Jacke oder T-Shirt? Fahrrad oder Straßenbahn? Seit es Smartphones gibt, sind Wetter-Apps aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Für alle Orte der Welt hat das Handy das aktuelle Wetter sowie eine Vorhersage für die nächsten Tage parat. Sonne satt oder doch ein paar Schauer? Für die meisten Menschen gehört der Blick auf die Wetter-App mehrmals am Tag einfach dazu.
Wetter-Apps gehören zu den erfolgreichsten Programmen für Smartphones. Doch nicht immer stimmen die Angaben auf dem Display mit der Wirklichkeit überein. Wie genau sind Wetter-Apps? Woher kommen die Informationen? Kann man sich für die Planung eines Wochenendes tatsächlich darauf verlassen? Der Leiter der Pressestelle des Deutschen Wetterdiensts, Uwe Kirsche, gibt Antworten.
Uwe Kirsche: Wenn ich am Freitag plane, was ich am Wochenende unternehmen werde, verlasse ich mich auf die App. Für alles Kurzfristige schaue ich einfach aus dem Fenster.
Uwe Kirsche: Am Anfang jeder Prognose steht ein möglichst genaues Bild des Ist-Zustandes der Atmosphäre – und zwar weltweit. In Wettervorhersagen fließen Radar- und Satellitenbilder sowie Beobachtungen ein. Diese Beobachtungen und Messungen erfolgen an Wetterwarten, Wetterstationen und Messstellen fast überall auf der Welt. Die Daten bilden die Grundlage für Vorhersagen, das ist bei allen Apps ganz ähnlich. In Deutschland erhebt zum Beispiel der Deutsche Wetterdienst die meisten Daten, auch wenn private Anbieter wie die Meteogroup eigene Messstationen betreiben. Daten aus aller Welt werden dann über ein globales Kommunikationsnetz der nationalen Wetterdienste ausgetauscht und auch von privaten App-Anbietern genutzt. Vorhersagen, für die man Großrechenzentren benötigt, werden von den nationalen Wetterdiensten wie dem DWD berechnet und auch der privaten Wirtschaft zur Verfügung gestellt.
Uwe Kirsche: Alle Wettervorhersagen sind Interpretationen. Die Wettervorhersage ist die Auseinandersetzung mit dem, was in unserer Atmosphäre geschieht. Man kann aber selbst den Ist-Zustand der Atmosphäre nicht zu 100 Prozent erfassen. Je länger man in die Zukunft blickt, umso größer werden die Fehler. Ich verlasse mich auf keine Vorhersage, die über zehn Tage hinausgeht.
Uwe Kirsche: Vorinstallierte Apps auf dem Smartphone basieren oft auf einem für Europa gröberen Modell aus den USA – dem GFS-Modell. In Amerika selbst ist das Raster feiner, in Deutschland mit 28 Kilometern ziemlich grob. Das liegt daran, dass der amerikanische Wetterdienst diese Daten von Anfang an kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Der Deutsche Wetterdienst tut dies erst seit zwei Jahren. Daher basieren die vorinstallierten Apps immer noch oft auf den amerikanischen Daten. Das Problem daran ist, dass Wetter auch in Deutschland oft von Ort zu Ort ganz anders sein kann. Wenn es im Spessart regnet, kann in Würzburg durchaus die Sonne scheinen. Vor allem in Gebirgs- und Küstenregionen werden Vorhersagen so ungenau, wenn man nicht mit der meteorologischen Lupe, also einen feineren Modell, hinschaut.
Uwe Kirsche: Die Temperatur lässt sich relativ genau auch für größere Gebiete vorhersagen, also zumindest für die nächsten fünf bis sieben Tage. Bei den Niederschlägen sieht das anders aus. Niederschläge sind wie bereits beschrieben meist sehr lokal. Man kann sie mit globalen Apps deshalb nicht so genau darstellen.
Uwe Kirsche: Die Daten für den Regenradar stellt der Deutsche Wetterdienst quasi flächendeckend für ganz Deutschland mit Hilfe von 17 Radarstationen rund um die Uhr bereit. Der Regenradar bildet die aktuelle Wetter- Situation ab – wo regnet es gerade, wo ist Hagel in der Atmosphäre. Das heißt, es ist keine Vorhersage, sondern ein Ist-Zustand und das funktioniert sehr gut.
Uwe Kirsche: Eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von 70 Prozent bedeutet, dass es in der Vergangenheit in 100 vergleichbaren Situationen 70 Mal geregnet hat. Selbst bei einer Niederschlagswahrscheinlichkeit von 95 Prozent kann es also trocken bleiben. Umgekehrt genügen auch fünf Prozent für einen Wolkenbruch.
Uwe Kirsche: Präziser für uns sind feiner hinschauende Modelle für Europa oder Deutschland und damit Apps, die deren Daten nutzen. Seit zwei Jahren können Anbieter auch die Modelle des Deutschen Wetterdienstes kostenlos nutzen – in Deutschland hat das feinste Modell eine Maschenweite von 2,2 Kilometern, während das amerikanische globale Modell bei 28 Kilometern liegt.
Uwe Kirsche: Haben wir. Wir bieten seit fünf Jahren die App Warnwetter an. Diese war zunächst kostenlos, doch nach einer Klage von Wetteronline müssen die User nun einmalig 1,99 Euro für die Vollversion bezahlen. Nur eine abgespeckte Version, die sich auf Warnungen vor Unwettern und Naturkatastrophen konzentriert, gibt es weiterhin kostenlos.