Rodeln und Skifahren sind im Winter fester Bestandteil der Rhöner Landschaft. Seit einigen Wochen zieht es zahlreiche Touristen aus ganz Deutschland in die Region, um ihren Hobbys zu frönen - und das trotz des Lockdowns. Zugestellte Parkplätze und Rettungswege waren in den vergangenen Tagen das prägende Bild rechts und links der Straßen. Nun reagieren die Rhöner auf den Ansturm.
Müll und Fäkalien in der Rhön
Stefan Knüttel ist Pächter des Feuerbergliftes im Grenzgebiet zwischen den beiden Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Die Anlage nutzt er nicht für den Skitourismus , sondern mit seiner Firma Rhön-Adventure Academy für Teambuilding-Events. An den Hängen des Feuerbergs unterhalb der Kissinger Hütte eskalierte in den jüngsten Tagen die Situation. Müll und Fäkalien finden sich dort vielerorten. Knüttel hat dazu eine klare Meinung: "Der Berg ist kein Mülleimer und nicht dafür ausgelegt." Zudem handelt es sich um Privatgelände. Schilder, die auf ein Parkverbot hinweisen, existierten bereits vor dem Ansturm.
Diese hinderten einen Teil der Menschen jedoch nicht in ihrer Freizeitgestaltung. Knüttel reagierte: "Ich habe zusätzlich mehrere Schilder aufgestellt. Am Tag darauf habe ich gesehen, dass das nichts bringt." Die Menschen ignorierten die großformatigen Hinweise weiterhin. "Ich habe dann Absperrbänder an mehreren Stellen gezogen, so dass keiner mehr auf das Areal kann."
Polizei sorgt für Ordnung
Am Drei-Königs-Tag tummelten sich dennoch Menschen auf den Hängen. "Die Einfahrt war trotzdem komplett zu. Da wäre nichts mehr durchgekommen." Knüttel fragt sich: "Müssen denn die Rettungskräfte nicht durch? Wenn etwas passiert, kommt nicht mal die Bergwacht durch. Wenn eine Lücke frei ist, steht zwei Minuten später das nächste Auto da. Es ist eine Katastrophe." Knüttel spricht regelmäßig mit den Ankommenden: "Darauf angesprochen, haben viele dann Verständnis." Dennoch holte er sich Hilfe bei der Polizei , die nun für Kontrollen vor Ort ist.
Die Behörde ahndete am Neujahrswochenende laut einer Pressemitteilung des Polizeipräsidium Unterfrankens vom 5. Januar mehrere dutzend Verkehrsverstöße , nachdem sich einige Gäste nicht an die Verkehrsregeln gehalten hatten oder auf naturgeschützten Flächen parkten. "Dies war vor allem im Bereich der Wander- und Liftparkplätze, zum Beispiel in den "Schwarzen Bergen" und am Kreuzberg der Fall."
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Polizei-Präsidium Unterfranken: Beamte waren verstärkt im Einsatz
Aus einer weiteren Pressemitteilung des Polizeipräsidium Unterfrankens geht hervor, dass die Besucher am Drei-Königstag weniger zahlreich vertreten waren als am Wochenende. "Die Polizei war verstärkt im Einsatz und registrierte nur geringe Verkehrsstörungen", heißt es in der Meldung. In enger Abstimmung mit den örtlichen Gemeinden und Landkreisen waren die Polizeiinspektionen Bad Kissingen, Bad Brückenau und Bad Neustadt verstärkt im Einsatz. Bis auf wenige Ausnahmen hätten sich die Besucher an die Verkehrsregeln gehalten. Auch Verstöße gegen die Infektionsschutzbestimmungen waren laut der Mitteilung nicht festzustellen.
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Pächter will durchgreifen
Knüttel war am Donnerstag auf einem Kontrollgang bei seiner Liftanlage. "Eine Absperrung hat jemand entfernt, die Leute stehen jetzt auf dem Parkplatz." Für ihn ist das Verhalten mancher Menschen unverständlich: "Sie laufen mit ihren Kindern an den Parkverbot-Schildern vorbei. Durchsteigen dreimal Flatterbänder. Wo ist die Vorbildfunktion der Eltern?" Knüttel will jetzt härter durchgreifen.
