Tief verschneite Wälder und überfüllte Parkplätze: Die bilderbuchartige Schneelandschaft in der Rhön hat in den vergangenen Tagen einen Ansturm von Besuchern ausgelöst – allen Corona-Einschränkungen zum Trotz. Auch wenn die Lifte geschlossen blieben, zog es zahlreiche Wintersportler zum Rodeln, Langlaufen oder Spazierengehen in den Norden Unterfrankens. "Es war viel los", bestätigt Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann (CSU). Im Hinblick auf die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung seien aber alle Regeln eingehalten worden. Trotzdem hatte die Polizei viel zu tun.
"Es war schon die Hölle los bei uns", sagt Jürgen Kopp von der Polizeiinspektion Bad Neustadt an der Saale. Die Parkplätze waren teils massiv überfüllt – vor allem um den Kreuzberg und im Bereich Schornhecke an der Hochrhönstraße, aber auch auf der Wasserkuppe in Hessen. Wer keine Lücke mehr fand, parkte wild auf den Wiesen oder entlang der Straßen. "Es war schon eine gewisse Grenze erreicht, was Personen in der Rhön betrifft", so Kopp. Corona-mäßige Beanstandungen habe es jedoch keine gegeben. "Spazieren gehen und Sport treiben gelten als triftiger Grund, um das Haus zu verlassen", sagt Kopp. "Ob es aber sinnig ist, dafür 60 oder 70 Kilometer irgendwohin zu fahren, bleibt dahin gestellt."
Sport und Spaziergänge an der frischen Luft sind erlaubt
"Es ist aktuell nicht verboten, an der freien Luft Sport auszuüben", erklärt Kathrin Thamm, Sprecherin des Polizeipräsidiums Unterfranken auf Nachfrage. Kontrollen würden sich demnach für die Polizei nicht einfach gestalten. "Man versteht die Menschen, die den Tag an der frischen Luft verbringen möchten", sagt Thamm. Wenn aber "alle geballt in ein Gebiet fahren und an einem Ort sein wollen", dann werde es unter Umständen an dem einen oder anderen Rodelhang zu viel und das Abstand halten schwierig.
In der Rhön war das am Wochenende teilweise der Fall, hauptsächlich an den touristischen Hotspots wie eben am Kreuzberg oder auf der Wasserkuppe. Auch am Loipenpark Rotes Moor war der Parkplatz für die vielen Schneehungrigen zu klein. Zu sehen waren Kennzeichen aus der gesamten Region von Kitzingen über Würzburg bis Schweinfurt – aber auch aus Frankfurt, Kassel oder Heidelberg. "Wir werden derzeit überrannt", warnen die Bürgermeister der Stadt Bischofsheim, Georg Seiffert, und der Stadt Gersfeld, Steffen Korell, unisono. Sie appellieren an die Besucher, daheim zu bleiben, bis sich die Corona-Situation entspannt.
Ansturm der Wintersportler auch in anderen verschneiten Bergregionen
Die Wasserkuppe oder den Kreuzberg angesichts des Ansturms abzuriegeln, davon wollen die Bürgermeister aber nichts wissen. "Wir haben uns gegen eine kategorische Sperrung der Wasserkuppe entschieden, denn die Konsequenz wären Verdrängungseffekte in andere Teile der Rhön – wie etwa wilde Rodelpisten und Menschenmengen an Orten, die noch weniger zu kontrollieren wären", sagt Korell.
Und: Nicht überall war es voll in der Rhön. Wer etwas abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten unterwegs war, konnte durchaus plötzlich ganz alleine durch den Schnee stapfen. So beschreibt es beispielsweise ein Würzburger, der am späten Samstagvormittag vom Schwarzen Moor Richtung Wüstensachsen wanderte. Erst bei der Heimfahrt, auf dem Weg zur Autobahn, habe sich ein längerer Stau gebildet.
Von Chaos in der Rhön will auch Landrat Thomas Habermann nicht sprechen. Der CSU-Politiker war nach eigenen Angaben am Samstag selbst mit seiner Familie im Schnee unterwegs. Ja, die Winterwanderwege seien "gut besucht" gewesen, aber "die Appelle an die Bevölkerung, vorsichtig zu sein und die Abstände einzuhalten, waren wirksam". Wären allerdings die Hütten offen gewesen, "wäre das sicherlich problematisch geworden". So aber ging es laut Habermann "gesittet und ordentlich zu". Und: Er habe Verständnis dafür, dass die Menschen auch mal raus wollen.
Das macht sich nicht nur in der Rhön bemerkbar. Sowohl in den bayerischen Alpen als auch im Harz oder in Winterbergim Sauerland haben am Wochenende Zehntausende Abwechslung von der Lockdown-Tristesse gesucht. Überall bildeten sich lange Autoschlangen, Parkplätze wurden gesperrt. Die Stadt Winterberg sprach sogar ein Betretungsverbot aus und riegelte wichtige Zufahrtsstraßen ab.
So weit ist es in der Rhön nicht. Mit einsamer Schnee-Idylle rechnet die Polizei aber auch in den nächsten Tagen kaum. "So lange der Schnee oben so anhält, kann man davon ausgehen, dass das so weitergeht", sagt Jürgen Kopp von der Polizeiinspektion Bad Neustadt. "Wenn die Leute nicht in manchen Bereichen etwas vernünftiger werden."
Mitarbeit Marion Eckert
Hier wird denen, die ihre noch nicht beschnittenen Rechte wahrnehmen von allerhand vorgeworfen, das mehr als unsinnig ist. Sich in der Natur zu bewegen, das dann auch noch bei recht niedrigen Termperaturen ist sicherlich nicht epedemietreibend. Auch im Stau springt das Virus wohl nicht von Fahrzeug zu Fahrzeug.
Freut euch doch, dass ihr in einer so wunderbaren Landschaft zu Hause seid und teilt diese mit anderen! Mit etwas Gastfreundschaft kommt am Ende der Pandemie der Wohlstand zurück und die Region wird belohnt.
Das was in der Rhön abgeht, ist in der Alpengegend mittlerweile Standard und wie viele Rhöner fahren dort hin in den Skiurlaub.
Wenn alle ein wenig Rücksicht nehmen ist doch jedem geholfen.
Das ist der Vorteil gegenüber einem totalitären Staat, dass man die Bürger selber entscheiden lassen kann, ob man mit seinem Hund/Kindern nur um die trübe Hausecke spazieren gehen will oder in 2 Autostunden und Parkplatzsuche investiert, um ein abwechslungsreiches Rodelerlebnis mit VIEL Bewegung/ Licht/frischer Luft zu genießen. Wenn es Parkplatzprobleme gibt, muss man die halt lösen oder aushalten. Wer Covid-19 Pandemie_motiviert outdoor Aktivitäten ausbremsen will, sollte aus epidemiologischer Sicht zuerst mal für eine konsequentere Verhinderung von Aerosolübertragungen in geschlossenen Räumen sorgen.
HvBesser
Eine grundsätzliche Maskenpflicht wäre nach meiner Meinung jedoch sinnvoll.
Das Ansteckungsrisiko war bei Aldi und Co. oder in anderen Geschäften bestimmt größer.
Auch meine Kinder sind mittlerweile nur noch schwer davon zu überzeugen in der direkten Umgebung spazieren zu gehen.
sie kennen anscheinend den Unterschied von Pferden zu Kindern nicht.
Die einen sind mit Heu und Hafer ihr Leben lang zufrieden, die anderen halt nicht.