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Bischofsheim/Waldberg
Rhöner Wetterbeobachter: Am Wochenende kann alles passieren
Das Wort "Polarwirbel-Split" beschäftigt die Wetterfrösche. Kommt der Winter noch einmal mit Wucht zurück in die Rhön? Weiß Wetterbeobachter Thorsten Ziegler vielleicht mehr?
Thorsten Ziegler ist Sportler aus Leidenschaft und Wetterbeobachter von Kindesbeinen an. Ob der Polarwirbel-Split noch einmal richtigen Winter bringt, darüber sucht er noch nach einer Antwort.
Foto: Thorsten Ziegler | Thorsten Ziegler ist Sportler aus Leidenschaft und Wetterbeobachter von Kindesbeinen an. Ob der Polarwirbel-Split noch einmal richtigen Winter bringt, darüber sucht er noch nach einer Antwort.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 06:46 Uhr

Oh Gott, der arktische Hammer droht! Die Frost-Peitsche fegt über das Land hinweg! Eiszeit mit der Kälte-Keule bis in den März! Ja, wenn der Deutsche sich über das Wetter unterhält, sind schnell Gewaltphantasien mit im sprachlichen Gepäck. Das mag auf der einen Seite mächtig übertrieben sein. Auf der anderen Seite ist so ein Winter nicht zu unterschätzen, wenn er richtig - sagen wir ruhig - zuschlägt.

Bisher war der Winter in Rhön-Grabfeld, zumindest in den höheren Lagen, eine wahre Pracht. Der Corona-Blues wurde durch die weiße Wunderwelt, in die viele Wanderer und Sportler flüchteten, doch um einiges erträglicher. In den letzten Tagen allerdings haben Tauwetter und Dauerregen das weiße Paradies in eine trübe Suppe verwandelt. Dafür gab es Hochwasser an den Saale-Auen bei Bad Neustadt, was ja auch schön anzuschauen ist, wenn es keine größeren Probleme schafft.

Wird die Seenlandschaft zur Eisfläche?

Nun könnte es sein, dass die Seenlandschaft rund um die Saale auch noch zur Eisfläche wird. Dann, wenn ein sogenannter Polarwirbel-Split tatsächlich eintritt und eisige Luftmassen nach Europa karrt, die zu starken Schneefällen führen könnten. Norddeutschland wappnet sich schon für das in vielen Medien angekündigte Schnee-Chaos. Ob es der Rhön ihre weiße Schönheit noch in den März hinein erhält, das ist indessen ungewiss. Was sagen Kenner der Rhöner Wetter-Materie dazu?

Thomas Fuß, Betreiber der Kreuzberg-Skilifte, ist eigentlich ein Kenner der Materie und hat eigentlich das gewisse Gespür für Schnee. Doch in diesem Jahr hat ihm Corona jedwedes Interesse an Wetterforschung verhagelt. "Von mir aus kann es tauen, ich interessiere mich nicht dafür", gibt er sich wortkarg. Das Klima bescherte ihm den besten Winter seit etwa zehn Jahren, aber die Corona-Schutzmaßnahmen verbieten ihm das Öffnen der Lifte. Verständlich, dass man da mit dem Thema Winter hadert.

Gelassenheit in Waldberg

Etwas gelassener kann da Thorsten Ziegler aus Waldberg bleiben. Der 47-Jährige ist nicht nur als ehemaliger Fußballer der DJK Waldberg und des FC Schweinfurt 05 in Kicker-Kreisen eine Bekanntheit. Er ist auch ein leidenschaftlicher Wetterbeobachter seiner Rhöner Heimat, und das seit Kindesbeinen an. "Das Wetter und die Natur haben mich schon als kleiner Junge interessiert, und das hat bis heute angehalten", sagt Ziegler. Seine Freizeitaktivitäten waren schon immer wetterabhängig, deswegen hat er Wetterprognosen immer genau studiert und verglichen.

