
Es sind gut drei Wochen her, dass die Fladunger Museumsbahn an einem Sonntagnachmittag einen Traktor samt Anhänger auf einem Bahnübergang bei Ostheim rammte. Die Dampflok 98 886 entgleiste, Heuballen standen in Flammen, die Passagiere kamen zunächst in einem Biergarten unter und es entstand erheblicher Sachschaden. Da war es naheliegend, dass sich die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Fränkisches Freilandmuseum Fladungen sich jetzt mit der Frage beschäftigte, wie es nun weitergehen soll.
Typisch Rhön
Zunächst machten sich die Mitglieder im Lokschuppen selbst ein Bild von den Schäden an der Lok und den Waggons. In der Sitzung zeigten sie sich vor allem erleichtert, dass keine Personenschäden zu verzeichnen waren. Angesichts des laufenden Verfahrens wollte man allerdings nicht genauer auf die Details des Unfallgeschehens eingehen. Schließlich gab es viel Lob für alle Helfer, nicht nur für die von THW und Feuerwehr. Landrat Thomas Habermann wies besonders auf die verschiedenen Firmen hin, die noch am Sonntag Schotter lieferten und verdichteten und die Kräne stellen, mit den der Zug wieder auf die Gleise gehoben werden konnte, sodass die Lok samt Wagen schon in der Nacht wieder im Lagerschuppen in Fladungen standen. „Es ist halt typisch Rhön, wenn was passiert, halten alle zusammen“, brachte das Verbandsvorsitzender und Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel lobend auf den Punkt.
Brandschäden am Gepäckwagen
Wie es nun weitergehen könnte, darüber informierte der Vorsitzende des Rhön-Zügle-Vereins und Lokführer des Unglückszuges, Lothar Huber. Nach seinen Worten ist vor allem die Lok stark beschädigt. Hier seinen unter anderem zumindest eine Achse und der Rahmen beschädigt, was eine aufwendige Reparatur bedeute. Der folgende Gepäckwagen ist durch den Brand beschädigt. Auch hier müsse das Fahrwerk überprüft werden. Kleinere Schäden sind, nach den Worten Hubers, auch an dem ersten folgenden Personenwagen zu verzeichnen.
Inzwischen seien Sachverständige sowohl vonseiten des Zweckverbandes wie auch von der betroffenen Versicherung beauftragt worden, Gutachten und Kostenvoranschläge zu erarbeiten. Sobald die abgeschlossen seien, könne eine vermutlich länger dauernde Reparatur anlaufen.
30 Meter Gleiskörper beschädigt
Dringlicher ist jedoch die Wiederherstellung der Gleisanlagen. Schließlich soll die Museumsbahn möglichst schnell wieder zwischen Mellrichstadt und Fladungen verkehren. Neben dem Bahnübergang müssen die Schwellen und der Gleiskörper auf etwa 30 Metern Länge wiederhergestellt werden. Wie Helmut Kleinschroth vom Finanzreferat des Bezirks erläuterte, liegt hierfür ein Kostenvoranschlag vor, der umgehend an die Versicherung weitergeleistet wurde. Die Antwort werde täglich erwartet. Danach könnten die Aufträge ausgeschrieben werden. Wann die Arbeiten dann erfolgen, lasse sich aber noch nicht sagen.
Durch den Unfall ist ein Problem deutlich geworden, mit dem sich der Verein Rhön-Zügle schon seit einiger Zeit befasst hatte. Wie Huber erklärte, ist eine Diesellok erforderlich, um bei einem Ausfall der Dampflok das Angebot aufrechterhalten zu können. Schließlich seien technische Probleme nicht auszuschließen und wegen der häufiger werden Trockenheitsphasen dürfe die Dampflok aufgrund der Waldbrandgefahr immer öfter nicht eingesetzt werden. Die vorhandenen Dieselloks seinen zu schwach, um mehr als zwei oder drei voll besetzte Waggons zu ziehen. Es sei dann höchst ärgerlich und sehr schlecht für das Image, wenn Besucher eigens nach Mellrichstadt kämen und der angekündigte Zug fahre nicht.
Leihen oder kaufen
Die eleganteste und billigste Lösung wäre es, vom Deutschen Eisenbahnmuseum in Nürnberg eine historische Diesellok auszuleihen. Falls dies nicht gelinge, solle eine alte Diesellok für einen Maximalpreis von 100 000 Euro angeschafft werden. Der Verein Rhönzügle würde höchstens 50 Prozent der Kosten, maximal 40 000 Euro aufbringen, so Huber. Der Rest müsste über ein Darlehen finanziert werden. Zinsen und Tilgung solle der Zweckverband übernehmen, so sein Vorschlag. Damit auch ausreichend Platz im Lokschuppen ist, soll eine der kleinen Dieselloks verkauft werden.
Dem stimmte das Gremium zu. Allerdings mit der Einschränkung, dass der Verband die genannten Kosten lediglich über fünf Jahre übernehmen und dafür maximal 12 000 Euro pro Jahr aufwenden wird.