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Bad Königshofen/München
Wegen neuer Stromtrasse P540: Thüringens Ministerpräsident Ramelow wirft Aiwanger "Dreistigkeit" vor
"Gute Nachbarschaft sieht anders aus", schimpft Thüringens Regierungschef. Grund ist die von Aiwanger angekündigte Stromtrasse P540. Wie sich der Minister gegen die Kritik wehrt.
Wegen der neuen Stromleitung P540 ist Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (links, Linke) mächtig sauer auf Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (rechts, Freie Wähler).
Foto: Uwe Lein, Markus Schutt, Dpa; Getty Images, Montage: Daniel Biscan | Wegen der neuen Stromleitung P540 ist Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (links, Linke) mächtig sauer auf Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (rechts, Freie Wähler).
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 20.02.2024 02:51 Uhr

Nach heftiger Kritik aus der Region löst die von Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) letzte Woche angekündigte neue Stromtrasse P540 nun auch massiven Ärger in Thüringen aus: "Dass die bayerische Regierung zulasten von Thüringen eine weitere Stromleitung plant und dabei einfach über einen Korridor auf unserem Territorium verfügt, ist eine Dreistigkeit sondergleichen", schimpft Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke).

Ramelow: Aiwanger hat nicht einmal Gespräch mit Thüringen gesucht

Die Trasse der 380kV-Freileitung soll laut Aiwanger von Schalkau (Lkr. Sonneberg) in Thüringen über Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld) und Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) bis Bergrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) verlaufen. Aiwanger habe zu diesen Plänen nicht einmal das Gespräch mit Thüringen gesucht, kritisiert Ramelow: "Gute Nachbarschaft sieht anders aus." Er werde alles unternehmen, damit Thüringen keine weiteren Lasten durch Stromtrassen aufgebürdet werden, verspricht der Regierungschef.

"Dass die bayerische Regierung zulasten
von Thüringen eine weitere Stromleitung plant (...),
ist eine Dreistigkeit sondergleichen."
Bodo Ramelow (Linke), Ministerpräsident von Thüringen zum Projekt P540

Aiwanger habe jahrelang eine billigere und landschaftsverträglichere Verbindung bekämpft. Auch deshalb mache ihn das neue Vorhaben "fassungslos", so Ramelow. In der Tat hatte Aiwanger vor einigen Jahren die von Thüringen unter anderem durch den Landkreis Haßberge geplante Trasse P44 verhindert – und nun erklärt, die neue Route P540 sei besser für Bayern, weil sie mehr durch Thüringen und weniger durch Unterfranken verlaufe, als das alte Projekt P44.

Laut Aiwanger ist die neue Trasse P540 Teil einer neuen Planung der Bundesnetzagentur, die bis Ende Februar einen überarbeiteten Stromnetzplan für ganz Deutschland veröffentlichen will. "Dass es solch eine neue Planung der Bundesnetzagentur gibt, ist uns nicht bekannt", erklärt dagegen das Thüringer Energieministerium auf Nachfrage dieser Redaktion. Man sei in Erfurt deshalb "überrascht", dass hier "etwas als Fakt in die Welt gesetzt wird, was nur ein Wunsch von Herrn Aiwanger ist". Kritik an der P540 kommt zudem vom unterfränkischen "Aktionsbündnis Trassengegner", das vor einer unkalkulierbaren "Kostenfalle" durch weitere neue Stromtrassen warnt.

Wegen neuer Stromtrasse P540: Thüringens Ministerpräsident Ramelow wirft Aiwanger 'Dreistigkeit' vor

Aiwanger wehrt sich gegen Kritik: Neue Freileitung P540 keine Idee aus Bayern

Aiwanger wehrt sich auf Nachfrage dieser Redaktion gegen die Kritik aus Thüringen: "Die Trassenverläufe werden nicht von den Bundesländern, sondern von den Übertragungsnetzbetreibern und der Bundesnetzagentur geplant", beteuert er. Laut Bayerischem Wirtschaftsministerium sei die Notwendigkeit der Freileitung P540 erst Anfang Februar von der Bundesnetzagentur festgestellt und Bayern kurzfristig darüber informiert worden. "Die Bayerische Staatsregierung hat nicht darauf gedrängt, die Leitung in die künftigen Planungen aufzunehmen", heißt es im Aiwanger-Ressort.

"Warum Thüringen nichts über das Vorhaben wusste, entzieht sich unserer Kenntnis", so das Ministerium: Laut Bundesnetzagentur sei das Projekt aber notwendig, um die Versorgungssicherheit im Stromnetz zu sichern und die Übertragungskosten zu senken.

Der Freie Wähler-Chef verwahrt sich darüber hinaus auch bei der ebenfalls neu durch Unterfranken geplanten Höchstspannungs-Gleichstrom-Verbindung DC42 gegen den Vorwurf etwa des CSU-Landtagsabgeordneten Thorsten Schwab, beim geplanten Trassenverlauf etwa im Landkreis Main-Spessart nicht auf der Höhe der Zeit zu sein.

