ende verteidigen würden. Das Problem wurde mit Geld gelöst. Zehn Gulden pro Haus verlangten die Sieger, dafür wurde nicht geplündert und gebrandschatzt. "Schweinfurt ist glimpflich davongekommen", meint Gregor Metzig. Geschickt habe man sich als Opfer der Aufständischen verkauft, konnte weiter Reichsstadt bleiben. "Schweinfurt hatte eine gute Lobby."