Ein große Ehre wurde dieser Tage dem Hohenröther Harry Rauch zuteil. Extra aus Würzburg angereist kam der Präsident der Handwerkskammer Unterfranken Michael Bissert und mit ihm Obermeisterin Margit Rosentritt von der Friseurinnung Main-Rhön.
Man traf sich im Seeheim von Hohenroth, um einen beliebten Bürger auszuzeichnen. Wer Harry Rauch kennt, weiß sofort worum es sich handelt. Es kann nur mit seiner langjähren Arbeit als Friseur in Hohenroth, vorher auch in Bad Neustadt, zusammenhängen.
Michael Bissert und Margit Rosentritt freuten sich sehr, Harry Rauch mit dem Goldenen Meisterbrief auszuzeichnen. Das bedeutet, Harry Rauch legte sein Meisterprüfung im Friseurhandwerk vor 50 Jahren ab. Wobei hier durch Corona eine Verzögerung eintrat, denn eigentlich war das 50-jährige Jubiläum schon längst eingetreten. Harry Rauch war sehr erfreut über die Ehre, die ihm zuteil wurde. "Ich freu' mich sehr darüber und danke vielmals", sagte der rüstige 83-Jährige glücklich.
Als Geheimtipp bekannt
Bei der Übergabe der Urkunde wies Michael Bissert auf die Google-Rezension über den Frisiersalon Harry Rauch hin, die er im Internet fand. "Geheimtipp. Freundliches Personal. Super Arbeit. Da sieht man, was gutes Friseurhandwerk wirklich ist. Absolut empfehlenswert". Schmunzelnd meinte Bissert: "Er ist der Udo Walz von Hohenroth".
Margit Rosentritt gratulierte im Namen der Friseurinnung Main-Rhön und sagte: "Ihr Jubiläum hat Seltenheitswert". Er hätte sich in jungen Jahren für diesen Handwerksberuf entschieden, die Meisterprüfung abgelegt und sei immer noch mit Liebe und Leidenschaft dabei, dies sei bewundernswert und nicht hoch genug zu bewerten. Auch das Engagement der Kundschaft gegenüber sei nachahmenswert. Zudem sei er als aktives Mitglied der Innung bekannt.
Nur ein Besuch des Bürgermeisters
Der dritte Gratulant im Bunde war Bürgermeister Georg Straub. Seine Mutter sei begeisterte Kundin, auch er habe im Alter von 18 Jahren eine besondere Haarbehandlung genossen, sagte Straub. Damals waren Dauerwellen für den Herrn en vouge. "Und ich war dabei", lachte der Bürgermeister. "Aber nur das eine Mal. Es war doch nicht das Richtige für mich."
Harry Rauch ist 83 Jahre alt, in Bad Neustadt geboren und hat dort die Schule besucht. Er wohnte in der Storchengasse. Sein Vater Ernst Rauch war Friseurmeister und sein Salon befand sich am Marktplatz. Es war von Anfang an klar, dass Harry den Beruf des Friseurs erlernt. "Gefragt worden bin ich nie."
Salon im Erdgeschoss des Wohnhauses
Trotzdem war Herren- und Damenfriseur seine große Leidenschaft. 1954 zog der Salon in die Schuhmarkstraße, in das Bulheller-Haus, wo er bis Juni 2015 residierte. Es musste ausziehen, weil das Haus abgerissen wurde. "Ich wär da nie raus. Der Salon lief sehr gut." Nach Hohenroth ist er 1974 durch seine damalige Frau gekommen. Dort hat er in der Raiffeisenstraße ein Haus gebaut, mit integriertem Salon im Erdgeschoss. Somit hat Harry Rauch bis 2015 zwei Geschäfte mit fünf Angestellten geführt.
Nachdem der Friseur seine Meisterprüfung abgelegt hatte, übernahm er das Neustädter Geschäft vom Vater. In die Friseurinnung ist er hineingewachsen. Als Kassier war er lange Jahre im Vorstand tätig. Er wurde zum Ehrenmitglied ernannt und ist immer noch dabei.
Kundschaft zog mit um
Damals fanden Friseur-Shows in der Stadthalle statt. Es wurden auf einer Show-Bühne die neuesten Frisuren kreiert. Die Resonanz bei der Bevölkerung war überwältigend. Als Harry Rauch 2015 seinen Salon in Bad Neustadt schließen musste, nahm er seine Stammkundschaft mit nach Hohenroth. "Friseur ist meine Leidenschaft", betont er immer wieder.
Leider könne er jetzt dieser Leidenschaft nicht mehr frönen. Mit 78 Jahren wurde er krank und muss im Rollstuhl sitzen. Doch er ist nicht weit von seinem Salon entfernt. Im Haus nur von einem Zimmer zum anderen fahren und schon kann er mit seiner Kundschaft "quatschen", denn viele Leute wollen sich keine Haare schneiden lassen, sondern nur reden.