Nach dem touristischen Rummel am vergangenen Wochenende in der Rhön hat man nun in Hessen Konsequenzen gezogen: Um erneut einen solchen "Rhöner Winterwahnsinn", wie die Zustände auf überfüllen Parkplätzen und Rodelpisten schon bezeichnet wurden, zu vermeiden, werden zumindest in der hessischen Rhön nun alle touristischen Parkplätze gesperrt. In der Bayerischen Rhön sieht man sich dem Besucheransturm gewachsen und will die Parkplätze weiter offen halten.
Wie es in einer Mitteilung heißt, haben der Landkreis Fulda und die Stadt Gersfeld in Absprache mit der Polizei Fulda für das Wochenende die Sperrung von touristischen Parkplätzen und der Zufahrten zur Wasserkuppe beschlossen. „Angesichts der Pandemie-Situation und der gerade an Wochenenden und Feiertagen ausufernden Zahlen vor allem überregionaler Besucher und der damit verbundenen Verkehrsüberlastung mussten wir handeln“, erklären Landrat Bernd Woide und Gersfelds Bürgermeister Steffen Korell übereinstimmend.
Mit Bayern nicht abgestimmt
„Bei allem Verständnis für die Freude an der verschneiten Rhön: Die Situation in den vergangenen Tagen hat gezeigt, dass es leider zu vielen Autofahrern an der Einsicht mangelt, was es bedeutet, sich rücksichtsvoll zu verhalten“, begründet Fuldas Landrat Bernd Woide die Entscheidung.
Die war allerdings nicht mit seinem bayerischen Kollegen im Landkreis Rhön-Grabfeld abgestimmt, wie Landrat Thomas Habermann feststellte. "Wenn die Hessen sich nicht in der Lage sehen, das zu bewältigen", könne er die Gründe nicht beurteilen. Für Rhön-Grabfeld sieht er aber keine Notwendigkeit für ähnliche Sperrungen. Dank des Einsatzes von Polizei und Bergwacht und in Zusammenarbeit mit der Stadt Bischofsheim habe man bisher die Lage gut im Griff gehabt. Auch die Hygieneregeln seien trotz des enormen Andrangs weitgehend eingehalten worden.
"Wir können das leisten", zeigt sich Habermann für das kommende Wochenende und eine mögliche zusätzliche Besucherwelle aus Hessen zuversichtlich. Die Räumdienste seien dabei, die Parkplätze wieder herzurichten, die Polizei habe verstärkte Kontrollen zugesagt und werde bei einer möglichen Überfüllung von Parkplätzen entsprechend reagieren, erklärte Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert, mit dem der Landkreis das Vorgehen ebenso abgestimmt hat wie mit Polizei und Bergwacht.
Die Polizei schließt demnach nicht aus, dass – nach einem Stufenkonzept – auch in der Bayerischen Rhön Parkplätze gesperrt werden können. Dies gelte für den Fall, dass keine Parkmöglichkeiten mehr vorhanden sind. Die Polizei will zur Situation auf den Parkplätzen aktuelle Verkehrsmeldungen veröffentlichen.
Genervte Anlieger
"Die Menschen wollen doch raus und den Winter in der Rhön genießen", begründet Landrat Habermann den Beschluss zum Offenhalten der Parkplätze weiter. "Wir hatten schon lange keinen so schönen Winter mehr", zeigt auch der Bischofsheimer Bürgermeister Verständnis für den Andrang auf Wanderwege und Rodelhänge.
Wie der Landrat versteht er aber auch die Verärgerung von Anwohnern, die unter unliebsamen Auswirkungen des Runs auf die Rhön zu leiden haben, und appelliert eindringlich an die Besucher, sich rücksichtsvoll zu verhalten. Dabei sollten vor allem keine Rettungswege und geschützte Flächen zugeparkt werden. Bei Verstößen werde die Polizei verstärkt einschreiten. Das gelte besonders auch für das Naturschutzgebiet Lange Rhön. Hier werde es konsequente Kontrollen und harte Sanktionen bei Verstößen geben. Allerdings wird das Schutzgebiet teils schwer erreichbar sein. Dort ist inzwischen nicht nur die Hochrhönstraße, sondern auch die Verbindung zwischen dem bayerischen Oberelsbach und dem hessischen Wüstensachsen gesperrt. Damit ist der beliebte Parkplatz Schornhecke nicht mehr erreichbar.
Landrat Habermann hat noch einen Ratschlag, der den Besuchern einigen Stress ersparen könnte: "Verteilt Euch! Fahrt nicht nur zu den Hotspots zum Kreuzberg und zum Arnsberg! Die Rhön hat unglaubliche viele herrliche Ecken und Rodelpisten", so sein Appell. Auch im Bereich Oberelsbach, Hausen oder Fladungen gebe es viele Möglichkeiten, die Winterlandschaft in vollen Zügen zu genießen.
