zurück
Bad Neustadt
Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld schließt fünf Filialen
Mehr Online-Banking und Bezahlen mit Karte bedeutet im Gegenzug, dass kleine Bank-Standorte das Nachsehen haben. Wie die Leute vor Ort dennoch an ihr Geld kommen können.
Die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld installiert ein neues Filialkonzept. Fünf Standorte schließen. Künftig wird es im Verbreitungsgebiet noch acht komplette Filialen mit Schalter geben. Eine davon ist die in Mellrichstadt (unser Bild).
Foto: Simone Stock | Die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld installiert ein neues Filialkonzept. Fünf Standorte schließen. Künftig wird es im Verbreitungsgebiet noch acht komplette Filialen mit Schalter geben.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:03 Uhr

Die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld schließt zum 1. Dezember dieses Jahres fünf ihrer derzeit noch 20 Standorte im Landkreis Rhön-Grabfeld und im benachbarten Thüringen. Hintergrund für das neue Filialkonzept ist laut der Genossenschaftsbank die fortschreitende Digitalisierung des Bankgeschäftes, die auch eine veränderte Nutzung durch die Kunden nach sich zieht. Auch die Corona-Pandemie trägt ihren Teil dazu bei, sagt der Vorstandsvorsitzende Markus Merz. Im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2019 seien die Auszahlungen an den Geldautomaten bisher um rund 20 Prozent zurückgegangen. Die Kunden haben der Aufforderung des Einzelhandels Folge geleistet und "deutlich mehr mit Karte bezahlt", führt Merz im Gespräch mit dieser Redaktion an.

Wie die Bank mitteilt, werden die klassischen Serviceschalter immer weniger frequentiert. Dafür steige die Nutzung digitaler Angebote stark an. „Auf einen Kundenbesuch am Schalter in einer unserer Filialen kommen 700 Besuche unserer Online- und Selbstbedienungsangebote“, erklärt Markus Merz. "Entsprechend der Kundennachfrage bauen wir daher unser Digitalangebot aus." Im Gegenzug wird das Filialnetz vor Ort ausgedünnt. Geschlossen werden die Filialen beziehungsweise Selbstbedienungsfilialen, also Standorte, wo ausschließlich Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker stehen, in Nordheim, Wollbach, Heustreu, Bastheim und Sulzfeld.  

100 Abhebungen am Tag nötig 

"Natürlich ist es bitter, wenn man eine Filiale in einem Ort aufgeben muss", sagt Bankvorstand Markus Merz, verweist aber auf betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten. Werden Automaten nur wenig genutzt, werde der Erhalt auf den Prüfstand gestellt. Laut Merz sind rund 100 Abhebungen pro Tag an einem Geldautomat nötig, um diesen unter wirtschaftlichen Aspekten zu erhalten. Dabei rechnet die Bank auch Fremdabbucher mit ein, also Kunden anderer Banken, die für eine Abhebung 3,80 Euro Gebühr zahlen. Für Kunden der Volksbank Raiffeisenbank sowie der Sparkasse sind Abhebungen gebührenfrei. Der Geldautomat in Saal etwa, der an der Bundesstraße liegt, wird laut Merz auch rege von Fremdkunden genutzt. In anderen Orten gehen die Abbuchungen hingegen zurück. In Nordheim haben sich in den vergangenen Monaten im Durchschnitt 69 Kunden am Tag am Automaten Geld auszahlen lassen, in Heustreu 60, in Bastheim und Großbardorf 54, in Wollbach 50 und in Sulzfeld 48, gibt Merz auf Anfrage preis. 

Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld schließt fünf Filialen

Veränderungen gibt es auch an anderen Standorten. Die Filialen Salz, Saal und Großbardorf werden im Zuge der Umstrukturierung sogenannte Beratungsfilialen. Vor Ort werden nach vorheriger Terminvereinbarung Beratungen angeboten, der Schalter wird geschlossen. In Saal bleibt der Geldautomat bestehen, in Großbardorf ist die Nutzung laut Genossenschaftsbank derart gering, dass der Geldautomat nicht mehr weiter betrieben wird. In Salz besteht noch die Überlegung, gemeinsam mit der Sparkasse ein Büro einzurichten. In Fladungen und Oberelsbach sind bereits Beratungsbüros mit Geldautomat und Kontoauszugsdrucker in Verbindung mit der Sparkasse geplant. Die Filialen Jüchsen und Herschfeld werden reine Selbstbedienungsfilialen. Alle anderen Filialen bleiben unverändert bestehen, heißt es.