Seine Schritte kommuniziert er stets in den sozialen Medien. Dafür erhält er in Kommentaren regen Zuspruch der Nutzer. "Die Politik sollte reagieren. Die Öffentlichkeit muss sehen, was hier los ist", meint er. An die uneinsichtigen Menschen appelliert er: "Bleibt doch bitte zuhause. Das bringt uns in der aktuellen Lage so keinen Schritt weiter." Und: "Die Rhön braucht Tourismus, aber nicht in der jetzigen Situation. Ich wünsche mir, dass die vielen Gäste nach der Pandemie in die Region kommen."
Angespannte Situation am Arnsberg
Matthias Adrian von den Arnsbergliften meint: "Die Situation ist angespannt. Es sind viele Touristen aus einem Umkreis von mindestens 250 Kilometern da. Für uns ist das in der Situation nicht nachvollziehbar." Sein Gelände hat er - wie Knüttel - abgesperrt. Seine Beobachtung: "Die Leute stellen sich hin, lesen die Schilder, laufen vorbei und rodeln trotzdem." Und: Nicht jeder Rodler halte sich an die Hygieneauflagen. "Wenn man dann zu ihnen etwas sagt, wird man noch schief angeschaut." Die Besucher seien teilweise rücksichtslos. "Man fragt sich wo die Leute ihre Notdurft verrichten. Es hat ja alles zu. Wenn man dann abends über die verschneiten Wiesen geht hat man die Antwort: Es sind überall gelbe Spuren." Unverständlich ist für ihn, dass die Lifte geschlossen bleiben müssen. "Wir müssten als Betreiber Listen mit den Namen führen. Da ist eine Nachverfolgung im Ernstfall möglich. Bei den Rodlern nicht: Kein Mensch weiß wer kommt und dort zusammensteht."
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Schäden in der Flur
Unterhalb des Feuerbergs, in Langenleiten parkten die Autos der Touristen bis in den Ort. Ihr Ziel waren die Hänge des Feuerbergs oberhalb des Ortes. Dort führt ein Wirtschaftsweg hinauf zum Gipfel. Den Weg säumen empfindliche Magerrasenflächen. Das Problem: Die Trasse verengte sich durch die dort rücksichtslos geparkten Autos .
Das Polizeipräsidium Unterfranken rechnet am Wochenende mit einem "nochmals erhöhten Besucher- und somit auch Verkehrsaufkommen". Die Beamten bitten darum, dass die Gäste Umwelt und nerven der Anwohner schützen und nur auf offiziellen Parkplätzen parken. Rettungswege sollen freigehalten werden. Außerdem sollen Wendeplätze für Räumfahrzeuge freigehalten werden. Außerdem bittet die Polizei darum, auf geltende Hygieneregeln zu achten.
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Warum diese Hetze?
Auch wenn ich höre das Massen in Willingen unterwegs sind und jetzt plötzlich der große Aufschrei kommt... Der Winter Tourismus war doch schon immer dort und wenn jeden Tag genügend Geld verdient werden kann jammer niemand??? Ich nur in diesem Jahr wo kein Geld rein kommt ist plötzlich der Aufschrei groß nach Natur und Nachhaltigkeit.....
Muss man nicht verstehen....
Wenn ich den Artikel richtig verstehe, wohl nicht.
Falsch denn niemand muss zu Hause rumsitzen, vor der Türe kann man auch ohne Schnee Freizeitaktivitäten ausüben. Wenn die Leute aber meinen sie müssen zig 100 Kilometer fahren nur um Freizeitaktivitäten auszuüben, da kann man nur noch den Kopf schütteln. Wenn hier keine Einsicht gezeigt wird, dann geht es wohl Ende Januar nicht mehr um Inzidenzen, sondern dann wird sich ganz Deutschland nicht mehr wie 15 Kilometer im Umkreis bewegen dürfen. Die Verschärfungen kommen ja jedes mal weil einige sich einfach nicht an geltende Vorschiften halten wollen und immer die Lücke suchen sie auszunutzen. Viele Menschen sind und bleiben eben Egoisten.
Nicht zuletzt von Familien, die dann wieder daheim bleiben müssen, und wenigstens jetzt noch mal was schönes unternehmen möchten.
Wenn das im Rahmen bleibt, das wurde ja ebenfalls schon berichtet, dann ist das ok.
Einfahrten und Rettungswege zuparken geht aber gar nicht!