In der Tat habe der Netzbetreiber TransnetBW in der Region bereits einen Entwurf für detaillierte Trassenverläufe vorgestellt (wir berichteten), erklärt das Wirtschaftsministerium. Dieser sei aber nur "als Diskussionsgrundlage zu verstehen". Belastbar sei nur der von der Bundesnetzagentur vorgelegte grobe "Präferenzraum", weshalb auch nur dieser vergangene Woche von Aiwanger veröffentlicht worden sei.

Mit Informationen von dpa

 
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  • Klaus Fiederling
    Es ist einfach nur noch perfide einfallslos, in Zeiten wie diesen über eine beschleunigte Dezentralisierung unseres Energiemarktes noch immer nicht ernsthaft nachdenken zu wollen..., geschweige denn, dieselbe beherzt in der Praxis installieren zu lassen.

    „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ – (Also sprach Zarathustra/Nietzsche)

    Nun, Chaos haben wir zur Genüge, ich sehe allerdings auf weite Sicht hin keine tanzenden Sterne am Horizont.
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  • Klaus Fiederling
    Ackerbau wird infolge Wärmeeinwirkung von unten und in längeren Zeitverläufen gleißender Hitze von oben, nicht selten ohne ein kühlendes Nass über mehrere Monate hinweg, zunehmend obsolet. Gerade in den Regionen hier bei uns verzeichnen wir einen der Hitzehotspots Deutschlands.

    Alternativ wäre vielleicht ein Holzlager zwecks Trocknung anzudenken. - Ach, ich vergaß, der Holzeinsatz steht lt. Umweltbundesamt auf der grünen Energiestreichliste ganz weit oben, also vor dem endgültigen Aus...!?

    Das Lagern von Holzhackschnitzeln auf selbigen Flächenarealen, abgedeckt mit diffusionsoffenen Folien, wäre eine geniale Lösung, um die anfallende Wärme durch den Stromtransport effizient zu nutzen, zusätzliches Abgreifpotential für die Öffentliche Hand, diese Abfallwärme nicht kostenfrei zur Verfügung stellen zu wollen!? Wir dürfen der Dinge harren, bis eine solche Idee von unseren Netzbetreibern Besitz ergreift, und dieses Zweiwegenutzungsmodell bei diesen die Kassen zusätzlich klingeln lässt.
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  • Dietmar Eberth
    In Versuchen nachgewiesen: 2 Grad mehr in den oberen Bodenschichten - auch bei monatelang kein Regen und wochenlang gleißende Hitze - , machen den Kohl wirklich nicht fett. Sollten es doch mehr sein, wie wär es mit Orangenplantagen auf dem Gleichstromstreifen?

    https://www.wochenblatt-dlv.de/politik/erdkabel-acker-heiss-570190
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  • Klaus Fiederling
    Medial kommunizieren zu wollen, dass dieselben Gleichstromtrassen die energiesparsamste Lösung abbilden, um Strom zu transportieren, ist ein grober Irrglaube. Wer solche Leitungen auf seinem eigenen Grundstück akzeptieren MUSS(!), quasi Zwangsmitbesitzer eben selbiger wird, schlussendlich liegt diese auf der jeweiligen Eigentumsfläche- muss sich von staatlicher Seit aufoktroyiert überlegen, welche Nutzungsmöglichkeiten ihm am Ende des Tages offenstehen...
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  • Dietmar Eberth
    Welche Stromtrassen sind den die energiesparsamste Lösung?
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  • Klaus Fiederling
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Jürgen Gittel
    Die ganze Diskussion hin oder her: Eigentlich gehört es zum guten Stil (auch unter Politikern), dass man miteinander spricht und nicht einfach über das Gebiet eines anderen Bundeslandes bestimmt. Aber das ist halt Aiwanger.
    Ob die Windparks die erwünschte Strommenge liefern, sei auch dahingestellt. Es wird ja immer mehr Strom benötigt. Allein schon, wenn jeder auf E-Autos umsteigen soll (abgesehen davon hat sich noch keiner ernsthafte Gedanken um das Recycling bzw. Entsorgung der Batterien gemacht), wird der Strombedarf immens steigen. Am Ende wird es so sein, dass wir alle einen auf Klimapolitik machen und dafür Atomstrom aus den Nachbarländern kaufen. Tschechien liegt ja so nah, die wollen gleich vier Atomkraftwerke neu errichten.
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  • Dietmar Eberth
    Bitte fügen Sie ihrem Kommentar entsprechende Quellen bei.
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  • Dietmar Eberth
    "Atomstrom aus den Nachbarländern kaufen."

