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Weideabtrieb in Ginolfs: Die Blauzungenkrankheit und der Wolf könnten die Rhöner Traditionsveranstaltung gefährden
Für den beliebten Weideabtrieb in Ginolfs am 20. Oktober laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Es gibt jedoch zwei Risikofaktoren.
2023 bahnten sich beim Weideabtrieb in Ginolfs über 1500 Tiere ihren Weg von den Rhönwiesen ins Tal. Wenn die Blauzungenkrankheit keinen Strich durch die Rechnung macht, wird das auch dieses Jahr wieder der Fall sein.
Foto: René Ruprecht (Archivfoto) | 2023 bahnten sich beim Weideabtrieb in Ginolfs über 1500 Tiere ihren Weg von den Rhönwiesen ins Tal. Wenn die Blauzungenkrankheit keinen Strich durch die Rechnung macht, wird das auch dieses Jahr wieder der Fall sein.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 23.09.2024 02:29 Uhr

Ende August alarmierte die Nachricht von der Infektion eines Schafes mit der Blauzungenkrankheit im Nord-Westen des Landkreises die Rhön. Seit Juli 2024 nehmen die Fallzahlen in Deutschland zu. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) rechnet mit einer weiteren Zunahme von Fällen bis zum Winter 2024. Die besorgniserregende Entwicklung berührt nun auch den Weideabtrieb in Ginolfs, der für Sonntag, 20. Oktober, geplant ist.

"Aktuell gehen wir davon aus, dass der Weideabtrieb stattfindet", sagt Marco Schrenk, einer der fünf Vorsitzenden der federführenden Dorfgemeinschaft Ginolfs GbR. Ob die Rhöner Traditionsveranstaltung aber auch tatsächlich über die Bühne gehen kann, hänge von der weiteren Entwicklung ab. Noch könne man die Situation nicht bewerten. "Wir wissen ja heute nicht, wohin die Mücke in den nächsten Wochen fliegt." Das Blauzungenvirus wird von Gnitzen, blutsaugenden Mücken, übertragen.

Die Blauzungenkrankheit tritt vor allem bei Schafen, Ziegen und Rindern auf

Die Blauzungenkrankheit tritt vor allem bei Schafen, Ziegen und Rindern auf. Nach Angaben des FLI fallen Gnitzen während der Abend- und Morgendämmerung die Tiere im offenen Gelände an. Wissenschaftler haben ermittelt, dass die Mücken innerhalb weniger Tage mehrere Kilometer weit fliegen können – bei Rückenwind sogar hunderte Kilometer.

Die Zahl der mit der Blauzungenkrankheit infizierten Tiere im Landkreis ist auf fünf gestiegen. Unser Symbolbild zeigt eine Impfung eines Tieres. 
Foto: Fabian Sommer/dpa (Symbolbild) | Die Zahl der mit der Blauzungenkrankheit infizierten Tiere im Landkreis ist auf fünf gestiegen. Unser Symbolbild zeigt eine Impfung eines Tieres. 

Genauso unkalkulierbar wie die Tierkrankheit, betont Schrenk, sei der Faktor Wolf. Wenn nur wenige Tage vor der Veranstaltung ein Wolf auftaucht, gefährde das ebenso den Weideabtrieb. "Das Risiko haben wir leider." Letztes Jahr habe man mit dem Wolf einen Risikofaktor gehabt. Dieses Jahr seien es zusammen mit der Blauzungenkrankheit zwei. 

Marco Schrenk: "Wir gehen vom besten Fall aus"

Dessen ungeachtet laufen die Vorbereitungen in Ginolfs weiter. Die Organisation sei im Gange und die Bestellungen seien herausgegangen, sagt Marco Schrenk. "Wir gehen vom besten Fall aus und machen im Vorfeld alles, damit der Weideabtrieb stattfindet."

