Die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld schließt zum 1. Dezember dieses Jahres fünf ihrer derzeit noch 20 Standorte im Landkreis Rhön-Grabfeld und im benachbarten Thüringen. Hintergrund für das neue Filialkonzept ist laut der Genossenschaftsbank die fortschreitende Digitalisierung des Bankgeschäftes, die auch eine veränderte Nutzung durch die Kunden nach sich zieht. Auch die Corona-Pandemie trägt ihren Teil dazu bei, sagt der Vorstandsvorsitzende Markus Merz. Im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2019 seien die Auszahlungen an den Geldautomaten bisher um rund 20 Prozent zurückgegangen. Die Kunden haben der Aufforderung des Einzelhandels Folge geleistet und "deutlich mehr mit Karte bezahlt", führt Merz im Gespräch mit dieser Redaktion an.
Wie die Bank mitteilt, werden die klassischen Serviceschalter immer weniger frequentiert. Dafür steige die Nutzung digitaler Angebote stark an. „Auf einen Kundenbesuch am Schalter in einer unserer Filialen kommen 700 Besuche unserer Online- und Selbstbedienungsangebote“, erklärt Markus Merz. "Entsprechend der Kundennachfrage bauen wir daher unser Digitalangebot aus." Im Gegenzug wird das Filialnetz vor Ort ausgedünnt. Geschlossen werden die Filialen beziehungsweise Selbstbedienungsfilialen, also Standorte, wo ausschließlich Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker stehen, in Nordheim, Wollbach, Heustreu, Bastheim und Sulzfeld.
100 Abhebungen am Tag nötig
"Natürlich ist es bitter, wenn man eine Filiale in einem Ort aufgeben muss", sagt Bankvorstand Markus Merz, verweist aber auf betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten. Werden Automaten nur wenig genutzt, werde der Erhalt auf den Prüfstand gestellt. Laut Merz sind rund 100 Abhebungen pro Tag an einem Geldautomat nötig, um diesen unter wirtschaftlichen Aspekten zu erhalten. Dabei rechnet die Bank auch Fremdabbucher mit ein, also Kunden anderer Banken, die für eine Abhebung 3,80 Euro Gebühr zahlen. Für Kunden der Volksbank Raiffeisenbank sowie der Sparkasse sind Abhebungen gebührenfrei. Der Geldautomat in Saal etwa, der an der Bundesstraße liegt, wird laut Merz auch rege von Fremdkunden genutzt. In anderen Orten gehen die Abbuchungen hingegen zurück. In Nordheim haben sich in den vergangenen Monaten im Durchschnitt 69 Kunden am Tag am Automaten Geld auszahlen lassen, in Heustreu 60, in Bastheim und Großbardorf 54, in Wollbach 50 und in Sulzfeld 48, gibt Merz auf Anfrage preis.
Veränderungen gibt es auch an anderen Standorten. Die Filialen Salz, Saal und Großbardorf werden im Zuge der Umstrukturierung sogenannte Beratungsfilialen. Vor Ort werden nach vorheriger Terminvereinbarung Beratungen angeboten, der Schalter wird geschlossen. In Saal bleibt der Geldautomat bestehen, in Großbardorf ist die Nutzung laut Genossenschaftsbank derart gering, dass der Geldautomat nicht mehr weiter betrieben wird. In Salz besteht noch die Überlegung, gemeinsam mit der Sparkasse ein Büro einzurichten. In Fladungen und Oberelsbach sind bereits Beratungsbüros mit Geldautomat und Kontoauszugsdrucker in Verbindung mit der Sparkasse geplant. Die Filialen Jüchsen und Herschfeld werden reine Selbstbedienungsfilialen. Alle anderen Filialen bleiben unverändert bestehen, heißt es.
2017 wurden zehn Filialen geschlossen
Zunächst zumindest. Zuletzt waren Ende 2017 zehn von bis dahin noch 31 Filialen der Volksbank Raiffeisenbank geschlossen worden. Die Gründe waren damals die gleichen wie heute: Immer weniger Kunden nutzen die Schalter, führt die Bank an. Man wolle die Kunden aber nicht im Regen stehen lassen und suche gerade an den Standorten, wo Filialen geschlossen werden, nach Alternativen, versichert Markus Merz. Auszahlungsmöglichkeiten, gerade für ältere Leute, die nicht mobil sind, könnten etwa bei örtlichen Geschäften geschaffen werden. "Wir werden hier gezielt auf Einzelhändler zugehen", vespricht Merz. In Aubstadt werde dies im Dorfladen bereits seit geraumer Zeit erfolgreich gehandhabt, und auch in Bastheim soll diese Möglichkeit im Dorfladen angeboten werden.