Ebenfalls keine Parkplatz-Sperrungen, aber Appelle an Vernunft gibt es aus dem Landkreis Bad Kissingen. Landrat Thomas Bold pflichtet seinem Kollegen in Rhön Grabfeld bei. "Die Situation in der bayerischen Rhön war in den vergangenen Tagen nicht mit dem Ansturm in der hessischen Rhön vergleichbar", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.
Bold: Lage überschaubar
Zwar hätten sich viele Besucher den Farnsberg, das Berghaus Rhön und das Würzburger Haus als Start oder Ziel ihrer Wanderungen ausgesucht. Insgesamt sei die Lage in den vergangenen Tagen aber überschaubar gewesen, so Bold.
Um weiter die schöne Rhön genießen zu können, mahnt Bold, nur ausgewiesene Parkplätze zu benutzen, auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben und Abfälle mitzunehmen. Außerdem müssen Gäste die Hygieneregeln einhalten."Sollte auf Parkplätzen der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden können, tragen Sie bitte zusätzliche eine Mund-Nase-Bedeckung", schließt der Landrat seine Stellungnahme.
Na ja. Bin ja auf der anderen Seite der Rhön, wo besser mit Augenmaß entschieden wird....
Ich hoffe, dass bei künftigen Entscheidungen in Hessen Verantwortungsbewusstsein für alle Menschen sich durchsetzen und nicht unzufriedene Anwohner oder sonstige Nörgler zuviel Aufmerksamkeit und Gewicht bekommen.
Anstatt den Aufenthalt der anwesenden Personen auf eine möglichst große Fläche zu entzerren tut man genau das Gegenteil!
Hier weiß die linke Hand nicht was die rechte tut!
Interessanterweise ist nicht nur Corona der Grund für die Schließungen es wurde in mehreren Berichten Verkehrsüberlastungen, Parkvergehen und "genervte" Einwohner als weitere Gründe genannt.
Für die Parksituation macht es natürlich absoluten Sinn die offiziellen Parkplätze zu sperren (Ironie aus).
Weiterhin wird es auch in den kommenden Jahren im Winter zu Verkehrsüberlastungen kommen und genervte Einwohner geben - werden dann die Parkplätze ebenfalls geschlossen? Da bin ich mal gespannt... Da freuen sich die Geschäftsleute sicher drüber.
ich kann das Dilemma nachvollziehen mit dem Massenansturm zu Zeiten der Kontaktbeschränkung, denke aber es wäre anders zu lösen als Parkplätze zu sperren...
natürlich kann man auch im feuchten, grauen Winterwald spazieren gehen, aber ich kann Familien mit Kindern verstehen, die einfach mal in den Schnee möchten... weg von Tablet und TV... und auch Erwachsenen tut das Laufen im hellen, knirschenden Schnee gut ...
vielleicht könnte man es über Anmeldung regulieren, die Mitarbeiter im Tourismusbereich arbeiten doch im Moment alle kurz und könnten etwas organisieren oder über Autonummern ... bestimmt gibt es andere kreative Lösungen ... aber einfach Parkplätze absperren 🤔 als die Skilifte und Hütten in den letzten Jahren geöffnet hatten war das Verkehrschaos wesentlich größer als letztes Wochenende ... aber da wurde ja auch entsprechend Geld umgesetzt
Tipp: es gibt jetzt auch Schnee im Spessart
Laßt doch den Leuten ihr Wandervergnügen und den Kindern ihr Schlittenfahren. Daß die Hütten geschlossen sind, sehe ich noch ein, da ist es oft gerammelt voll und man sitzt dicht auf dicht. Lifte sind auch geschlossen, da könnte man beim Schlangestehen sich zu nahe kommen.
Aber beim Wandern und Schlittenfahren mit der eigenen Familie steckt sich niemand an; auf der Autofahrt dorthin auch nicht.
https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/bergwacht-nahezu-im-dauereinsatz-art-10549379
Im verlinkten Artikel ist von 3 Personen die Rede, die sich beim Schlittenfahren verletzt haben.
Was hat das mit der hier diskutierten Thematik zu tun? Genau: nichts, diese Unfälle passieren in jedem Jahr zu hunderten, und die drei Patienten werden unser Gesundheitssystem auch nicht lahmlegen.
Hausarbeit soll auch sehr unfallträchtig sein, also ist die ab sofort auch zu unterlassen.
Mann kanns auch wirklich auf die Spitze treiben.