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Bischofsheim
Trotz hoher Gewinne aus dem Stadtwald: Diskussion über Einschlagpläne und verschobene Projekte im Stadtrat
Der unerwartet hohe Befall mit Borkenkäfern sorgte 2023 im Bischofsheimer Stadtwald für viel Arbeit. Statt der geplanten etwa 1000 Festmeter mussten mehr als 11.000 Festmeter Fichtenholz  geschlagen werden.
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa (Symbolbild) | Der unerwartet hohe Befall mit Borkenkäfern sorgte 2023 im Bischofsheimer Stadtwald für viel Arbeit. Statt der geplanten etwa 1000 Festmeter mussten mehr als 11.000 Festmeter Fichtenholz  geschlagen werden.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 18.03.2024 02:42 Uhr

In seiner ersten Sitzung als neuer Bischofsheimer Stadtrat konnte Karl-Heinz Weikard gleich einmal erleben, was intensive Stadtratsarbeit bedeutet. Unmittelbar nach der Vereidigung des 56-Jährigen von der Bürgerliste Wegfurt als Nachfolger von Stephan Zimmermann stand ein Thema auf der Tagesordnung, das die Bischofsheimer Ratsherren offensichtlich sehr bewegt: der Wald.     

Eineinhalbstündige Diskussion zum Thema Stadtwald

Die Bedeutung des Waldes als wichtigen Faktor für die Zukunft Bischofsheim, sei es ökologisch, touristisch oder wirtschaftlich, machte auch Bürgermeister Georg Seiffert in seinen einführenden Worten deutlich, bevor er Daniel Walter das Wort übergab. Der Revierförster der "von Waldthausen`schen Forstverwaltung, Gersfeld", die den Bischofsheimer Stadtwald seit 2010 bewirtschaftet, blickte, teils gemeinsam mit Firmenchef Constantin von Waldthausen, auf das vergangene Waldwirtschaftsjahr zurück und stellte den Jahresbetriebsplan 2024 für den Stadtwald vor.

Und das sorgte für eine intensive, teils sehr kritische Diskussion im Ratsgremium. In den folgenden mehr als eineinhalb Stunden mussten Walter und von Waldthausen verschiedene Nachfragen beantworten und auf durchaus kritische Anmerkungen der Stadträte eingehen.

Dabei wurde sehr deutlich, dass die Waldbewirtschaftung ein vielfältiger, hochkomplexer Prozess ist, der künftig nicht einfacher wird. Als Stichworte wurden hier Themen wie Borkenkäferbefall, Waldumbau oder der Klimawandel mit weitgehend frostfreien Wintern genannt, die das Arbeiten im Wald enorm erschweren.

Viel mehr Käferholz als zunächst erwartet

Zunächst hatte der Förster eine recht erfreuliche Nachricht mitgebracht. Statt eines erwarteten Minus von rund 60.000 Euro wurde das vergangene Jahr mit einem deutlichen Plus von knapp 460.000 Euro abgeschlossen. Das Ergebnis sei unter anderem durch Mehreinnahmen von 170.000 Euro beim Holzverkauf erzielt worden. Zudem wurden 2023 knapp 200.000 Euro eingespart, weil Projekte beim Wegeunterhalt und Pflanzungen nicht umgesetzt wurden.

Bürgermeister Georg Seiffert (rechts) vereidigte bei der jüngsten Sitzung des Gremiums Karl-Heinz Weikard als neuen Stadtrat von Bischofsheim. Der 56-Jährige ist Angestellter bei der Firma Jopp und rückt für die Bürgerliste Wegfurt für den ausgeschiedenen Stephan Zimmermann nach. 
Foto: Thomas Pfeuffer | Bürgermeister Georg Seiffert (rechts) vereidigte bei der jüngsten Sitzung des Gremiums Karl-Heinz Weikard als neuen Stadtrat von Bischofsheim.

Der Hintergrund der Mehreinnahmen beim Holzerlös ist allerdings kein erfreulicher. Sie sind auf eine dramatische Zunahme des Käferholzes zurückzuführen, das eingeschlagen werden musste. Statt der geplanten Entnahme von rund 1000 Festmetern Fichte mussten rund 11.500 Festmeter wegen des Befalls mit Borkenkäfer gefällt werden. Das sei nicht absehbar und nur mit großem Mehraufwand sowie der Aufarbeitung durch Firmen in Selbstwerbung zu bewältigen gewesen, betonte der Förster. Auch wenn es derzeit nicht sicher absehbar sei, befürchtet Walter in diesem Jahr eine ähnliche Entwicklung.

