Es war ein harter Wahlabend für Vertreter und Anhänger der CSU - im Bund, im Land, im Wahlkreis Bad Kissingen und damit auch im Landkreis Rhön-Grabfeld. Wie all die Wahlen zuvor setzten sich die Christsozialen zwar auch diesmal wieder klar durch. Dennoch gab es lange Gesichter, denn der Absturz war dramatisch und das Ergebnis historisch schlecht.
Mit sieben Prozent verzeichneten die Christsozialen im Wahlkreis 248 mit den Kreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und den Haßbergen die höchsten Verluste im Vergleich zur Wahl 2017. Sie landen bei gerade einmal 37,58 Prozent der Zweitstimmen. 2013 lag das Ergebnis noch bei 53,9 Prozent. Zwar war das damals der beste Wahlkreiswert der Schwarzen in Unterfranken. Konkret bedeutet dies auch, dass die CSU im Vergleich zu 2017 genau 10 728 Wähler verloren hat. Nur wenig besser sind da die Zahlen in Rhön-Grabfeld. Hier erreichte die Partei von Markus Söder einen Stimmenanteil von 39,24 Prozent.
Negativtrend für Dorothee Bär
Noch steiler als bei ihrer Partei fiel der Negativtrend für Dorothee Bär aus. Im Vergleich zu den vorherigen Wahlen verlor die bisherige Staatsministerin für Digitales gleich zwölf Prozent der Stimmen und landete bei für ihre Verhältnisse kläglichen 39,1 Prozent (Rhön-Grabfeld 41,1 Prozent). Bei den absoluten Stimmenzahlen bedeutet das einen Verlust von 19 149 Wählern. Das waren mehr Stimmen wie ihre Mitbewerberin Manuela Rottmann (16 467) von den Grünen überhaupt erhielt.
- Kommentar: Bitterer Sieg und feiernde Verlierer
Gewinner bei den Zweitstimmen im Wahlkreis waren die Grünen mit einem Plus von 2,48 Prozent (Gesamt 9,17), die SPD mit Plus 1,8 Prozent (17,64) und schließlich die Freien Wähler (7,3). Die erzielten im Wahlkreis mit 4,9 Prozent die höchsten Zuwächse im Vergleich zu 2017, in den Bundestag zogen sie bekanntlich aber nicht ein.
Linke verliert massiv
Während die FDP praktisch unverändert mit 8,8 Prozent abschnitt, rutschte neben der CSU auch die AfD um 0,9 Prozent ins Minus und landete bei 10,65 Prozent. Noch härter traf es die Linke, die 3,1 Prozent der Stimmen verlor und auf lediglich knapp 2,8 Prozent kam.
Hochburgen, Ausreißer, Merkwürdigkeiten: Auch diese Bundestagswahl wartet im Landkreis Rhön-Grabfeld mit Überraschungen auf. Dabei geht der Blick zuallererst in das kleine Willmars am Rande des Streutals. Das Dorf ist immer wieder für besondere Konstellationen gut, so auch nach dieser Bundestagswahl 2021. Das fängt bei der CSU an. Die hat es dort schon immer nicht leicht. Bei den Zweitstimmen holten die Christsozialen hier mit 31 % das schlechteste Ergebnis im Landkreis. Dafür gaben die Willmarser den Sozialdemokraten mit 20,5 % die zweitmeisten Stimmen im Landkreis, nur Ostheim sympathisierte mit 23,2 % noch mehr mit der Scholz-Partei.
Gespaltenes Willmars
Und doch scheint das Dorf etwas gespalten. So rot es einerseits scheint, so groß ist die Gunst für die AfD. Mit 15,6 % bei den Zweitstimmen sahnten die Rechtsaußen in Willmars am meisten ab. 12 % bei den Erststimmen in Willmars bedeuten das zweitbeste Landkreis-Ergebnis für die AfD. Quasi als Ausgleich für das andere Ende des politischen Spektrums gab es in dem Dorf 4 % der Erststimmen für die Linke: Landkreis-Rekord.
Ein Blick zu den Grünen: Die grüne Hochburg im Landkreis ist Unsleben: Mit 18,8% der Erststimmen und 17,4% der Zweitstimmen hat das Dorf beinahe urbane Sympathien für Bündnis 90/Die Grünen. Die wenigsten Erststimmen im Landkreis holte sich Kandidatin Manuela Rottmann mit 2,7% in Herbstadt, mit 3,4% der Zweitstimmen waren die Grünen der große Verlierer in Aubstadt.
Was gilt der Prophet im eigenen Land?
Bei den Freien Demokraten in Rhön-Grabfeld darf sich Stockheim mit dem Titel der Hochburg schmücken. Mit 11% der Erststimmen und gar 13,1 % der Zweitstimmen liegt die Streutalgemeinde hier vorne. Und was ist mit der Heimatgemeinde des FDP-Direktkandidaten Karl Graf von Stauffenberg? Mit 9,5% der Erststimmen hat Stauffenberg in der Heimatgemeinde nicht sonderlich reüssiert, mit 7,4% bei den Zweitstimmen sieht es nicht viel besser aus. Am glücklosesten war Stauffenberg in Salz, wo er nur 4% der Wahlberechtigten überzeugen konnte.
Doro Bär ist in Hausen die Favoritin
Der politische Platzhirsch bleibt trotz herber Verluste die CSU. In Sandberg konnte sie mit 51,8 % der Erststimmen für Dorothee Bär so etwas wie nostalgische Gefühle pflegen. In den Walddörfern holte die CSU mit 47,1% auch die meisten Zweitstimmen in Rhön-Grabfeld. In Bad Königshofen wiederum war die Sympathie für Dorothee Bär die geringste.
Das Stammland der SPD in Rhön-Grabfeld ist gemäß der Wahltabellen Ostheim. Mit 22,1% der Erst-und 23,2% der Zweitstimmen ist die einstige thüringische Enklave auch so etwas wie die sozialdemokratische Enklave im Landkreis. Dagegen stehen Trappstadt, wo die Sozis nur 9,8% der Erststimmen holten, und Hausen, das mit 11,7% das Schlusslicht für die Roten im Landkreis bildet.
AfD-Hochburg Sondheim/Rhön
Bleibt die Alternative für Deutschland. Die holte in Sondheim/Rhön mit 12,6% die meisten Erststimmen. Wenig erfolgreich blieb die rechte Partei in Aubstadt, wo sie nur 5,7% der Erststimmen holte, und in Unsleben, wo nur 6,4% der Zweitstimmen auf die AfD entfielen.
Bei all den großen und kleinen Zahlen steht am Ende eine Zahl, mit der alle Kandidatinnen und Kandidaten zufrieden sein müssten. Die Wahlbeteiligung betrug 81,4%. Das entspricht auch im Landkreis Rhön-Grabfeld einem klaren Sieg für die demokratische Kultur.