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FLADUNGEN
Von der Streutalbahn zum Rhön-Zügle
Eine kleine Schar interessierter Eisenbahnfans haben sich bei den Führungen zur Geschichte der Streutalbahn informiert.
Foto: Peter Federlein | Eine kleine Schar interessierter Eisenbahnfans haben sich bei den Führungen zur Geschichte der Streutalbahn informiert.
Peter Federlein
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:16 Uhr

18,2 Kilometer lang ist die Bahnstrecke von Mellrichstadt nach Fladungen. Bei einer Sonderführung wurde jetzt wieder einmal die Geschichte der Streutalbahn ausführlich erläutert.

Auf die Einladung des Freilandmuseums haben sich etliche Interessierte, darunter auch einige Kinder, am Bahnhof Fladungen eingefunden. Der Eisenbahnexperte unter den Museumsführern, Peter Ernst, leitete die Führung; er hat den Besuchern neben den historischen Daten die umfangreichen Vorschriften des Bahnbetriebes vermittelt.

Pappfahrkarten und Lochzange

Exponate aus der Bahngeschichte im Dritten-Klasse-Wartesaal im Bahnhof ließen die Begründung dieser Betriebsvorschriften erkennen: Zugschluss-Schilder, Laternen, Abstandsmarken, Edmondsche Pappfahrkarten und die Kontroll- und Lochzange, womit der Zugführer diese Karten entwertet hat.

Die Inbetriebnahme der Streutalbahn erfolgte am 28. Dezember 1898; nachdem die technische Probefahrt zuvor, am 20. Dezember, mit Ehrengästen im mit Girlanden und Fahnen in bayerischen und weimarischen Farben geschmückten Zug erfolgt war. Die Strecke war seinerzeit eine „Zwei-Länder-Bahn“; denn sie führte von Mellrichstadt im Königreich Bayern über die Enklave Ostheim, die zum Großherzogtum Sachsen-Weimar gehörte und vor Nordheim, wieder ins Königreich Bayern. Mit der Betriebsführung war die Königlich-Bayerische Staatseisenbahn beauftragt.

Sicherer Transport

Auf dem Lageplan ist ersichtlich, dass bis 1927 der Bahnübergang bei der heutigen Gärtnerei Fiedler ebenerdig war. Die Aufschüttung des Bahndamms und der Bau der Brücke erfolgte deshalb, damit die bis dahin bestehende Steigung in Richtung Ostheim entfiel.

In der Hauptsache waren Güterzüge auf der Streutalbahn unterwegs. Züge mit Basalt und Holz, bis 1985 wurden täglich sechs Waggons Zuckerrüben nach Mellrichstadt gefahren. Dort sind weitere Waggons mit Zuckerrüben zusammengestellt worden, die alle die Zuckerfabrik in Zeil zum Ziel hatten. Nachdem die Zuckerrüben per Lkw transportiert wurden, waren auf kurvigen Straßen öfters Rüben an Wegerändern zu sehen, die unterwegs verloren wurden. „Das gab es bei der Eisenbahn nicht“, versicherte Ernst, „denn dort wurde ganz genau geladen und darauf geachtet, dass nichts daneben fiel“. Und auf dem Schienenweg ging auch nichts verloren.

Jetzt Museumsbahn

1976 wurde der Personenverkehr eingestellt, der Güterverkehr rentierte sich nicht mehr, so dass 1987 das Ende des Bahnbetriebes erfolgte. Ernst berichtete über die komplizierten Verhandlungen, die zur Gründung der Museumsbahn führten. Die Bahn wollte die Strecke schon abbauen; Landrat Fritz Steigerwald hat erreicht, dass die gesamte Strecke unter Denkmalschutz gestellt wurde. Am 14. September 1996 erfolgte, noch auf der „Insellösung“ Fladungen – Ostheim die erste Fahrt der als „Rhön-Zügle“ benannten Bahn. Gemeinsam mit der Stadt Mellrichstadt und den Landkreis Rhön-Grabfeld ist es gelungen, das Teilstück von Ostheim bis Mellrichstadt zu erwerben. Seit Oktober 2000 verkehrt das „Rhön-Zügle“ auf der wieder hergestellten Gesamtstrecke.

„Rhön-Blitz“ bringt Touristen

Ernst erklärte die Strecke, deren Signale und die Funktionsweise der Weichen sowie deren Absicherungen über Schlösser und Schlüssel. Über die Streutalbahn kamen auch Touristen in die Rhön. Vor allem im Winter war der „Rhön-Blitz“ beliebt, der Skifahrer und Rodler aus der Würzburger Gegend auf die damals noch schneereichen Berge und Hügel brachte.

Abschließend durften die Besucher noch in einen Dritte-Klasse-Personenwagen, der mit Holzbänken ausgestattet war, Probesitzen. Und in den Lokschuppen, wo vor allem bei den Kindern das Erklimmen des Dampflok-Führerstandes der Renner war.

Wichtig ist auch heute beim Betrieb vom Rhön-Zügle die Funktionsweise, Handhabung und Absicherung der Weichen.
Foto: Peter Federlein | Wichtig ist auch heute beim Betrieb vom Rhön-Zügle die Funktionsweise, Handhabung und Absicherung der Weichen.
Peter Ernst, der Eisenbahnexperte unter den Museumsführern, erklärte anhand einiger Exponate wie der Eisenbahnbetrieb auf der Streutalbahn abgelaufen ist.
Foto: Peter Federlein | Peter Ernst, der Eisenbahnexperte unter den Museumsführern, erklärte anhand einiger Exponate wie der Eisenbahnbetrieb auf der Streutalbahn abgelaufen ist.
 
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