2017 wurden zehn Filialen geschlossen

Zunächst zumindest. Zuletzt waren Ende 2017 zehn von bis dahin noch 31 Filialen der Volksbank Raiffeisenbank geschlossen worden. Die Gründe waren damals die gleichen wie heute: Immer weniger Kunden nutzen die Schalter, führt die Bank an. Man wolle die Kunden aber nicht im Regen stehen lassen und suche gerade an den Standorten, wo Filialen geschlossen werden, nach Alternativen, versichert Markus Merz. Auszahlungsmöglichkeiten, gerade für ältere Leute, die nicht mobil sind, könnten etwa bei örtlichen Geschäften geschaffen werden. "Wir werden hier gezielt auf Einzelhändler zugehen", vespricht Merz. In Aubstadt werde dies im Dorfladen bereits seit geraumer Zeit erfolgreich gehandhabt, und auch in Bastheim soll diese Möglichkeit im Dorfladen angeboten werden. 

Bastheimer erzürnt über die Entscheidung

Die Bastheimer Bürgervertreter hatte die Ankündigung, dass der Geldautomat in der Gemeinde wegkommt, heftig erzürnt. In der Gemeinderatssitzung am 15. Oktober hatte Bürgermeister Tobias Seufert die schlechte Nachricht bereits verkündet. Seufert führte an, mit dem Geldinstitut verhandelt zu haben, jedoch ohne Erfolg. Es ist davon auszugehen, dass auch andere Mandatsträger die Schließung ihrer Standorte nicht widerspruchslos hinnehmen wollen. Markus Merz zeigt hierfür Verständnis, machte er im Gespräch mit dieser Redaktion deutlich, sieht die Entscheidung jedoch als alternativlos. Entsprechend seien die Mitgliedervertreter der Genossenschaftsbank bereits über die anstehenden Veränderungen im Filianetz informiert worden. 

Fladungens Bürgermeister Michael Schnupp hatte schon in diesem September verkündet, dass die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld künftig eine Beratungsfiliale mit der Sparkasse im Gebäude der VR-Bank in Fladungen anbieten wird. Damit bleibt auch der Geldautomat in der Stadt erhalten. Er rief die Bürger dazu auf, diese Infrastruktur rege zu nutzen, um zu verhindern, dass auch dieser Automat abgebaut wird. "Es ist unsere einzige Möglichkeit, darauf einzuwirken, dass er dauerhaft bleibt und wir uns in Fladungen schnell mit Bargeld versorgen können", appellierte der Bürgermeister im Stadtrat an seine Mitbürger.

Fundierte Beratung in den größeren Filialen 

Wenn der Gang zur Bank nicht mehr möglich ist, kann die telefonische Beratung weiterhelfen. Sie wird laut Markus Merz bereits jetzt gut nachgefragt. Geschäfte, die bisher am Schalter getätigt wurden, können von zu Hause mit dem Telefon erledigt werden. Die Direktfiliale steht Kunden, die keinen Online-Banking-Zugang haben, von Montag bis Freitag täglich 16 Stunden und am Wochenende sechs Stunden zur Verfügung. Hier können beispielsweise Überweisungen bis 2500 Euro per Telefon getätigt werden. „Und bei komplexen Beratungen zu Geldanlage, Altersvorsorge oder Baufinanzierung ist eine zunehmende Nutzung unserer spezialisierten Berater in den größeren Filialen zu verzeichnen“, teilt Vorstandsmitglied Michael Reif, der für das Privatkundengeschäft zuständig ist, mit.

Das neue Filialkonzept der Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld

