
Wie geplant, haben die Betreiber des Windparks "Weißer Turm" bei Wargolshausen/Wülfershausen es noch geschafft, zumindest acht der zehn Anlagen bis Jahresende ans Netz zu bringen. Ein Rotor nach dem anderen hatte sich in der Zeit vor Weihnachten zu drehen begonnen und liefert seither Strom.
Nachdem der Druck auf die bayerische Staatsregierung immer stärker geworden war, die Windkraft weiter auszubauen, bleibt die spannende Frage: Wie geht es weiter? Im Landkreis deutet sich jedenfalls an, dass es bei der aktuellen Zahl von 24 Windrädern nicht bleibt.
Neues Umspannwerk bei Wülfershausen
Der Windpark soll bis Mitte Januar komplett am Netz sein, erklärt Patrick Prechtel, Projektmanager der Betreiberfirma "Wust – Wind und Sonne". Zusammen haben die Räder eine Nennleistung von 45 Millionen KWh im Jahr, was für die Versorgung von etwa 13.000 Haushalten reicht. Aktuell werden die Zufahrtswege und Kranstellplätze zurückgebaut.
Die Anteile der Kommanditisten seien inzwischen ausgegeben, nur Nachrangdarlehen können noch bis Mitte Januar gezeichnet werden, fährt Prechtel fort. Die Einspeisung ins Netz erfolgt über ein neu gebautes Umspannwerk bei Wülfershausen. Da die Einrichtung noch Kapazitäten frei hat, werde gemeinsam mit der Gemeinde überlegt, noch eine Photovoltaik-Freiflächenanlage anzulegen.
Das Ende der Windradposse?
Beim Windpark geht damit eine äußerst wechselvolle, von vielen bürokratischen und juristischen Wunderlichkeiten begleitete Geschichte zu Ende, die es als "Windradposse" bis in die Nachrichten und Dokumentationen von ARD und ZDF geschafft hat.
Die ersten Planungen reichen bis ins Jahr 2010 zurück, als Überlegungen ein Projekt mit bis zu 20 Anlagen auswiesen. Nach anfänglicher allgemeiner Unterstützung schlug die Stimmung in einem Teil der Bevölkerung in einen vehementen Widerstand um, der in zahlreiche juristische Verfahren mündete.
Die umstrittenste Entscheidung fällte jedoch die CSU-Mehrheit im bayerischen Landtag, als sie ihre Zustimmung zu einer Ausnahmeregelung verweigerte und somit für die Beseitigung von sieben bereits fertig gegossenen Windradfundamenten verantwortlich wurde. Der damalige Investor zog sich daraufhin aus dem Vorhaben zurück, erst durch das Auftreten des jetzigen Betreibers wurde das Projekt gerettet.

Anlagen im Bildhäuser Forst?
Doch die Erfahrungen mit dem Windpark führten nicht dazu, dass Überlegungen für weitere Anlagen gänzlich im Keime erstickt wurden. In Sachen Windstrom gibt es wieder Initiativen, die diesmal den Bereich um den Bildhäuser Forst betreffen. Heiko Stölzner, Betriebsleiter der zuständigen Staatsforsten Bad Königshofen, spricht von vier bis fünf Windrädern, die im Staatswald geplant seien. Nach bisher unbestätigten Hinweisen soll es Pläne für insgesamt 15 Windräder geben. Bürgermeister in dem betroffenen Gebiet halten sich noch bedeckt, bestätigen lediglich, dass es Gespräche mit Initiatoren gebe.
Auch Oberregierungsrat Manfred Endres aus dem Landratsamt kann die Zahl nicht bestätigen, nur dass er von entsprechenden Aktivitäten wisse. Ansonsten seien ihm keine weiteren Planungen im Landkreis bekannt, ebenso wenig wie von Erweiterungen der Vorrangflächen im Regionalplan.
Bleibt die Rhön eine Tabuzone?
Nach wie vor weise das Verzeichnis im Landkreis nur die bekannten Flächen wie die bereits bebauten und die um Rödelmaier und Mellrichstadt aus. Es soll aber eine Kommune geben, die ebenfalls Interesse signalisiert haben soll, deutete der Beamte an. Auch mehren sich Stimmen mit Forderungen, angesichts der aktuellen Entwicklung die Rhön nicht mehr zur Tabuzone für Windkraft zu erklären.
Der Landkreis stehe auch weiter in der Pflicht, bisher sei das vom Bund vorgelegt Ausbauziel, 1,8 Prozent der Fläche für Windräder freizuhalten, mit derzeit 1,1 Prozent noch nicht erreicht. Bei einer Informationsfahrt in den Hunsrück hätten sich kommunale Mandatsträger erst kürzlich ein Eindruck von anderen Windparks gemacht. Wie sich der weitere Ausbau entwickelt, konnte Endres zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.