Er hatte die letzten Wochen in der Natur vor allem bei Langlauf-Ausflügen genossen. "Am schönsten war es, gleich vor dem Haus zu starten", erzählt der Sportbegeisterte. Aber auch am Feuerberg oder anderen Plätzen hat er den Rhöner Winter als Ausgleich zum Lockdown-Koller gerne genossen. Nun also wartet er wie viele andere, ob es nach Tauwetter und Dauerregen nocheinmal zu einem Revival des Rhöner Winters kommt.

Hoch spannende Wetterlage

"Die Wettersituation ist derzeit hoch spannend", erklärt Ziegler. Das Phänomen des Polarwirbels, das derzeit die europäische Wetterküche mitbestimmt, kennt natürlich auch er. "In der Regel ist dieser Wirbel kreisrund und dreht sich um die Polarregion wie eine Kappe. Aber der Wirbel kann Dellen bilden oder sogar ausfransen und dann kalte Luftströmungen in den Süden tragen", erklärt Thorsten Ziegler, der an der FH Schweinfurt/Würzburg für den Studentenaustausch zuständig ist. Wenn sich ein Teil des Wirbels löst, dann spricht man vom Polarwirbel-Split. 

Circa zehn maßgebliche Wetterrechner gibt es, die er studiert und aus deren Berechnungen er seine persönliche Prognose stellt. Beim aktuellen Thema Polarwirbel-Split will er aber eine definitive Aussage nicht treffen. "Das kann eine ganz knappe Sache werden, manchmal von wenigen Kilometern", sagt Ziegler. Ziemlich sicher ist - und auch die großen Fernsehanstalten melden es ja - dass der Norden noch einmal ordentlich Schnee abbekommt zum Wochenende. Wie weit dieses Kältegebiet in den Süden und zu den Mittelgebirgen wie der Rhön vordringt, das sei noch nicht klar. Am späteren Donnerstag waren sich die Wettermodelle aber schon ziemlich einig, dass in etwa auf Höhe der Rhön die Kaltluft aus dem Norden und Sahara-Wärme aus dem Süden zusammenstoßen für ordentliches Rumpeln in der Wetterküche.

Es kann alles passieren

"Dennoch, es kann alles passieren", glaubt Ziegler. Der studiert nicht nur die verschiedenen Wetter-Seiten des Internets, sondern hat auch ein besonderes Augenmerk auf die Sandberger Station des Deutschen Wetterdienstes. Außerdem vertraut er auf die Prognosen des Anbieters "Osthessen-Wetter". Der war sich am Mittwoch zwar auch noch nicht sicher, hielt aber Eisregen in der Region für sehr wahrscheinlich. Sollte die Rhön am Wochenende von Schneemassen verschont werden, könnte das aber zu Beginn der nächsten Woche nachgeholt werden.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass Norddeutschland den heftigsten Wintereinbruch seit der Schneekatastrophe von 1978/79 erlebt, heißt es auf verschiedenen Wetterdiensten. "Manches ist mit Vorsicht zu genießen, da wird auch gerne Katastrophenstimmung geschürt", kritisiert Ziegler. Da ist ihm etwas mehr Vorsicht schon lieber. Selbst hat er jahrelang eine Wetterstation besessen, die allerdings nicht mehr in Betrieb ist. Eine Neuanschaffung sei aber kostspielig, wenn man etwas Qualität wolle. Aber der Regenmesser ist natürlich eine Selbstverständlichkeit im Hause Ziegler.

Die Langlaufskier werden noch nicht weggepackt

Den Höhepunkt der „Eiszeit“ könnte es in Deutschland Mitte Februar geben. Beginnend zwischen dem 9. und 11. Februar droht der Winter "ein echter Kälte-Hammer" zu werden,  wie die Wetterdienste schreiben. Thorsten Ziegler, der als großer Naturfreund mit Besorgnis den Klimawandel registriert, bleibt für alle Fälle gewappnet. "Die Langlaufskier werden jedenfalls noch nicht eingemottet", so der Sportsfreund. Viele Rhöner Winter-Liebhaber werden es ihm gleichtun. Egal, was der Polarwirbel bringt.

Rhöner Wetterbeobachter: Am Wochenende kann alles passieren
Foto: dpa-infografik GmbH
 
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