Filialen mit Schalter, Geldautomat und Kontoauszugsdrucker stehen den Kunden im Landkreis Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt in der Spörleinstraße und im Stadtteil Brendlorenzen sowie in Bad Königshofen, Mellrichstadt, Ostheim und Bischofsheim zur Verfügung. Im benachbarten Thüringen sind diese Filialen auch in Meiningen und in Wasungen eingerichtet.
Beratungsbüros mit Geldautomat sind bereits in Fladungen und Oberelsbach installiert, weitere Beratungsbüros werden in Salz, Saal und Großbardorf eingerichtet. In Großbardorf gibt es aber die Ausnahme, dass hier künftig kein Geldautomat mehr steht.
Selbstbedienungsfilialen, in denen den Kunden ausschließlich ein Geldautomat zur Verfügung steht, sind künftig in Herschfeld (Rhön-Grabfeld) und in Jüchsen in Thüringen.
Geschlossen werden die Standorte in Nordheim, Bastheim, Wollbach, Heustreu und Sulzfeld.
ski
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Neustadt
Simone Stock
Bankvorstände
Berater
Bürgermeister und Oberbürgermeister
Einzelhandel
Einzelhändler
Geldautomaten
Herschfeld
Internet
Kunden
Online-Banking
Tobias Seufert
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Funkenstern
    Volksbank und Raiffeisenbank gibts heute nur noch, weil sie rechtzeitig fusionierten. Sonst gäbe es beide nicht mehr, da deren Wasserköpfe mehr verschlungen haben, als erwirtschaftet wurde. Schon bei der Fusion sind genügend Leute geschasst worden. Ähnlich sieht es bei der Sparkasse aus. Der Name entstand aus dem Wort Sparen und Kasse. Heute ist es nur noch Sparen und Immobilien auf Kosten der Nutzer hinstellen.
    Die Kleinen gehen zuerst über die Wupper. War schon immer so. Gerade im Bankengeschäft. Mehr Beispiele gefällig, man lese die jüngere Wirtschaftsgeschichte.
    Banken sind ein Auslaufmodell.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Albatros
    Mir ist hier zu viel Nostalgie-Herz-Schmerz in der ganzen Diskussion. Früher hatte jedes Kuhdorf seine Raiba oder Volksbank, mit eigenem Vorstand, fürstlich bezahlt. 2 - 3 Mitarbeiter haben sich da jeden Tag den Hintern breit gesessen, denn überarbeitet hat sich dort keiner. Die Gebäude waren in aller Regel angemietet, d. h. , man hat sich in tausenden Dörfern eine Bankenlandschaft geleistet, die einfach nicht mehr bezahlbar ist, und dies wohlgemerkt mit dem Geld der Kunden. Zum einen war die Mobilität der Kunden eine andere als Heute, zum anderen wird der größte Teil aller Transaktionen digital verarbeitet. Völlig unterschätzt werden vielfach ältere Menschen von denen man glaubt, sie befinden sich im Nirvana der Bankenwelt. Weit gefehlt, sehr viele ältere Menschen sind technisch auf dem neuesten Stand. Aber natürlich gibt es noch das alte Mütterlein, die sich nicht mehr ins digitale Zeitalter beamen will, da sind dann die Kinder gefragt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Albatros
    @Hentinger, ich hoffe dass ich im Alter in unserem Kuhdorf wohnen werde. Meine Frau und ich werden sicherlich mobil sein daher benötige ich auch keine Zweigffiliale in meinem Kuhdorf, denn ich praktiziere schon seit vielen Jahren meine privaten Bankgeschäfte am PC. Was meine Kinder angeht, nun, Arbeitsplatz in unserem Kuhdorf finden Sie sicherlich keinen, daher werden sie ihren Weg in einer Stadt, vielleicht auch in einem anderen Land gehen. Ich steige nicht in Ihr Konzert des Jammerns ein, das ist nicht meine Welt.Ich bin gewohnt mir selbst zu helfen, helfe aber auch gerne Anderen, die Hilfe benötigen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dietmar@eberth-privat.de
    Das ist nicht schön, insbesondere für die ältere Bevölkerung, aber so ist das in der Privatwirtschaft. Wenn man keinen Nutzen mehr sieht, wird abgeschafft. Schade nur das man nicht das Gespräch mit der Gemeinde gesucht hat.

    Es gibt auch keine gelben Telefonzellen mehr oder auch von Tante-Emma-Läden redet keiner mehr...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jochen.schoen79@web.de
    @hentinger: Ich glaube Sie verwechseln da was. Die von Ihnen beschriebenen vom Staat geretteten systemrelevanten Banken sind hier nicht betroffen. Nach meinem Wissen hat keine VR-Bank und keine Sparkasse Geld vom Staat bekommen. Sie vermischen dies hier mit der Rettung der Großbanken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    ich geh davon aus, dass es in einigen Jahren überhaupt keine Filialen oder Geldautomaten mehr auf breiter Fläche gibt - maximal in Städten aber der Größe von NES.

    Vermutlich wird nur noch die bestehende Belegschaft der Sparkassen und VR-Banken natürlich abgewickelt... Ich kann niemanden mehr raten eine Ausbildung als Bankkaufmann zu beginnen!
    Letztlich ist man heutzutage oftmals nichts anderes mehr als ein Verkäufer von Finanzprodukten den man der verbliebenen Kundschaft aufschwatzen muss.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mellerschter
    Mit der Schließung der VR-Filialen und -Geldautomaten in Bastheim, Wollbach und Heustreu ist der gesamte Bereich zwischen Oberelsbach, Mellrichstadt und Bad Neustadt, wo noch Filialen vorhanden sind, ohne Bargeld-Versorgung (mit Ausnahme des SPK-Automats in Unsleben), was insbesondere für ältere Mitbürger*innen ein echtes Problem darstellt.
    Die Schließung einer oder zwei der genannten Filialen/Geldautomaten könnte doch zu Synergie-Effekten an anderen Standorten führen? Warum macht man gleich den ganzen Bereich dicht und versucht nicht, zumindest eines der Angebote zu erhalten?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Funkenstern
    Genau das muss gemacht werden, damit die aufwachen. Kündigen und sich trauen. Nur weils immer so war wird es heute nicht mehr anders. Das muss man sich verinnerlichen.
    Und durchziehen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten