Seit Ende Oktober des vergangenen Jahres ist die Milseburghütte verschlossen. Sie wird abgerissen. Auf den Fundamenten soll ein Neubau errichtet werden. Wann dies geschehen soll, ist noch unklar. Ziel ist aber eine Realisierung dieses Jahr.
Doch die Umsetzung ist nicht so einfach. Denn die Hütte steht in einem sensiblen Gebiet. Fast der gesamte Berg ist Kernzone im Biosphärenreservat und genießt damit den höchsten Schutzstatus in Deutschland. Dort darf nichts verändert werden. Selbst für einen Abriss müssen viele Vorgaben, die das Regierungspräsidium Kassel stellt, erfüllt werden. Deshalb kann weder der Landkreis als Koordinator eines Neubaus noch die Gemeinde Hofbieber als offizieller Bauherr, sagen, wie der Zeitplan aussieht.
500 000 Euro im Haushalt
Markus Röder, der Bürgermeister der Gemeinde Hofbierber, auf deren Gemarkung sich die Milseurg und die gleichnamige Hütte befinden, wagt eine Prognose: Wenn im Spätsommer mit den Bauarbeiten begonnen würde, wäre ich froh.“ Im Haushalt stehen 500 000 Euro dafür bereit. Ansonsten verweist er auf die schwierigen Rahmenbedingungen in dem sensiblen Naturschutzgebiet, ehe mit den Abriss- und danach mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. "Es handelt sich um keine normales Baustelle", sagt er.
"Die Anträge auf eine Ausnahmegenehmigung von der Naturschutzgebietsverordnung sind noch nicht abschließend ausgearbeitet. Notwendig ist dafür unter anderem auch eine landschaftspflegerische Begleitplanung. Wir gehen davon aus, dass die Antragstellung beim Regierungspräsidium im Frühjahr erfolgen kann. Danach terminieren sich Abriss und Ersatzbau der Milseburghütte“, erklärt Leoni Rehnert, Pressesprecherin der Kreisverwaltung Fulda, über die Vorgehensweise.
Umzug nach Allmus
Gebaut werden soll die neue Hütte ohne eine zentrale Ver- und Entsorgung. Das heißt, das Wasser muss weiterhin auf den Berg transportiert werden, und es werden vermutlich Chemie-Toiletten geplant. Hintergrund ist die Befürchtung, dass die Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutzs (HGON) im Falle einer Bohrung durch das Gestein, um Wasser- und Abwasserleitungen unterirdisch auf die Hütte zu führen, gegen das Projekt klagt. Die HGON fürchtet ihrerseits dadurch Beeinträchtigungen des Biotops.
Da die Milseburghütte geschlossen ist, sind die Montagssänger umgezogen. Sie waren fester Bestandteil der Hütte seit 38 Jahren. Am 28. Oktober haben sie das letzte Mal dort gesungen und sich musikalisch verabschiedet. Seit Anfang November haben sie im Gasthaus Zum Hirsch in Allmus, einem Ortsteil von Hofbieber, eine neue Heimat gefunden. Und es gefällt den mehr als 50 Sängerinnen und Sängern, die aus dem gesamten Landkreis Fulda und den angrenzenden Landkreisen wie auch Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen kommen, sehr gut. „Das ist wunderbar hier. Eine tolle und gemütliche Atmosphäre“, lobt Ernst Faulstich aus Steinau.
Hoffen auf den Blitzschlag
Und auch Wirt Bernhard Flügel freut sich über die stimmungsvollen Rhönlieder, die so gut in die 201 Jahre alte Gaststätte passen. Der 97-jährige Leiter des Singens, Martin Haas aus Eichenzell, ist ebenfalls begeistert von der urigen Schänke: „Besser hätten wir es nicht treffen können.“ Trotz der großen Zufriedenheit stellt er fest: „Selbstverständlich gehen wir wieder zurück, wenn die Hütte neu gebaut ist.“ Wann dies der Fall sein wird, weiß er auch nicht. Nur eines: „Die neue soll so aussehen wie die alte und soll genau so urig sein. Der Hüttencharakter muss auf alle Fälle erhalten bleiben“, macht Haas klar.
Sänger und Wanderer sollen sich wohlfühlen. Und seine Ansicht teilen ausnahmslos alle Mitsänger. Haas macht auf die vielen Vorgaben für einen Abriss und Wiederaufbau aufmerksam und hat eine nicht ernst zu nehmende Lösung parat: „Am besten wäre es, wenn der Blitz einschlägt und das Haus abbrennt. Dann brauchen wir keine Genehmigung.“ Man müsse geduldig warten, bis die neue Hütte steht, sagt er zum Zeitpunkt eines Neubaus.