Seit sechs Monaten tobt in der Ukraine nach dem Überfall Russlands der Krieg - und ein Ende ist nicht in Sicht. Viele Ukrainer, besonders Frauen und Kinder, sind aus Angst in andere Länder geflohen. 25 Flüchtlinge hat es nach Ostheim verschlagen. Davon gehen drei Kinder in die evangelische Kindertagesstätte Schobert-Haus. Dort wird alles dafür getan, um wieder ein Stück Normalität in ihren Alltag zu bringen.
Seit wenigen Wochen besuchen drei Kinder aus der Ukraine den evangelischen Kindergarten Schobert-Haus in Ostheim, ab Herbst wird ein weiteres Kind in die Krippe gehen. Die Eingewöhnung im Kindergarten funktioniert wie bei anderen Kindern auch: In den ersten zwei Wochen sind die Eltern dabei – fühlt sich das Kind dann wohl, verlassen Mama und Papa für eine kurze Zeit die Gruppe. Die Dauer wird immer weiter verlängert, bis sie irgendwann ganz wegbleiben.
Unkomplizierte Eingewöhnung
Bei den ukrainischen Kindern lief die Eingewöhnung bisher total unkompliziert, sagt Einrichtungsleiterin Martina Barthelmes. Wobei die Situation für jüngere Kinder leichter sei, so ihre Erfahrung. Das sei auch 2014 so gewesen, als Krim-Flüchtlinge nach Ostheim kamen. Was aber allen Kindern dabei helfe, sich wohlzufühlen: die Offenheit und Hilfsbereitschaft der anderen Kinder. "Sie nehmen sie an die Hand, zeigen ihnen, wo alles ist." Das mache die Kinder auch sehr stolz, wenn sie in der Lage sind, anderen zu helfen.
Da die ukrainischen Kinder noch kein Deutsch sprechen, bräuchten sie "stets eine enge Betreuung". Es werde immer Blickkontakt gehalten und langsam und deutlich gesprochen, erklärt die Kita-Leiterin. Es sei wichtig, dass die Kinder sich in der Gruppe gut aufgehoben fühlen. Auch Routinen geben den Kindern ein Gefühl von Sicherheit, so Barthelmes. Trotzdem gilt: Jede Situation ist anders, jedes Kind ist anders und jede Familie ist anders.
Deshalb wollen Martina Barthelmes und ihr Team immer ein offenes Ohr haben – auch für die Eltern. "Wir bieten unsere Hilfe an, hören zu, aber bedrängen sie nicht mit Nachfragen." Auch Hausbesuche werden gemacht. "Je mehr wir über die Gewohnheiten des Kindes sowie seiner Familie erfahren, umso besser können wir auf Wünsche und Bedürfnisse des Kindes und seiner Eltern eingehen."
Hoffnung auf eine Rückkehr
Viele ukrainische Eltern seien am Anfang noch zögerlich gewesen, weil sie hier niemandem zur Last fallen wollten und weil sie natürlich hofften, schnell wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können, meint Karina Werner. Die 2. Bürgermeisterin von Ostheim und Mitglied des evangelischen Kirchenvorstandes, dem Träger der Einrichtung, hat den Kontakt zwischen dem Schobert-Haus und zwei ukrainischen Familie vermittelt.
Und tatsächlich sind die Flüchtlinge, die in Oberwaldbehrungen untergebracht waren, schon wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Die Familien, die in Ostheim Zuflucht gefunden haben, sind noch da und auch dankbar, dass ihre Kinder in den Kindergarten gehen können. Die gewonnene Zeit würden sie für Amtswege nutzen, so Werner.
Auch die Verständigung laufe gut. "Wir haben für die Eltern einen Deutschkurs angeboten, der gut angenommen wurde", erzählt die 2. Bürgermeisterin, die die Flüchtlinge bei Behördengängen unterstützt. Außerdem spreche ein Teil Englisch. Und dann gebe es ja auch noch die Übersetzer-Apps für das Smartphone. Von der anfänglichen Scheu und Zurückhaltung sei fast nichts mehr zu spüren. "Sie kommen zurecht und fühlen sich auch wohl", ist Karina Werner überzeugt, die inzwischen ein sehr persönliches Verhältnis zu den Familien aufgebaut hat.
Den Eindruck hat auch Kita-Leiterin Martina Barthelmes: "In den Gruppen läuft der Kontakt sehr gut." Die Eltern wüssten, dass ihr Kind gut aufgehoben ist und könnten es dabei unterstützen, sein Selbstvertrauen besser zu entwickeln und zu festigen.