Eigentlich fing dieses Jahr für die Rhöner Tierhalter noch recht normal an: „Bis zum 1. Juli waren es für unsere Tiere auf der Hochrhön durchschnittliche Bedingungen“, erklärt Rhönschafhalter Josef Kolb. Der extreme Niederschlag vom Vatertag habe sich lange gehalten und die Temperaturen hielten sich moderat. „Doch dann ging es los!“, so Kolb. Durchgehend extreme Trockenheit – und das bis heute. Während der erste Schnitt der Futterernte noch recht normal verlief, war der zweite Schnitt ein Totalausfall. „Dieser Sommer war für alle eine absolute Herausforderung,“ fügt Peter Schrenk, einer der Herdenbesitzer der Weidegemeinschaft Rhönschaf, hinzu.
Der von Trockenheit geprägte Sommer wird sicherlich eines der Themen sein, mit der sich die Interviewgäste von Peter Schrenk beim 10. Rhöner Weideabtrieb in Ginolfs befassen werden. Es haben sich Thorn Plöger von der Rhön GmbH, der Hauptinitiator des Weideabtriebs vor zehn Jahren, Karl-Heinz Kolb, und Vizepräsident Jochen Lange als Gesprächspartner von Schrenk angekündigt. Die Besucher erfahren eine Menge über das Leben und Arbeiten in den Hochlagen der Rhön.
Doch im Mittelpunkt, freilich, stehen die Tiere. Über 1000 Weidetiere – Rinder, Schafe und Ziegen – werden um 13 Uhr zum Teil mit Blumen geschmückt eindrucksvoll über den Leitenberg hinunter nach Ginolfs ziehen. Zum Abschluss soll es dann noch eine „optische Überraschung“ geben.
Um 10 Uhr beginnt der Festbetrieb in Ginolfs. Die Besucher erhalten in diesem Jahr bereits vormittags die Möglichkeit, beim Schafscheren zuzuschauen. Der Streichelzoo ist aufgebaut, beim großen Schätzspiel kann ein Tipp abgegeben werden und auch die Musikkapellen aus Oberelsbach und Ginolfs spielen im Festzelt auf. Bei einem kleinen Weidemarkt rund um das Festzelt werden Produkte von regionalen Erzeugern angeboten.
„Wir haben in diesem Jahr versucht, den Weideabtrieb für die Besucher zu entstressen“, sagt Kolb. Erstmals gibt es mit Einsatz aller Feuerwehren der Großgemeinde ein Parkleitsystem. Hierfür wurde eine Einbahnstraßenregelung geschaffen, die die Einfahrt nach Ginolfs nur über die Kreisstraße von Weisbach kommend und die Ausfahrt nur über die Ortsverbindungsstraße nach Oberelsbach ermöglicht. Außerdem gibt es einen zweiten Bierausschank, zusätzliche Toiletten sowie in diesem Jahr neu einen Weinstand.
Ganz so viele Tiere wie im vergangenen Jahr, so verraten Kolb und Schrenk im Vorfeld, werden es heuer nicht sein, die ihre Weideflächen verlassen und ins Dorf zurückkehren. Wegen der extremen Wetterlage mussten nämlich schon vor einiger Zeit die Mutterschafe mit Lämmern in den Stall gebracht werden, damit sie dort ausreichend versorgt werden. „Die Tiere haben ihren Futteranspruch zwar merklich heruntergeschraubt; für die Schafe, die Leistung bringen müssen und Energie benötigen, war die Weidehaltung in diesem Jahr aber nicht mehr möglich“, berichtet Kolb.
Zwar seien trockene Jahre im Volksmund eigentlich „Schafsjahre“, doch diese Extreme war selbst den Schafen zu viel. Für die Tierhalter selbst war insbesondere das ständige Wasserfahren eine besondere Herausforderung in diesem wohl trockenstem Jahr aller Zeiten.