"Nirgends in Deutschland gibt es so ein Chaos wie bei uns am Roten Moor", beschreibt Wolfgang Kemmerzell, Betreiber der Internetseite "Loipenpark.de" und Macher im Loipenzentrum am Roten Moor die "katastrophale Lage". Was er meint ist der Konflikt in den Loipen zwischen Heidelstein, Schornhecke oder Rotem Moor. Der ist nicht neu. Er kocht nur angesichts der aktuell extrem vielen Besucher massiv hoch.
Langläufer sind über die vielen Wanderer verärgert, die keine Verbotsschilder respektieren und ungehalten bis aggressiv reagieren, werden sie darauf angesprochen. Wenn Wanderer die präparierten Loipen nutzten, seien die in kürzester Zeit umgepflügt, so Kemmerzell. Um darüber aufzuklären, dass Wanderer auf Loipen grundsätzlich nichts verloren haben, hat er auf eigene Kosten zehn Hinweisschilder anfertigen lassen. Aber: "Sie werden von den meisten Wanderern ignoriert oder auch gar nicht erst verstanden."
Übersehen und ignoriert
Kemmerzell musste feststellen, dass es für nicht Wintersportkundige schon am Vokabular scheitere. "Sie verstehen den Begriff Loipe gar nicht. Viele meinen, mit Loipe ist die Spur gemeint. Sie wandern dann brav neben der Spur und sind sich gar nicht bewusst, dass das Gesamte aber eine Loipe ist." Kemmerzells Hinweisschilder verdeutlichen die Lage zwar auch optisch, aber scheinbar nicht deutlich genug. "Ich sehe Wanderer, die die Schilder anschauen und trotzdem einfach weiter gehen."
Viele der regulären Verbotsschilder hängen mehr oder weniger versteckt an Bäumen. "Sie werden nicht wahrgenommen und wenn, werden sie ignoriert. Mittlerweile läuft dort oben jeder wo er will", ist Kemmerzell frustriert. "Ich hab manchmal richtig Zorn auf die uneinsichtigen Wanderer". Dass nicht jeder, den er anspricht, uneinsichtig, aggressiv oder unfreundlich ist, möchte er aber auch betonen. Vielen Wanderern sei auch nicht klar, dass Sommerwanderwege nicht automatisch auch Winterwanderwege sind. "Im Winter darf nur auf ausgewiesenen Winterwanderwegen gewandert werden. Das will manch einer nicht akzeptieren."
Keine Reaktionen
Dass das Problem mit Winterwandern auf den Loipen am Roten Moor mit zehn Hinweisschildern nicht in den Griff zu bekommen ist, war Kemmerzell klar. "Was wir brauchen, ist ein vernünftiges und abgestimmten Loipen- und Winterwanderwegekonzept. Wir brauchen Plakate an den Parkplätzen, die die Leute verstehen. Flyer und eine Informationskampagne." Es müsse an jeder größeren Kreuzung im Loipenpark erneut darauf hingewiesen werden, dass sich Fußgänger auf dem falschen Weg befinden. Solch ein Konzept hat Kemmerzell bereits 2014 erarbeitet. "Weder der Landkreis noch die Kommune und die Verwaltung des Biosphärenreservat haben das Thema angepackt."
Natürlich möchte Kemmerzell die Fußgänger nicht aus der Rhön vertreiben. Er spricht sich für eigens präparierte Winterwanderwege aus. "Ziel muss es sein, den Parkplatz Schwedenwall in erster Linie für Winterwanderer bereit zu stellen und das Rote Moor als Loipenpark auszuweisen." Vom Schwedenwall wurden in dieser Saison zwei neue Winterwanderwege mit 3,4 und 2,7 Kilometer ausgewiesen und maschinell präpariert. Der eine führt in Richtung Würzburger Hütte, der andere zum Kesselstein.
Hunde und Fat-Bikes
Ein eigenes Thema sind Hunde und ihre Besitzer. "Hunde sind auf Loipen grundsätzlich nicht erlaubt." Für diese Klientel stellt sich Kemmerzell einen eigens ausgewiesenen Winterwanderweg beispielsweise in Richtung Wasserkuppe vor. "Im Moment funktioniert das in keinster Weise. Hundebesitzer gehen davon aus, dass sie mit ihren Tieren überall unterwegs sein dürfen – auch ohne Leine." Vergleichsweise neu ist das Phänomen der Fat-Bikes. Mit seinem solchen Rad, das über extrem dicke Reifen verfügt, kann problemlos über Schnee gefahren werden. Doch auf einer präparierten Loipe zerstört das Fat-Bike die Präparierung nachhaltig.
Als "Trauerspiel" bezeichnet Kemmerzell das gesamte Thema Langlauf am Roten Moor. "Die Loipen müssten dringend wieder ausgeschnitten werden. Die letzte Aktion dieser Art fand 1998 statt." Hinzu komme die Parkplatzproblematik, die auch das Ordnungsamt nicht in den Griff bekomme. Was die Zukunft des Bereichs zwischen Schwedenwall, Rotem Moor und Wasserkuppe als attraktives Wintersport- und Freizeitgebiet für alle angeht, hat Kemmerzell einen klaren Adressaten: "Wann wachen Politik und Verwaltung aus dem Dornröschenschlaf auf?"
Für dieses Wochenende hat sich die Frage nach dem Langlauf im Roten Moor weitgehend erledigt, da in der hessischen Rhön alle touristischen Parkplätze gesperrt sind.
Verkehrszeichen "Verbot für Fussgänger" (Zeichen 259 gewöhnt?