Bastheimer erzürnt über die Entscheidung
Die Bastheimer Bürgervertreter hatte die Ankündigung, dass der Geldautomat in der Gemeinde wegkommt, heftig erzürnt. In der Gemeinderatssitzung am 15. Oktober hatte Bürgermeister Tobias Seufert die schlechte Nachricht bereits verkündet. Seufert führte an, mit dem Geldinstitut verhandelt zu haben, jedoch ohne Erfolg. Es ist davon auszugehen, dass auch andere Mandatsträger die Schließung ihrer Standorte nicht widerspruchslos hinnehmen wollen. Markus Merz zeigt hierfür Verständnis, machte er im Gespräch mit dieser Redaktion deutlich, sieht die Entscheidung jedoch als alternativlos. Entsprechend seien die Mitgliedervertreter der Genossenschaftsbank bereits über die anstehenden Veränderungen im Filianetz informiert worden.
Fladungens Bürgermeister Michael Schnupp hatte schon in diesem September verkündet, dass die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld künftig eine Beratungsfiliale mit der Sparkasse im Gebäude der VR-Bank in Fladungen anbieten wird. Damit bleibt auch der Geldautomat in der Stadt erhalten. Er rief die Bürger dazu auf, diese Infrastruktur rege zu nutzen, um zu verhindern, dass auch dieser Automat abgebaut wird. "Es ist unsere einzige Möglichkeit, darauf einzuwirken, dass er dauerhaft bleibt und wir uns in Fladungen schnell mit Bargeld versorgen können", appellierte der Bürgermeister im Stadtrat an seine Mitbürger.
Fundierte Beratung in den größeren Filialen
Wenn der Gang zur Bank nicht mehr möglich ist, kann die telefonische Beratung weiterhelfen. Sie wird laut Markus Merz bereits jetzt gut nachgefragt. Geschäfte, die bisher am Schalter getätigt wurden, können von zu Hause mit dem Telefon erledigt werden. Die Direktfiliale steht Kunden, die keinen Online-Banking-Zugang haben, von Montag bis Freitag täglich 16 Stunden und am Wochenende sechs Stunden zur Verfügung. Hier können beispielsweise Überweisungen bis 2500 Euro per Telefon getätigt werden. „Und bei komplexen Beratungen zu Geldanlage, Altersvorsorge oder Baufinanzierung ist eine zunehmende Nutzung unserer spezialisierten Berater in den größeren Filialen zu verzeichnen“, teilt Vorstandsmitglied Michael Reif, der für das Privatkundengeschäft zuständig ist, mit.
Das neue Filialkonzept der Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld
Beratungsbüros mit Geldautomat sind bereits in Fladungen und Oberelsbach installiert, weitere Beratungsbüros werden in Salz, Saal und Großbardorf eingerichtet. In Großbardorf gibt es aber die Ausnahme, dass hier künftig kein Geldautomat mehr steht.
Selbstbedienungsfilialen, in denen den Kunden ausschließlich ein Geldautomat zur Verfügung steht, sind künftig in Herschfeld (Rhön-Grabfeld) und in Jüchsen in Thüringen.
Geschlossen werden die Standorte in Nordheim, Bastheim, Wollbach, Heustreu und Sulzfeld.
Die Kleinen gehen zuerst über die Wupper. War schon immer so. Gerade im Bankengeschäft. Mehr Beispiele gefällig, man lese die jüngere Wirtschaftsgeschichte.
Banken sind ein Auslaufmodell.
Es gibt auch keine gelben Telefonzellen mehr oder auch von Tante-Emma-Läden redet keiner mehr...
Vermutlich wird nur noch die bestehende Belegschaft der Sparkassen und VR-Banken natürlich abgewickelt... Ich kann niemanden mehr raten eine Ausbildung als Bankkaufmann zu beginnen!
Letztlich ist man heutzutage oftmals nichts anderes mehr als ein Verkäufer von Finanzprodukten den man der verbliebenen Kundschaft aufschwatzen muss.
Die Schließung einer oder zwei der genannten Filialen/Geldautomaten könnte doch zu Synergie-Effekten an anderen Standorten führen? Warum macht man gleich den ganzen Bereich dicht und versucht nicht, zumindest eines der Angebote zu erhalten?
Und durchziehen.