Für 2024 ein Minus von 75.000 Euro erwartet

Für 2024 wird mit Einnahmen von rund 940.000 Euro gerechnet, stellte der Förster fest, als er das umfangreiche Zahlenwerk und die Planungen für das laufende Jahr vorstellte. Die Ausgaben liegen allerdings darüber, sodass am Ende des Jahres ein Minus von rund 75.000 Euro erwartet wird. Das stieß im Ratsgremium nicht auf großen Widerspruch.

Nicht zuletzt wegen begrenzter Kapazitäten der Lagerplätze im Stadtgebiet wurde gefordert, dass bei erhöhtem Borkenkäferbefall auch heuer wieder Selbstwerber zum Einsatz kommen, die das Schadholz schnell aus dem Wald bringen und abtransportieren. Zudem sollen die geplanten Pflegemaßnahmen in Buchenbeständen schnell beauftragt werden, damit sie in jedem Fall durchgeführt werden. 

Während der Ausführungen des Försters wurde immer wieder Kritik laut. Da ging es zum einen um Zahlen, die in der Präsentation des Försters nicht berücksichtigt würden. Beispielsweise sei nicht zu erkennen, inwieweit die Einschlagplanungen des vergangenen Jahre bei den anderen Holzarten erreicht beziehungsweise unterschritten wurden.

Kritik an immer wieder verschobenen Projekten

Noch heftiger wurde moniert, dass bei der Planung für 2024 erneut nur ein sehr geringer Einschlag an Fichtenholz berücksichtigt ist, während doch wieder mit einem hohen Borkenkäferbefall zu rechnen sei. Seit Jahren würden dem Gremium irgendwelches Planzahlen vorgesetzt, gemacht werde aber immer etwas, hieß es dazu.

Von Waldthausen und Walter argumentierten dagegen, dass man für die Planung des Holzeinschlags von einem normalen Waldjahr ausgehe und deshalb immer auch die Pflege berücksichtigen müsse. Die müsse dann aber auch erfolgen, wurde mit einem Verweis auf frühere Versäumnisse eingefordert.

Kritik gab es zudem daran, dass verschiedene Maßnahmen beim Wegeunterhalt und bei den Neuanpflanzungen immer wieder im Haushalt zu finden seien, dann aber nicht umgesetzt und auf das kommende Jahr verschoben würden.

Hier konnte der Förster allerdings auf eine derzeit laufende Pflanzungen verweisen. Ein im vergangenen Jahr gestartetes Wegebau-Projekt am Kreuzberg habe abgebrochen werden müssen, da dort mit Material gearbeitet wurde, das so nicht bestellt war. Heuer soll der Weg fertiggestellt werden. 

Wieder drei Gegenstimmen gegen den Jahresbetriebsplan

Nach einigem Hin und Her wurde unter anderem deutlich, dass eine bessere Kommunikation zwischen Forstbetrieb und Stadtrat manche Diskussion und manches Missverständnis vermeiden helfen könnte. Entsprechend einigte man sich darauf, dass der Stadtrat künftig mehrmals im Jahr über aktuelle Entwicklungen im Wald informiert wird. Zudem sollen bei einem Waldbegang die verschiedenen Maßnahmen und die Komplexität der Arbeiten im Wald verdeutlicht werden. Die Forderung nach der Wieder-Einrichtung eines Forstausschusses wurde zunächst nicht weiter behandelt. 

Mit drei Gegenstimmen wie auch im vergangenen Jahr genehmigte der Stadtrat schließlich den Jahresbetriebsplan 2024 für den Stadtwald.

Wohnraum im früheren Postgebäude

Im Anschluss galt es noch einen Bauantrag zu behandeln. Zwar wurde bedauert, dass wieder eine Gewerbefläche verschwindet, dennoch erteilte das Gremium dem Antrag, in der früheren Post Wohnungen einzurichten, das Einvernehmen.

 
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