Michael Rauch kann man die Enttäuschung deutlich ansehen. "Es war schon alles in trockenen Tüchern. Die Verträge waren geschrieben, die Übernahme besprochen, der Eröffnungstermin festgelegt." Eigentlich wollte er nur den letzten und größten Wunsch seines Vaters erfüllen.
Michael Rauch aus Hohenroth ist der Sohn des Friseurmeisters Harry Rauch, der Ende Dezember 2023 plötzlich gestorben ist.
Harry Rauch war eine Institution in der Bad Neustädter Schuhmarktstraße. Dort befand sich sein sehr beliebter Frisiersalon, den er in den 50er Jahren von seinem Vater Ernst Rauch übernommen hatte. Harry Rauch legte in den 60er Jahren seine Meisterprüfung ab, er selbst wohnte in der Storchengasse, also mitten in der Altstadt. Er hörte alle wichtigen und unwichtigen Neuigkeiten. Auf seinem kurzen Fußweg zu seinem Salon traf er die Alt-Neustädter, die ihm so manche Geschichte, die in der Stadt kursierte, zuflüsterten. So konnte Harry Rauch seine Kunden nicht nur mit Haarschnitten und Haarpflegemitteln, sondern auch mit Neuigkeiten versorgen.
Harry Rauch war ein Friseur mit Herzblut
Als er Mitte der 70er Jahre seine Frau, auch eine Friseurmeisterin, kennenlernte, baute er ein Haus mit Frisiersalon in Hohenroth in der Raiffeisenstraße. Ende der 70er Jahre eröffnete dann der Hohenröther Salon, den seine Frau führte. Harry Rauch selbst war in seinem Salon in Bad Neustadt glücklich. Beide Salons liefen gut.
2005 trennte sich die Ehefrau und zog aus Hohenroth weg. Harry Rauch führte beide Salons allein, auch weil er in Hohenroth das passende, gut ausgebildete Personal hatte. 2015 musst er dann seinen Salon in Bad Neustadt schließen, weil das Haus in der Schuhmarktstraße abgerissen werden sollte. Daraufhin führte Rauch den Salon in Hohenroth weiter. Er war ein Friseur mit Herzblut und in der Friseurinnung Schweinfurt/Rhön-Grabfeld rege zugange. Sein Tod Ende Dezember 2023 kam für alle überraschend.
Der Hohenröther Salon stand ohne Führung da
Keines seiner drei Kinder hatte sich beruflich am Vater orientiert, also stand der Hohenröther Salon plötzlich ohne Führung da. Sohn Michael, der beim Vater im Haus wohnte, wusste, wie wichtig das Friseurgeschäft für seinen Vater gewesen war. Er fing sofort an, einen Nachfolger dafür zu suchen.
Relativ schnell fand sich ein junger Friseur aus dem Landkreis, der den Salon übernehmen wollte. Schließlich war ja das gesamte Equipment vorhanden. Beim Vor-Ort-Termin wurden einige Umbauten eingeleitet und alles mit Handschlag besiegelt. Michael Rauch war glücklich, den letzten Wunsch seines Vaters erfüllen und den Hohenröthern weiterhin einen Platz für einen schicken Haarschnitt bieten zu können.
Absage zehn Tage vor der Eröffnung
Eineinhalb Monate wurde verhandelt. Die Verträge wurden gedruckt, an den neuen Mieter des Frisiersalons geschickt und um Unterzeichnung gebeten. Doch es kam anders. Zehn Tage vor Eröffnungstermin kam ohne jegliche Vorwarnung die Absage bei Michael Rauch ins Haus geflattert.
"Ohne Meister kann ich den Salon nicht weiterführen", erklärt der junge Mann enttäuscht. "Ich musste den Salon Ende Februar schließen." Er kann die Absage nicht verstehen. Es wurde keine Erklärung dazu abgegeben.
Aber Michael Rauch ist ein "Stehaufmännchen". Er sucht weiter über die Friseurinnung, über die Meisterschule, über WhatsApp und Social-Media-Kanäle. Wobei er betont, dass er nur vermietet, nicht verkauft. Er denkt auch an den treuen Kundenstamm des Salons. Für diese würde er gerne eine Friseurmeisterin oder einen Friseurmeister finden, die oder der das Erbe seines Vaters weiterführt. Um so doch noch den Wunsch seines verstorbenen Vaters zu erfüllen.