    2023: Der meiste Stromüberschuß wurde aus Dänemark +10,7 TWh und Norwegen +4,6 TWh importiert.
    (Frankreich + 0,4 TWh). Am meisten Atomstrom hat Deutschland von Tschechien und Frankreich importiert. Jeweils etwa 2-3 TWh. Das sind aber alles Pillepalle Beträge bei einem Gesamtstromverbrauch von über 520 TWh.

    https://blog.energybrainpool.com/jahresrueckblick-das-hat-den-strommarkt-2023-bewegt/

    Und bis die vier neuen Atomkraftwerkezur Verfügung stehen werden wohl 15-20 Jahre ins Land gehen. Tschechien hat gerade mal die Angebotsphase begonnen und die 4 AKWs sollen vor allem die eigenen Kohlekraftwerke ersetzen.

    https://deutsch.radio.cz/geplanter-kohleausstieg-2033-ist-tschechiens-energiesicherheit-gefahr-8799128
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  • Klaus Fiederling
    ich frage mal in die Runde hinein: wielange wird bei Ihnen am Tag Strom verbraucht??
    Wo soll er herkommen?? Windkraft und Solar reichen lange nicht aus. Was brauchen wir
    dann: alternative Stromerzeugnisse. Die Trassen werden doch unterirdisch gebaut, soweit
    ich weis, also tut diese von oben her niemand weh. Windräder haben schon ettliche Leben in der Vogelwelt gekostet. Also ich denke, bei uns im Haus wird mindestens 7 Stunden Strom
    gebraucht, ob Lapetop, Fernseher, Licht, Heizung, beim Kochen usw.usf. Wer gegen Stromtrassen ist, kann ja mal probieren im dunkeln zu sitzen und sich frieren lassen.
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  • Gerhard Zwierlein
    ach so, das Projekt gehört zum Bildhäuser Forst - ein Windparkprojekt mit 20 Windrädern rund um Münnerstadt! Endlich kommt da mal die ganz Wahrheit raus. Hab mich schon gewundert, warum Aiwangers Trasse so einen Knick in Richtung Münnerstadt durch den Bildhäuser Forst macht. Jetzt wirds klar....
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  • Fred Reinshagen
    Der Leitungsverlauf nach obiger Skizze wäre eine landschaftliche Katastrophe! Er führte durch Bayerns größtes Nationales Naturerbe Brönnhof, mitten durch die Schweinfurter Rhön (Hesselbacher Waldland): ein großes Naturparadies und Naherholungsgebiet zwischen der Stadt und dem Ellertshäuser See. Diese Skizze offenbart völlige Unkenntnis von der Landschaft vor Ort! Es reicht doch schon, wenn der Üchtelhäuser Bürgermeister dieses Paradies mit einem Gewerbegebiet & Windrädern schädigen will. Will die Politik das schönste und am dünnsten besiedelte Gebiet mitten in Mainfranken und Refugium & Wanderparadies der Schweinfurter kaputt machen?
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  • Hans Müller
    ICH BIN DAFÜR ETWAS GEGEN DEN KLIMAWANDEL ZU TUN!

    A B E R - B I T T E - N I C H T - B E I - M I R!

    So sind sie die Naturschützer.
    Die Windräder dürfen bis auf 800 an mein Haus heranrücken und meine Kinder/Enkelkinder müssen die aushalten.

    Aber die Natur wird geschützt?

    Der Leitungsverlauf wäre ein Segen für die Natur, denn sie bringt uns im Kampf gegen den Klimawandel ein ganzes Stück voran.

    Da sollten sie mal darüber nachdenken, lieber Herr Reinshagen.

    Das Naturerbe Brönnhof hat keine Überlebenschance ohne die Senkung des CO2 Ausstoßes.
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  • Fred Reinshagen
    @Hans Müller: Ich bin kein Naturschützer/Grüner. Kennen Sie die SWer Rhön? Sehen Sie sich die mal auf der topograf. Karte im BayerAtlas an!

    Aber höchstwahrscheinlich läuft die Leitung durchs obere Werntal (Achse Pfersdorf-Poppenhausen-Geldersheim-Bergrheinfeld) im Trassenbündel mit der bestehenden Hochspannungsleitung / A 71 / B19 / Bahnlinie. Diese Linie wäre natürlich naheliegend, da topografisch viel einfacher & billiger als durchs Bergland und landschaftlich viel verträglicher: Trassenbündel statt Gießkanne
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  • Peter Koch
    Dünne Besiedelung lässt halt auf wenig Widerstand hoffen. Was ich weiss ist das Naturerbe Brönnhof allerdings eine durch mittelalterliche Landwirtschaft verursachte (Ver)Wüstung und nix Natur pur.
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  • Dietmar Eberth
    Der bayerische Wirtschaftsminister Aiwanger wird es schon richten.

    Kluge suchen Verantwortung bei sich, Dumme Schuld bei Anderen.
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  • Peter Koch
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Henry Göricke
    Ramelow ist dreist, nicht mehr lange.
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  • Martin Deeg
    Was soll das heißen?
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  • Walter Seubert
    fragt sich nur wer dreister ist
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