Der Ablauf sei so vorgesehen wie im vergangenen Jahr. Am Sonntag, 20. Oktober, beginnt um 10 Uhr das Weidefest. Der moderierte Weideabtrieb startet dann um 13 Uhr. Neu überarbeitet, so Schrenk, werde derzeit noch das Parkplatzkonzept.

Der Weideabtrieb sorgt regelmäßig für Besucherzahlen im vierstelligen Bereich. Bei dem Abtrieb, ähnlich einem Almabtrieb, werden über 1000 zum Teil mit Blumen geschmückte Weidetiere – Rinder, Ziegen und Schafe – über den Leitenberg nach Ginolfs geleitet.

Noch verbringen die Weidetiere der Ginolfser Bauern Tag und Nacht auf der "Hut", einer Freifläche südöstlich des höchsten Punktes des Heidelsteins. Seit dem Frühjahr weiden die Tiere auf der Hochrhön: Die Rinder und die Ziegen in eingezäunten Arealen, die Schafe in immer wieder neu gesteckten Koppeln, teilweise von Schäfer und Hund gehütet.

Die Tiere sorgen für den Charakter der typischen Landschaft in der Rhön, dem Land der offenen Fernen, weil sie eine Verbuschung der freien Flächen verhindern. Mit dem Näherrücken des Winters müssen die Tiere ihre Weideflächen verlassen, bevor der Schneefall einsetzt und die Rückkehr ins Dorf beschwerlich wird.

Keine tierseuchenrechtlichen Beschränkungen von Seiten des Veterinäramtes

Was sagt das Veterinäramt Rhön-Grabfeld zum diesjährigen Rhöner Weideabtrieb? Dieses habe keine tierseuchenrechtlichen Beschränkungen bezüglich der Blauzungenkrankheit für den Weideabtrieb verfügt, teilt die Pressestelle des Landratsamtes auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Der Weideabtrieb könne, Stand heute, aus behördlicher Sicht somit auch in diesem Jahr stattfinden.

Seit dem ersten bestätigten Blauzungen-Fall Ende August 2024 seien noch vier weitere Fälle hinzugekommen, informiert darüber hinaus das Landratsamt. Die verantwortlichen Tierhalterinnen und Tierhalter seien aus gegebenem Anlass angehalten, den Gesundheitszustand ihrer Tiere noch genauer zu beobachten und krankheitsverdächtige Tiere oder Herden vom Weideabtrieb auszuschließen, einem Tierarzt vorzustellen beziehungsweise Verdachtsfälle beim Veterinäramt zu melden.

Zum aktuellen Stand des Weideabtriebs informiert die Dorfgemeinschaft Ginolfs GbR auf ihrer Homepage unter www.weideabtrieb-ginolfs.de

 
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  • Gerhard Zwierlein
    "23.08.2024 Schaf in der Rhön im Landkreis mit Blauzungenkrankheit infiziert. "...angehalten, ... krankheitsverdächtige Tiere oder Herden vom Weideabtrieb auszuschließen ..." Na da sind wir ja beruhigt. Hätte auch verwundert, wenn so eine Seuche mit Verbringungsbeschränkungen innerhalb der EU den Abtrieb verhindert würde. Welche Schafe oder Rindviehcher soll der Landrat dann anführen? Das "Stimmvieh" oder Wahlvolk ist ja erst in eineinhalb Jahren zur Neuwahl aufgerufen. Der Kreistag kann nicht gemeint sein. Der Wolf, könnte den Almabtrieb verhindert? Das glaub wer will...wir wissen doch der Landrat ist Jäger und der hat doch dem bösen Wolf ein garstig Ende bereitet. War zwar der falsche Wolf ... aber was solls ...der Wille war da, die Wölfin halt nicht. Den geschossenen Wolf aufspießen und dem Festzug voran ... Das wär mal was! Die Trophäe mit dem Schild: "Wir tun was !!! Zu Lebtoch käm ke Wolf mer! Scho wegen der Blauzungenkrankheit! Der Wolf ist doch net blöd! So was frißt der net
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